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2331 - Die Eisstadt von Vaccao

Titel: 2331 - Die Eisstadt von Vaccao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Haltung und Absicht äußern wollen. Und überhaupt ... die Fronten waren festgefahren. Was scherten sie die ... Glatthäutigen an Bord der TATI überhaupt? Hatte sie nicht die Kraft, ihnen gegenüber zu der Entscheidung zu stehen, die sie vor fast zwölf Jahren getroffen hatte?
    Aber tief in ihr war da dieses Gefühl, nein, diese Intuition. Irgendetwas sagte ihr, dass ihre Zeit knapp wurde. Wer konnte schon sagen, was in diesem Moment auf Rothger geschah? Nein, sie befürchtete, dass die Dinge nun in Bewegung kommen würden, und sie wollte nicht überrollt werden, bevor sie hier in der Eisstadt den Durchbruch erzielt hatte, der greifbar nahe war.
    Auch das konnte sie fühlen.
    Aber für Gefühle konnte man sich nichts kaufen. Nichts hatte sich geändert. Sie brauchte Ergebnisse. „Komm", sagte sie leise. „Ich bin müde und erschöpft. Heute werden wir hier nichts mehr finden. Bring mich zum Kreuzer zurück." Sie streckte die Hand nach ihm aus.
    Doch er ergriff sie nicht. „In der Stadthaus-Kuppel wartet noch Arbeit auf mich. Wenn du mit mir kommen möchtest, könnte ich sie für ein paar Stunden verschieben. Oder sogar auf morgen ..."
    Aber er lachte nicht, als er das sagte, betrachtete sie weiterhin unverwandt ernst.
    Plötzlich fröstelte sie wieder. Aber nicht wegen der Kälte der Eisstadt.
     
    *
     
    „Wir haben alle Untersuchungen mittlerweile dreimal durchgeführt. Und bei einer weiteren seismischen Sprengung kann ich nicht mehr für die Unversehrtheit der Eisstadt garantieren." Marka Derust breitete mit einer Geste die Hände aus, die eher Ergebenheit in ein grausames Schicksal denn Resignation ausdrücken sollte. „Das Ergebnis bleibt unverändert, die Existenz von Hohlräumen kann ausgeschlossen werden."
    Dao-Lin unterdrückte ein Fauchen.
    Mittlerweile schrieben sie den 22. Juli 1342 NGZ, und ihre Laune hatte sich nicht verbessert, nachdem Ron-Sha in das Stadthaus und sie in die SOL-KR116 zurückgekehrt war. Noch immer schlugen zwei Seelen in ihrer Brust. Dafür hatte sie ihren Gefährten fortgeschickt?
    Aber irgendetwas muss es geben!, dachte sie. Und wenn es nur eine verborgene Richtantenne war, die auf einen möglicherweise vorhandenen zweiten Stützpunkt auf Ultrablau ausgerichtet war.
    Was auch immer! Mochten die anderen sich um das Wrack auf Rothger kümmern, sie würde bei der Eisstadt nicht lockerlassen. „Dann werden wir unser Vorgehen ändern." Dao-Lin sah die Hyperphysikerin trotzig an. „Wenn Untersuchungen an Bord der TATI nicht mehr sinnvoll sind, werden wir sämtliche Wissenschaftler in die Eisstadt selbst beordern und dort weitermachen."
    In Marka Derusts Blick schien nicht nur Skepsis, sondern zum ersten Mal auch Mitleid zu schwingen.
     
    *
     
    Aussichtslos, dachte Dao-Lin. Alles ist aussichtslos.
    Emporen und Viadukte, Treppen und Galerien, Altäre und Hünengräber, Räumlichkeiten, weichkantig wie von Wasser geschliffen. Wie oft war sie jetzt schon durch die Eisstadt geschritten? Wie oft hatte sie sich in jedem Raum umgesehen, jeden Altar untersucht, jede Treppenstufe abgeklopft? Wie oft hatte sie schon diesen Haufen Schutt betrachtet?
    Die Kartanin blieb stehen. Sie hatte ihn bestimmt schon ein Dutzend Mal gesehen, aber eigentlich nicht zur Kenntnis genommen.
    Ein Haufen Schutt eben, nichts weiter.
    Die Wand dahinter war rau, schadhaft, als sei die unbekannte Beschichtung, die sie bedeckte, ein unsachgemäß angebrachter Verputz, der schon nach kurzer Zeit wieder abgebröckelt war. Sie bildete eine Außengrenze am unteren Rand der Anlage, und die Trümmer, die seit Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden unbeachtet an ihrem Fuß lagen, mussten von der schadhaften Fläche herabgefallen sein.
    Es sei denn, jemand hat sie hierher gebracht, dachte Dao-Lin.
    Aber warum hätte jemand das tun sollen?
    Sie hörte die leisen, gedämpften Stimmen der Wissenschaftler, die hier eine Arbeit verrichteten, die sie für sinnlos hielten und die sich bislang auch als sinnlos erwiesen hatte.
    Was für Trümmer waren das?
    Dao-Lin kniete nieder und hob eins der zahllosen Bruchstücke auf. Als sie es umdrehte, sah sie, dass die Unterseite bemalt war oder bedruckt. Und nicht nur dieses Teilchen des Schutthaufens - das traf praktisch auf jedes zweite zu.
    Als wären sie Teil eines Freskos gewesen, das an dieser Wand geklebt hatte und dann irgendwann wie schadhafter Putz heruntergefallen war.
    Mit einer raschen, abgehackten Bewegung aktivierte sie ihr Funkgerät. „Ich bitte die werten Kollegen

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