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257 - Die Spur der Schatten

257 - Die Spur der Schatten

Titel: 257 - Die Spur der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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beherrschten die Ruinenstadt.
    Ein wohlwollendes Schicksal ersparte Fletscher, diesen Fakten persönlich ins Auge sehen zu müssen. Doch ohne Preis ist dergleichen nicht zu haben im Leben, und so musste Fletscher einem anderen Faktum ins Auge sehen. Einer Frau.
    An einem der letzten Oktobertage begann es wieder einmal zu pissen wie die Wisaau . Seine treuen Knechte führten Fletscher über eine Brücke, die gerade noch ohne direkte Lebensgefahr überquert werden konnte. Anschließend lotsten sie ihn in die recht gut erhaltene Ruine einer großen Kirche.
    Ein kleines Feuer brannte ganz vorn im Kirchenschiff auf einem steinernen Tisch und es roch nach gebratenem Fleisch. Ein bärtiger Bursche, über und über behaart, drehte einen gerupften Vogel über dem Feuer, irgendein Wasservogel von mindestens acht Kilogramm. Neben dem Steintisch hockten in Decken gehüllt eine blonde Frau und ein Kind. Fletscher war kaum durch das Portal der Ruine getreten, da wusste er schon, dass die schönste Frau der Welt dort vorn neben dem Feuer saß.
    »Benehmt euch«, raunte er seinen wilden Knechten zu, während sie durch den Mittelgang zu dem Paar und dem Kind am Feuer gingen. »Hallo!« Er winkte von weitem. »Keine Angst, Ma'am - wir kommen in Frieden!«
    Der Mann, ein vollbärtiger, kräftig gebauter Bursche in einem schmutzigen Fellmantel, winkte sie heran. »Setzt euch, kommt grad recht - is gleich fertisch. Esst mit uns.«
    »Oh! Sehr freundlich, danke!« Fletscher nahm auf den Stufen vor dem Steintisch neben der Frau Platz. Wahrhaftig - sie war schön und unglaublich weiblich; sein Herz begann zu klopfen. »Mein Name ist Robin, das hier sind Paps, Pieps und Pups.« Er legte das LP-Gewehr auf seine Schenkel und wies seine barbarischen Begleiter mit knappen Gesten an, sich hinzusetzen und still zu sein. »Und wer seid…?«
    Er verstummte jäh und riss die Augen auf: Jetzt erst erkannte er, dass die schöne Frau Bunkerkluft trug. Er zog am Brustteil seines Kampfanzugs. »Ich schätze, wir haben etwas gemeinsam, Ma'am!« Halb aus Erstaunen, halb aus Erleichterung schlug er sich auf die Schenkel und lachte laut. »Das kann doch kein Zufall sein! Das Schicksal wollte, das wir uns über den Weg laufen! Aus welcher Community kommen Sie?«
    »Aus London«, entgegnete sie kühl. »Mein Name ist Jennifer Jensen, das ist meine Tochter Ann.«
    »Und isch bin Pieroo«, grinste ihr behaarter Begleiter.
    »Aber ....«, unsicher deutete Fletscher auf ihn, »... er stammt doch nicht etwa auch aus dem Londoner Bunker?«
    »Er ist ein guter Freund«, beschied sie ihm knapp. »Und woher kommen Sie, Mister…?«
    »Fletscher«, entgegnete er. »Aus Leeds. Wir waren zu zweit auf dem Weg nach London, wollten uns der Allianz gegen dieses außerirdische Pack anzuschließen, Sie wissen schon. Tja…« Mit verächtlicher Miene und einer abfälligen Geste deutete Robin Fletscher auf seine drei barbarischen Begleiter. »Und dann begegneten uns diese drei Figuren und ihre Komplizen. Sie haben meinen Begleiter massakriert.«
    Die drei Waldwilden senkten schuldbewusst die Blicke, während Fletscher vom Sturz in die Fallgrube, vom Verlust des Buggys, von Bucks Tod und vom Weg bis in die Kirchenruine berichtete. »Dafür, dass ich sie am Leben lasse, werden diese wilden Rotznasen mich nach London führen«, schloss er und strich zärtlich über sein LP-Gewehr. »Völlig zu Recht fürchten sie nämlich die Feuerkraft meiner Laserwumme.« Er grinste breit und sah der blonden Frau auffordernd ins schöne Gesicht. Das Kind, um das sie den rechten Arm gelegt hatte, beäugte ihn misstrauisch. Es war ein Mädchen von höchstens fünf oder sechs Jahren. »Und jetzt du, Jenny - ich darf doch Jenny sagen, oder?«, fuhr Fletscher fort. »Wohin willst du und warum?«
    »Jetzt müssmer erst mal futtern«, erklärte der haarige Barbar am Feuer. Fletscher begriff nicht, wie eine so schöne und kultivierte Frau einen derart ungehobelten und struppigen Kerl als ihren Freund bezeichnen konnte. Sie hatte sich doch nicht etwa mit ihm eingelassen?
    Fürchtete sie sich denn gar nicht vor der Infektionsgefahr? Wie auch immer: Sollte er sich als Rivale entpuppen, erschien es Fletscher als Kinderspiel, ihn auszustechen.
    Der Mann, der sich als Pieroo vorgestellt hatte, säbelte inzwischen vier Fleischstücke von seinem großen Braten und verteilte sie unter den vier Männern. Fletscher bekam das größte.
    Während des Essens begann endlich auch die Frau mit dem schönen Namen Jenny zu

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