2331 - Die Eisstadt von Vaccao
wurden von einem optischen Apparat bedeckt, der Kamerabilder wahrscheinlich direkt in die Sehnerven einspeiste.
Ein Pulk aufgeregter Mediker verfolgte den Haluter, allen voran HeryAnn Taeg, doch niemand wagte es, Rakane zu berühren. Der Chefwissenschaftler der SOL hatte offenbar kein Hehl aus seiner Absicht gemacht, sich von nichts und niemandem aufhalten zu lassen, und kein Mensch, der bei Verstand war, konnte es wagen, sich einem energisch ausschreitenden Haluter in den Weg zu stellen, so schwer verletzt dieser auch sein mochte. „Ich melde mich zurück zum Dienst!", sagte Blo Rakane noch dröhnender als sonst, als wolle er seine Kraft und Leistungsfähigkeit auch akustisch demonstrieren. „Es werden keine bleibenden Schäden zurückbleiben, und ich bin einsatzfähig. Würden Sie mir nun bitte die Aufnahmen des Stimmrecorders zur Verfügung stellen, Ronald?"
„Ich muss energisch protestieren!", rief Hery-Ann Taeg, doch ihre Stimme war nur ein leises Piepsen im Vergleich zu der des Haluters. „Es ist möglich, dass Sie infolge des unterbrochenen Heilungsprozesses einfach ... tot umfallen!"
„Für wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit dafür ein, Chefmedikerin?"
„Für mindestens zehn Prozent, wenn nicht sogar ..."
„Zehn Prozent!", dröhnte Rakane. „Na dann!
5.
Die Schritte wurden noch lauter, und dann hörte Dao-Lin, wie jemand ihren Namen rief. Sie erkannte die Stimme sofort und fauchte leise. „Ich bin hier!", antwortete sie und schalt sich eine Närrin.
Wie hatte sie auch nur einen Moment lang glauben können, ihre stummen Gebete seien erhört worden und die verschwundenen Erbauer der Eisstadt von Vaccao hätten ihre guten Absichten und die Bedeutung ihrer Mission erkannt und sich daraufhin entschlossen, sich ihr zu offenbaren?
Sie verspürte Wut, Zorn auf sich selbst, aber ebenso auf den Hohen Mann von Ultrablau. Ron-Sha-R'itt hatte offenbar die Sehnsucht nach ihr geplagt.
Dann bog er schon um die Ecke, sah sie und lachte sein charismatisches Lachen.
Seine gelblich grünen Augen leuchteten auf. Anscheinend freute er sich wirklich, sie zu sehen.
Er lief zu ihr, umarmte sie und hob sie ein paar Zentimeter hoch, und sie fuhr mit der Hand über den fingerbreiten hellgrauen Streifen, der sich von der Nase bis zum Nacken über seinen Kopf zog.
Dann drückte sie beide Hände gegen seine Schultern und befreite sich von ihm. „Was willst du hier?"
Verwundert sah er sie an. „Dich unterstützen natürlich! Zumindest moralisch. Das ist wohl das Mindeste, was ich tun kann."
Einen Moment lang wurde ihr warm ums Herz. Das sah dem Bürgermeister von U'Hartu ähnlich. Und wahrscheinlich meinte er es ernst mit dem Angebot. Er wusste zuzupacken und war sich auch nicht zu schade, selbst Hand anzulegen, wenn es notwendig war. Wenn sie ihn darum bat, würde er die Eisstadt Block für Block persönlich abtragen.
So viel lag ihm also an ihr. Er kannte sie doch, hatte fast zwölf Jahre lang Zeit gehabt, sie verstehen zu lernen. Er musste sich denken können, was geschehen würde, sollte es ihr gelingen, das Geheimnis der Eisstadt zu ergründen.
Sie würden neue Informationen erlangen, und diese Erkenntnisse würden die Besatzung der SOL veranlassen, noch mehr daranzusetzen, so schnell wie möglich von Ultrablau starten zu können.
Und außerdem ... so willkommen seine Hilfe, zumindest seine moralische Unterstützung auch sein mochte, auf der anderen Seite stellte sie eine zusätzliche schwere Belastung im Umgang mit den Leuten von der SOL-KR116 dar.
Ihnen konnte nicht verborgen geblieben sein, dass Ron-Sha-R'itt die Eisstadt betreten hatte. Musste er die Besatzung denn unbedingt erneut mit der Nase darauf stoßen, dass sie Tekener verlassen hatte?
Sie konnte sich vorstellen, was Marka Derust und die anderen nun tuschelten.
Das Kätzchen ist wieder rollig und paart sich lieber mit dem Kater, statt seinen sinnlosen Wunschträumen nachzuhängen.
Den Kartanin macht die Kälte ja nichts aus... „Das ist lieb von dir", sagte sie zögernd. „Aber ich befürchte, die Besatzung der TATI wird auf deine Anwesenheit nicht so positiv reagieren. Es bestehen schon genug Spannungen ..."
Ron-Sha trat, nein, prallte geradezu zurück, und in seinen Augen blitzte es zornig auf. „Na und?",, sagte er. „Wir sind Partner, und wenn ich dich unterstützen will, haben die Glatthäutigen zu schweigen!"
Natürlich hatte er Recht. Warum hatte sie es so ausdrücken müssen? Sie hatte keine Kritik an seiner
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