28 Minuten
hatte, wer dieser Kunde war, und feststellte, dass es sich um einen bekannten russischen Mobster handelte, klickte es bei ihm. Dieser Mann, Viktor Petrenko, würde nicht zur Polizei gehen und angeben können, was gestohlen worden war. Und wie sollte die Polizei sie ohne Anzeige zu fassen kriegen? Außerdem würden sie nie darauf kommen, dass ein paar gefeuerte Programmierer zu so etwas überhaupt in der Lage waren – vor allem, wenn es nachvollziehbare Beweise gab, die den ganzen Überfall mit einem bekannten Mitglied der Mafia in Verbindung brachten.
Im Flur gab es Steckdosen. Dan und Shrini öffneten beide ihre Taschen und zogen Verlängerungskabel heraus. Die Tür zum Tresorraum stand offen. Wenn der Alarm funktioniert hätte, wäre die Tür automatisch verriegelt worden.
Drinnen zogen sie zwei Hochleistungsbohrer aus ihren Taschen und machten sich an die Arbeit. Dan hatte Schließfächer derselben Marke im Internet bestellt. Sie waren mit Geldanweisungen bezahlt und an eine Adresse in Revere geliefert worden, einen Block von Raymond Lombardos Haus entfernt. Dan hatte sie dort abholen können, ohne dass jemand etwas davon mitbekam. Shrini und er hatten mit diesen Kisten geübt und wussten, wie man sie aufbekam. Es gab drei Bolzen, die sie durchbohren mussten, dann konnte man den Innenteil mühelos herausziehen. Es kam ihm immer noch wie ein Traum vor, als er Petrenkos Schließfächer aufbohrte und den Inhalt in seine Tasche kippte. Es schien eine Menge Geld in diesen Kisten zu sein, bündelweise Hundertdollarscheine.
Sie waren fast fertig, als sie einen Schuss hörten. Er war lauter, als Dan es sich vorgestellt hatte, und schien ewig nachzuhallen. Sie schalteten beide ihre Bohrer aus.
»War es das, was ich glaube?«, flüsterte Shrini.
Dan bedeutete ihm mit der Hand, still zu sein. Er hörte eine Frau etwas rufen, dann noch einen Schuss.
»Lass uns verschwinden«, sagte er zu Shrini.
»Moment noch.« Shrini schaltete seinen Bohrer wieder ein und erledigte den letzten Bolzen. Dan stand einfach nur da und sah ihm zu. Er hatte das Gefühl, sein Herz würde gleich platzen. Nachdem Shrini den Inhalt des Safes in seine Tasche gekippt und sie zugezogen hatte, packten sie beide ihre Taschen und liefen zurück in die Eingangshalle.
Was dort vor sich ging, ergab für Dan überhaupt keinen Sinn. Es gab keine Bullen und auch sonst keinen Grund zu schießen. Joel und Hoffer hielten ihre Gewehre im Anschlag, während Gordon mit angespanntem Körper und ausgestrecktem Arm über zwei Frauen stand und sie mit der Pistole bedrohte. Eine große rote Lache breitete sich unter einer der Frauen aus. Auch ihre Bluse schien blutdurchtränkt. Sie konnte nicht viel älter sein als zwanzig. Ihre Augen waren geschlossen. Die Haut blass. Sie war ohne Frage tot. Die andere Frau, vielleicht in den Vierzigern, stöhnte laut, während sie sich auf dem Boden wand. Sie war in den Bauch getroffen worden. Gordon fragte sie mehrfach, ob sie ihm noch etwas zu sagen hätte.
Dan schaute hinüber zu Gordon, dann zu Joel, und versuchte zu begreifen, was passiert war. Joel schüttelte wütend den Kopf und lief eilig zur Eingangstür, Hoffer hinter ihm her. Dan folgte, sein Kopf summte. Im Laufen packte Shrini ihn und deutete auf seine Skimütze. Immer noch benommen, zog Dan sie vor einer der Überwachungskameras, deren Position er genau kannte, ab. Das war ein entscheidender Teil des Plans. Er blieb einen Moment stehen, dann lief er weiter. Als er den Chevy erreichte, wartete Joel auf ihn, er kochte vor Wut.
»Ich habe gesagt, du sollst ihn nicht mitnehmen«, quetschte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.
»Was zum Teufel ist da drin passiert?«
»Frag doch deinen verrückten Freund.«
Gordon drückte sich zwischen den Büschen hindurch, er keuchte.
»Gordon, was zum Teufel ...?!«
»Dan, du hättest hören sollen, was die beiden zu mir gesagt haben.«
»Wir müssen weg«, sagte Joel, nahm Shrini die Skimütze ab und sammelte die Pistolen ein. Dan reichte ihm blindlings Mütze und Waffe.
»Gordon, begreifst du eigentlich, was du uns angetan hast?«
»Jetzt komm schon, Dan. Welchen Unterschied macht es denn schon, dass ich die beiden erschossen habe?«
»Welchen Unterschied ...?«
Joel unterbrach Gordon. Er schlug ihn auf den Arm. »Hey, Knallkopf, gib mir deine Mütze.«
Genervt warf Gordon Joel seine Mütze zu, bevor er sich wieder Dan zuwandte. »Außerdem, was hast du erwartet?«, fragte er. »Du hast mich mitgenommen
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