233 - Enklave der Träumer
Bestimmung gefunden. Straitar brauchte ihn. Er fühlte es.
Er hob seine Stimme. »Nun siehst du, wie schwach und fehlbar deine Wachen sind, Braut Straitars!«
Als habe allein der Name eine magische Wirkung, verharrten die Wachen. Sie hatten Nao eingekreist und standen um ihn und die Frau in Weiß herum. Nao sah aus den Augenwinkeln, dass Nik zurück zu Joon ins Gebüsch geflohen war. Er hob den Schlüssel in seiner Hand.
»Ich hätte die Opfer Straitars befreien können. Doch stattdessen bringe ich dir zu seinen Ehren zwei weitere Opfer!« Er wies auf die Büsche, in denen sich seine Freunde versteckten. Sein Gehirn fühlte sich seltsam leer an. Einen Augenblick überlegte er, was er da überhaupt sagte und tat. Dass es Wahnsinn war. Vor seinem inneren Blick tauchte wieder der Schatten auf. Die Zerstörung. Sein Kopf schmerzte. Dann ging der Augenblick vorüber und die Welt erschien im klarer und strahlender als je zuvor. Es war eine Ehre, für Straitar zu sterben, und er würde es mit Freude selbst tun. Seine Freunde würden das verstehen.
»Geht nachsehen!«, herrschte die Frau die Wachen an. »Na los!« Sie ging furchtlos auf Nao zu. »Wer bist du?«
»Ich bin Nao aus dem Paak. Straitar ruft mich. Straitar lenkt mich auf allen meinen Wegen.«
Die Frau verharrte reglos und schwankte dabei leicht auf der Stelle. Mit geschlossenen Augen streckte sie eine Hand aus, als wolle sie nach Nao greifen. Dann sprach sie erneut. »Ja. Du bist wahrhaft ein Jünger unseres Herrn. Ich erkenne es an. Ich nehme dich auf.«
Die Wachen zerrten den jammernden Joon und den wütenden Nik mit sich. Nik spuckte aus. »Nao! Wie kannst du uns nur verraten?!«
»Sie sind verblendet«, erklärte die Herrin. »Sperrt sie in den leeren Käfig. Wir werden sie der Allmacht Straitars zuführen, wenn ihre Zeit gekommen ist.« Ihre Finger berührten den blutverkrusteten Ritualdolch an ihrer Seite.
»Nao! Komm zu dir! Das bist nicht wirklich du!« Heraks Stimme klang verzweifelt. »Das ist der Dämon in dir!«
Nao lächelte und schüttelte belustigt den Kopf. Ein Dämon? Straitar war kein Dämon. Warum regte Herak sich auf? Straitar würde auch ihn aufnehmen. Straitar würde sie alle glücklich machen. Herak würde das noch früh genug erkennen.
»Du kennst diesen Mann?« Die Frau in Weiß trat ganz nah an ihn heran. Ihre Hände umfassten seine Schultern.
»Ja«, erklärte Nao teilnahmslos. »Das ist mein Vater. Er ist verblendet wie die anderen Ungläubigen. Er erkennt nicht die Gnade Straitars.«
Die Frau streichelte seine Stirn. Nao schloss die Augen. Ihre Hand fühlte sich warm und wohltuend an. »Höre, Sohn«, meinte sie leise. »Ich werde dir eine besondere Ehre zuteil werden lassen, weil du es warst, der mir zwei neue Opfer brachte.« Ihre Stimme war der pure Liebreiz. Nao wollte ihr jeden Wunsch erfüllen, nur um in ihrer Nähe zu sein. »Wir werden deinen Vater noch heute dem Gott zuführen. Du darfst das Opfer zum Sonnenuntergang selbst bringen und die Größe des Herrn spüren.«
»Danke«, flüsterte Nao ergriffen. Er wusste um die große Ehre, die ihm zuteil wurde. Es gab nichts, was er sich sehnlicher wünschte, als Herak zu erleuchten und ihn der Gnade Straitars zuzuführen…
***
An der Westküste Australiens
Maddrax und Aruula zuckten wie Fische auf dem Trockenen.
Tara hockte neben ihnen auf dem Boden des U-Bootes und murmelte leise Beschwörungen, die jedoch bisher nichts gebracht hatten. In ihrer Hand hielt sie eine Lederrolle, in der sie immer wieder las.
»Das halten sie nicht mehr lange aus.« Daan klang niedergeschlagen. »Wir müssen umkehren und hoffen, dass die Wirkung dann nachlässt.«
»Nein. Ich habe eine andere Idee.« Airin wies auf die Luke des Bootes. »Wir brauchen ein Behältnis voll Wasser!«
Daan runzelte die Stirn. »Was hast du vor?«
»Wir müssen ihn aus dem Griff des Dämons lösen, indem wir selbst sein Leben bedrohen!«
Sie schöpften genug Wasser aus dem Meer, um eine Metallkiste, die sie leer räumten, damit zu füllen. Dann zerrten sie Maddrax heran und hängten seinen Oberkörper über den Rand. Airin packte seinen Kopf und tauchte ihn unter. Daan und Eelton hielten den Mann aus der Vergangenheit fest, während Tara laut und vernehmlich von der Lederrolle ablas und den Namen Piamas ehrte.
Einige bange Sekunden lang tat sich nichts. Maddrax zuckte nur; er schien sich willenlos ertränken zu lassen!
»Göttin«, murmelte Airin hilflos. »Lass uns jetzt nicht im Stich!«
Und
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