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er gehen, die Tür nach draußen stehe jedem offen, und noch offener sei Mexiko. Ich sagte, von dieser Gewitternacht an (denn in der Tat zuckten Blitze über Teilen der Stadt, und durch die Fenster konnten wir sie sehen) sei Schluss mit den fetten Almosen an die Kirche, die uns den Himmel versprach, auf Erden aber seit über hundert Jahren schröpfte. Ich sagte, ich würde nicht noch einmal heiraten, warnte sie aber, dass sie von mir noch viel schlimmere Dinge zu hören bekämen. Ich sagte, sie lägen schon im Sterben und dass ich nicht wollte, dass sie starben. Alle erbleichten und die Kinnladen klappten herunter, aber niemand fiel tot um. Wir Esquivels sind im Grunde zäh. Wenige Tage später, ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, sah ich Kelly wieder.
An jenem Tag war Kessler am Cerro Estrella, lief durch die Siedlungen Estrella und Hidalgo, schaute sich diesseits und jenseits der Hauptstraße nach Pueblo Azul um, sah die Bauernhäuser, leer wie Schuhkartons, solide, schmuck- und nutzlose Gebäude an den Biegungen von Wegen, die später in die Straße nach Pueblo Azul mündeten, und wollte dann die Viertel sehen, die an die Grenze zu den Vereinigten Staaten reichten, die Siedlung México in unmittelbarer Nachbarschaft zum US-amerikanischen El Adobe, die Bars und Restaurants und Hotels der Siedlung México, ihre Hauptverkehrsstraße mit dem ohrenbetäubenden Lärm von Last- und Personenwagen, die in Richtung Grenzübergang donnerten. Schließlich fuhren seine Begleiter auf seinen Wunsch hin auf der Avenida General Sepúlveda in Richtung Süden und nahmen die Straße nach Cananea, von der sie nach La Vistosa abbogen, eine Siedlung, in die sich fast nie ein Polizist verirrte, sagte der Kriminalbeamte, der am Steuer saß, und sein Kollege nickte bedrückt, als wäre die Abwesenheit der Polizei in den Siedlungen La Vistosa, Kino und Remedios Mayor eine Schande, die sie als energische junge Burschen bedrückte. Und warum bedrückte es sie? Einfach weil die Gesetzlosigkeit sie schmerzte. Welche Gesetzlosigkeit? Die der Banden, die den Drogenhandel in diesen gottverlassenen Siedlungen kontrollierten, was Kessler nachdenklich stimmte, denn wenn er durch das Wagenfenster die in Bruchstücke zerfallende Landschaft betrachtete, schien es schwer vorstellbar, dass sich die hiesigen Bewohner Drogen kauften. Dass sie Drogen nahmen, kein Problem, aber dass sie welche kauften, in den Tiefen ihrer Taschen wühlten, um das nötige Geld dafür zusammenzukratzen, was in den Ghettos der Schwarzen und der Hispanics im Norden leicht vorstellbar war, die verglichen mit diesem sich selbst überlassenen Chaos immer noch wie Wohnviertel aussahen, aber die Polizisten nickten, ihre kräftigen jungen Kinnladen bejahten, doch, hier geht viel Kokain hin und her, dazu der ganze Müll, der mit Kokain zusammenhängt, woraufhin Kessler sich wieder der Landschaft zuwandte, die bruchstückhaft wirkte oder einer ständigen Zersprengung in Bruchstücke unterworfen, ein Puzzle, das unablässig entstand und zerfiel, und dem Mann am Steuer sagte, er solle ihn zur Müllkippe El Chile bringen, der größten wilden Mülldeponie von Santa Teresa, größer als die städtische Mülldeponie, auf der nicht nur die Lastwagen der Maquiladoras Müll abluden, sondern auch die Müllfahrzeuge, die im Auftrag der Stadt unterwegs waren, sowie Last- und Lieferwagen privater Unternehmen, die als Subunternehmer die Müllabfuhr in Gebieten ersetzten, die keine öffentlichen Dienste bereitstellten, und daraufhin verließ der Wagen die schmalen Pisten und schien den gleichen Weg zurückzufahren, nach La Vistosa und zur Hauptstraße, aber dann wendete er und bog in eine breitere, nicht minder trostlose Wüstenstraße, in der sogar die Sträucher von einer dicken Staubschicht bedeckt waren, als wäre in der Gegend eine Atombombe gefallen und niemand außer den Betroffenen hätte es bemerkt, dachte Kessler, aber die Betroffenen zählten nicht, weil sie den Verstand verloren hatten oder tot waren, auch wenn sie herumliefen und uns anschauten, Augen und Blicke, die direkt aus einem Westernfilm stammten, die der Indianer natürlich oder der Bösen, mithin die Blicke von Verrückten, von Leuten, die in einer anderen Dimension leben und deren Blicke uns zwangsläufig nicht mehr berühren, wir nehmen sie wahr, aber sie berühren uns nicht, sie bleiben nicht an uns haften, sie gehen durch uns hindurch, dachte Kessler, während er Anstalten machte, das Fenster herunterzukurbeln.
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