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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dadurch versäumt, daß ich deinem Rat folgte, zu Fuß durch die Stadt zu schleichen! Der Teufel hole die Weiber!“
    „Und auch mich?“ fragte sie.
    „Wenigstens jetzt noch nicht! Du bist noch nicht die Schlimmste!“ lachte er roh.
    „Hattest du Glück?“
    „Frag nicht so dumm! Ich wurde ertappt. Wahrscheinlich ist alles verloren!“
    „Und der Vater? Der arme Vater?“
    „Kann mir dann nichts mehr helfen!“
    „Allah, Allah! Ich bitte dich, ihn zu grüßen!“
    „Leb wohl!“
    Er ritt fort.
    „Schon verlassen willst –“
    „Leb wohl!“ wiederholte er, nun schon von weitem.
    „So bleib doch nur noch einen –“
    Ich sah, daß sie ihm die Hände nachstreckte, und hörte von ihm einen Fluch und das Klatschen der Peitsche, mit welcher er das Pferd zur Eile trieb. Das war alles so gefühllos, so menschenunwürdig, so grausam! Kann man so etwas wirklich erleben? Wohl nur im Traum, aber nicht im Wachen! Ich hörte im Kiosk ein tiefes, tiefes Atemholen und dann Schritte, die sich entfernten. War das dann ein Schluchzen? Oder nicht? Auch ich entfernte mich und kehrte zum Wäldchen zurück, um nach der Stadt zu reiten. Ich wußte nun, woran ich war. Der alte Basch Islami hatte nicht nur die Stadt, sondern auch sein Haus verlassen. Er befand sich dort, wohin der ‚Panther‘ jetzt ritt, der ihm versprochen hatte, seine Tochter zur Fürstin von Ardistan zu machen, falls er selbst zum Mir gewählt werde. Nun der ‚Oberste der Mohammedaner‘ aber hatte fliehen müssen, konnte man sich gestatten, die Tochter nicht gerade fürstlich zu behandeln!
    Am nächsten Morgen begann die eigentliche Vorarbeit für das Fest. Es wurden Kontrakte angefertigt und unterschrieben, nach denen die Fabrikanten, Lieferanten und Arbeiter sich zu richten hatten. Diese Oberleitung führte ich. Den direkten Verkehr mit den Leuten übernahm Halef, der hierzu wie geschaffen war. Der dritte von uns, nämlich der Oberpriester, wirkte in geradezu unvergleichlicher Weise, und zwar ebensosehr nach außen wie nach innen. Er schickte Boten nach Gharbistan und Scharkistan, damit man dort überall erfahre, daß man nach Ard zu wallfahrten habe, weil dort der ‚Stern von Bet Lahem‘ aufgegangen und der ‚Friede auf Erden‘ gekommen sei. Auch durch ganz Ardistan gingen seine Boten. In der Hauptstadt selbst aber wirkte er durch persönliche Besuche und durch Vertiefung und Veredelung unserer äußerlichen, geschäftlichen Reklame. Wir stellten an allen Plätzen und größeren Straßen der Stadt Musterbäume und Verkäufer aus. Wir ließen mit Christbaumschmuck hausieren gehen. Wir ließen Vorträge halten. Wir gründeten Wohltätigkeitsvereine und Klubs des ‚Sternes von Bet Lahem‘ zur Christbescherung für die Armen und Kranken. Und das alles in nur zehn Tagen! Man kann sich da wohl denken, daß wir während dieser ganzen Zeit fast nicht zu Atem kamen!
    Auch für die Unterbringung und Ernährung der erwarteten zahllosen Fremden mußte gesorgt werden. Das erforderte die Herbeischaffung von Vorräten und die Anstellung ehrlicher, zuverlässiger Leute. Höchst wichtig war die sofortige Gründung einer starken, christlichen Freiwilligenpolizei. Es waren von Seiten der Andersgläubigen und der Aufrührer feindliche Kundgebungen, vielleicht sogar noch Schlimmeres zu erwarten; da war es geboten, Gegenmaßregeln zu treffen. So mühevoll und kompliziert das alles war, wir brachten es doch fertig, denn hoch über unserer Arbeit schwebten der Wille und das Machtwort des Mir, dessen plötzliche Herzens- und Sinnesänderung wie bezaubernd wirkte, und in noch größerer Höhe stand über all diesen Weihnachtssorgen und Weihnachtshoffnungen der allgütige Himmel mit seiner ewigen Liebe, Weisheit und Gerechtigkeit, die in die fernste Zukunft schaut und die richtige Zeit der Erlösung jedes einzelnen und jedes vereinten Volkes kennt.
    Darum war ich wohlgemut. Ich wußte, daß alles gelingen werde, äußerlich und innerlich. Denn meine eigentliche Aufgabe hatte sich weniger auf die Außendinge als vielmehr auf die Seele zu richten, auf die Volks- und auf die Menschheitsseele, mit der ich mich beschäftige, seit ich überhaupt beschäftigt bin. Mit dem Geist der Bevölkerung von Ardistan hatten wir jetzt nichts zu tun. Der mochte sich gegen uns aufbäumen, sich empören; er machte uns nicht bange. Aber wenn es uns gelang, die Seele dieses Volkes wachzurufen, wie wenn man zu einem Kind sagt: „Steh auf vom Schlaf und komm herein aus deiner Kammer; es

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