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2443 - Eschers Plan

Titel: 2443 - Eschers Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dem Bewusstlosen und legte ihm das Kleidungsstück an, was mit einiger Mühe verbunden war. Als Letztes schloss er den Helm, sodass der Erste Kybernetiker ab sofort durch die Anzugstechnik autark versorgt wurde.
    Laurence Savoire war damit gegen alle Eventualitäten geschützt. Wahrscheinlich dauerte es nicht lange, bis Atlan einen Angriff auf ESCHER startete, sobald die ersten Schritte zum zentralen Transfer begannen.
    Myhr aktivierte den Antigrav des Anzugs und dirigierte den Bewusstlosen vor sich her, bis er eine abgelegene Kammer der ESCHER-Räumlichkeiten erreichte, die sich über einen großen Bereich der RICHARD BURTON erstreckten. Dort legte er den Ersten Kybernetiker ab und begann mit seiner eigentlichen Aufgabe.
    Mit seinen von ESCHER verliehenen Parafähigkeiten schirmte er Savoire mental ab. Es gab keinen Zweifel, dass die Expeditionsleitung schon bald den Ortermutanten Startac Schroeder beauftragen würde, Dr. Savoire ausfindig zu machen. Doch der Monochrom-Mutant würde versagen. Derart abgeschirmt konnte Schroeder den Ersten Kybernetiker nicht wahrnehmen.
    Zufrieden schloss Merlin Myhr die Tür der Kammer und wartete ab. ESCHERS Plan ging auf. All die Vorbereitung würde schon bald Früchte zeigen, und die ersten Schritte würden unbemerkt ablaufen.
    Der zentrale Transfer startete ... jetzt.
     
     
    Hyperdim
     
    Sein Geist zerbricht in Millionen und Abermillionen Splitter.
    Bis er erkennt, dass es Millionen und Abermillionen Informationen sind, die auf ihn einströmen.
    Dr. Laurence Savoire taumelt durch die Ebene. Die unendliche Weite ist in einer Struktur geformt. Ihn umgibt nicht mehr das Nichts, diese verhasste allgegenwärtige Nicht-Schwärze. Sondern er steht mitten in funkelndem Licht.
    Alles erstrahlt in einer Klarheit, wie er es noch nie erlebt hat.
    Als losgelöstes Bewusstsein in der Hyperdim-Matrix besitzt der Erste Kybernetiker kein Herz mehr, aber das Gefühl, das ihn schier überwältigt, ist nur damit vergleichbar, wie sich vom Herzen aus Ehrfurcht durch sein ganzes Sein verbreitet.
    Die Splitter setzen sich wieder zu einem Ganzen zusammen. Der Erste Kybernetiker nimmt nicht wahr, dass neben ihm die Präsenz des Prozessors Pal Astuin schwebt. Es ist unwichtig angesichts der überwältigenden Herrlichkeit der Informationsfülle, die zu etwas Einmaligem gerinnt.
    Aus der Helligkeit schält sich eine Farbe: Gelb.
    Dem Gelb folgt Rot.
    Für Savoire bedeutet es Wärme, Leben und Kraft. Es strahlt nach all den Tagen in Finsternis und dem entsetzlichen Nicht-Schwarz so sehr, dass Savoire unwillkürlich das Auge schließen will.
    Doch er besitzt kein Auge.
    Freude und Angst mischen sich zu einem Impuls des Entsetzens, der noch in derselben Zehntelsekunde beantwortet wird von überall her: Signal Pal Astuin: „Es ist in Ordnung."
    Signal Sybel Bytter: „Sei willkommen, Laurence, und fürchte dich nicht."
    Signal Wilbuntir Gilead: „Wenn die Flut dich überrinnt, verschließe dich selbst."
    Signal Matheux Alan-Bari: „Die Matrix ist Leben und Kraft, und sie ..."
    Signal Ulsa Garfinker: „... zerstört nicht, darum habe ..."
    Signal Patmur Derz: „... keine Angst."
    Laurence Savoire will schreien, und ein Funkenregen schwebt von ihm aus durch die Ebene. Er leuchtet nicht nur in den beiden Farben, die seine Wahrnehmung durchziehen, sondern auch im Blau der Überraschung und im Grün der Begeisterung.
    Er versucht sich auszudrücken und sendet sein erstes bewusstes Signal in die Matrix im selben Augenblick, in dem er es denkt: „Es ist berauschend."
    Sein Geist vermag die Vielfalt nicht zu begreifen. Die Perfektion der geordneten Strukturen steht völlig jenseits jenes Chaos, das ihn seit seiner Erblindung beherrschte. Nun erst begreift Savoire, was er schon immer gesucht hat, vom ersten Moment an, als er sich seiner selbst bewusst geworden ist.
    Signal Laurence Savoire, unbewusst abgestrahlt, ein Gedankenfetzen, der sich als Information ins Kollektiv ergießt: „Ich hatte es nie benennen können."
    Ich bin ein Kind und bin allein, ohne Struktur und Leitung. Mein Vater ist gestorben, ich selbst habe die Leiche gefunden, in einer dunkelschwarzen Nacht.
    Ich suche nach jemandem, der mich an der Hand nimmt und führt, doch da ist niemand. Meine Mutter kann es mir nicht bieten, denn sie erträgt nicht, was geschehen ist. Sie hat mir gesagt, dass ich anders bin als die meisten Kinder. Ich höre sie weinen in der Nacht, wenn sie glaubt, niemand bemerke es. Sie denkt, ich schliefe, aber ich liege

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