Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
246 - Am Ende aller Zeit

246 - Am Ende aller Zeit

Titel: 246 - Am Ende aller Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
Vom Netzwerk:
Kommandozentrale zurück. Der große, mit Proben und Versuchstieren voll gestopfte Raum war menschenleer. Auf dem Monitor sah man die Bilder irgendeines Warlynnes, der sich auf dem Rückweg aus einer weit entfernten Gegend befand.
    Aus einem Lautsprecher tönte eine menschlich wirkende Stimme. »WA-1891-247 befindet sich wieder in Funkreichweite. Planquadrate wie befohlen abgelaufen. Kehre zur Anlage zurück. Ankunftszeit T minus 5 Stunden.«
    Erzbischof Rage schauderte. »Und mit diesen Ungeheuern müssen wir zusammenarbeiten…« Er stellte den Ton ab und drehte den Monitoren den Rücken zu.
    »Ihr… Ihr wollt mit mir reden?« Torture sah ungewohnt blass aus.
    Zumindest hat er ein schlechtes Gewissen, dachte der Erzbischof mit Genugtuung. »Ja, mein Bruder. In unserem letzten Gespräch habe ich dich gewarnt. Nun ist mir zu Ohren gekommen, was du mit Stardust getan hast. Einigen Aussagen nach war es nicht zu überhören.«
    »Rage… Ich… Ich weiß selbst nicht, warum das mit mir geschieht… Stardust… Sie macht mich willenlos.«
    »Glaubst du, sie ist eine Hexe? Eine getarnte Dämonin?«
    Torture schüttelte schnell den Kopf. Seine schwarzen Locken folgten der Bewegung. »Ganz sicher nicht, Erzbischof. Sie führt nichts Böses im Schilde. Im Gegenteil. Sie gehört zu denen, die einen neuen Anfang wagen wollen, und sie wünscht sich…« Er verstummte und brauchte eine Weile, um weiter zu sprechen. »Nun… sie wünscht sich Kinder von mir, um ein neues, gottgefälliges Volk zu begründen. Wie ich sieht auch sie unsere Aufgabe darin, diese Welt anzunehmen und zu bevölkern.«
    »Und doch siehst du, wie der HERR solche straft, die gar zu freizügig leben und sich mit dem Bösen verbrüdern. Die kleine Gordie hat eine Strafe GOTTES erhalten, die sie vielleicht nicht überlebt.«
    Rage sah zufrieden, wie sich Tortures Augen vor Schreck weiteten. »Aber so ist Stardust nicht! Sie folgt den Lehren des HERRN, und ich denke, sie will das Richtige. Wir müssen ein neues Volk gründen, Rage! Nur so können wir uns dauerhaft einen Platz in dieser Welt erobern!«
    Rage zögerte. »Auch ich bin dieser Auffassung. Wir werden eine Versammlung mit den Anhängern des Generals und denen von Mr. Black und der Präsidentin fordern. Dort wollen wir entscheiden, wie wir weiter vorgehen.«
    »Dann zürnt Ihr mir nicht, weil ich… gefallen bin?« Der große Mann wirkte gebeugt. Rage erkannte, wie tief Torture sich in seiner Schuld fühlte, und das gefiel ihm. Er konnte Torture lenken wie ein williges Horsay. »Solange du nie vergisst, dass deine oberste Treue dem HERRN und dem Orden gilt, Bruder, soll es mir recht sein.«
    Solange Torture sich ihm unterordnete, hatte er freie Hand. Er konnte seine eigene Ordnung schaffen. Die täglichen Predigten waren erst der Anfang. Sie bereiteten seine Anhänger auf den Weg aus der Anlage vor. Bald schon würde sein Traum wahr werden und er würde eine neue Zukunft erschaffen. Eine Zukunft, die er bestimmen würde.
    Er sah Torture gütig an. »Wenn es dein Wunsch ist, so vereine dich mit dieser Frau. Aber du musst dir Stardust zum Weibe nehmen. Eure Vermählung soll zugleich mit dem Einzug in das Dorf geschehen, das wir uns in der Nähe der Anlage errichten werden. Eure Liebe soll zu einem Symbol für die Menschen werden, das ihnen Kraft gibt auf dem beschwerlichen Weg, der vor uns liegt.«
    Torture sank vor Rage auf die Knie. »Danke, dass Ihr mir vergebt, Erzbischof.«
    Rage nickte gönnerhaft. Er musste daran denken, wie lange sie sich schon kannten und wie alles begonnen hatte. Damals waren sie auf dem Weg von Godsville nach Waashton gewesen. Sie hatten einen Rev’rend in ihrer Gefangenschaft gehabt, den sie eigentlich der Obrigkeit übergeben wollten. Doch es war anders gekommen. In zahlreichen Dämonenangriffen hatte sich der Rev’rend bewährt und am Ende sogar sein Leben für sie gegeben. Statt ihn auszuliefern, waren seine Gefangenenwächter Luder und Brokowic bekehrt worden.
    Damals hatte Rage die Größe des HERRN zum ersten Mal erblickt. Der alte Rev’rend hatte ihm seinen heiligen Kampfnamen verliehen, wie es unter den Rev’rends Brauch war. Wenn ein Rev’rend starb, vererbte er seinen Namen weiter. Rage war stolz, dass er diesen ehrenvollen Namen erhalten hatte. Einen Namen mit einer langen Tradition.
    Zahlreiche Wunder hatte der HERR ihm seitdem geschenkt. Dieses war mit Abstand das Größte. GOTT hatte ihn erwählt, der Vater und Anführer eines neuen Volkes zu werden. Unter

Weitere Kostenlose Bücher