2886 - Die rätselhafte Waffe
von uns erfahren, bei seinem Job Probleme bekommt. Wir befinden uns noch mitten in den Ermittlungen.«
»Ich denke, wir verstehen uns«, meinte Serano.
Er machte einen ziemlich vernünftigen und ehrlichen Eindruck. Mit etwas Glück konnte er uns weiterhelfen.
Unser Gesprächspartner räusperte sich. »Tatsächlich ist es so, dass Flanigan in letzter Zeit eine Menge Fehler gemacht hat. Das hat mir bereits einige Schwierigkeiten eingebracht. Er war unkonzentriert. Und für jemanden, der mit Millionenbeträgen hantiert, kann das fatale Folgen haben. Wir haben vor einiger Zeit strikte Richtlinien für die Mitarbeiter dieser Abteilung eingeführt – unter anderem als Reaktion auf die Turbulenz der Märkte in den letzten Jahren. Und damit meine ich Richtlinien, die sich auch auf das Privatleben unserer Mitarbeiter beziehen. Da bei Flanigan – wie gesagt – einige Probleme aufgetaucht sind, habe ich über ihn Erkundigungen eingeholt. Diskret, versteht sich. Und es sieht so aus, als wenn er eine ziemlich heftige Spielleidenschaft hätte.«
»Das würde seinen niedrigen Kontostand erklären«, warf Phil ein.
Serano nickte. »Ja, so was habe ich mir gedacht. Er führt die Konten zwar bei einer anderen Bank, aber aufgrund seines Lebensstils war zu erwarten, dass er finanziell in ziemlichen Schwierigkeiten steckte. Normalerweise geht uns so was nichts an, aber wenn es sich auf die Arbeit auswirkt und dadurch Fehlentscheidungen zustande kommen, durch die Kunden Geld verlieren, dann geht uns das sehr wohl etwas an.«
»Natürlich sagt das noch nichts über seine Qualifikation als Zeuge aus«, wandte ich ein.
Serano schüttelte den Kopf. »Nein, nicht unbedingt. Aber aufgrund der Fakten habe ich vor ein paar Tagen eine komplette Überprüfung von Flanigans geschäftlichen Aktivitäten angeordnet. Er hat sich gerade ein paar Tage frei genommen, sodass das kein Problem war. Ich habe die Ergebnisse gerade heute Morgen erhalten.«
Er holte eine Akte heraus, legte sie auf den Tisch und öffnete sie. »Ohne zu sehr ins Detail zu gehen – er hat sich ein paar Dinge geleistet, über die wir ohnehin die Behörden verständigt hätten. Unter anderem hat er sich Geld von Kunden ›geliehen‹, es also veruntreut. Und das ist natürlich ein Straftatbestand, den wir anzeigen müssen und werden.«
»Interessant«, sagte ich. »Das passt dazu, dass er spielt und in Geldschwierigkeiten steckt. Aber muss er nicht damit rechnen, dass das auffällt? In einem Unternehmen wie dem Ihren werden doch regelmäßig Prüfungen durchgeführt.«
Serano lächelte. »Nun, sagen wir mal, er war ziemlich geschickt. Und tatsächlich hat er das ›geliehene‹ Geld vor ein paar Tagen zurückgeführt. Es ist daher fraglich, ob man dabei von Diebstahl sprechen kann, aber es ist auf jeden Fall Veruntreuung. Wie genau wir in der Sache vorgehen, wird unsere Rechtsabteilung entscheiden müssen.«
»Er hat das Geld zurückgeführt?«, fragte ich überrascht. »Von was für einem Betrag reden wir denn da?«
»Etwa zwanzigtausend Dollar«, antwortete Serano. »Das sind für eine Bank wie uns natürlich nur Peanuts, aber es geht ums Prinzip. So was können wir auf keinen Fall durchgehen lassen.«
»Fragt sich, wo er so viel Geld auftreiben konnte, wo er doch pleite war«, sprach Phil aus, was auch ich dachte.
»Vielen Dank, Mister Serano, das wird uns bei unseren Ermittlungen weiterhelfen. Unabhängig davon, was Sie jetzt in der Sache unternehmen, werden wir Flanigan festnehmen. Mit Ihren Informationen haben Sie den Verdacht, den wir hatten, erhärtet.«
»Ja, machen Sie das«, sagte Serano. »Nicht, dass er türmt. Ich werde mich gleich auf den Weg zur Rechtsabteilung machen und unsere Vorgehensweise absprechen.«
Wir verabschiedeten uns von Serano und verließen das Bankgebäude.
»Na also, da haben wir den Beweis«, sagte Phil. »Flanigan hat keine weiße Weste. Sicherlich hat er auch uns belogen.«
»Und zwar im Auftrag von jemandem, der ihm zwanzigtausend Dollar dafür gezahlt hat«, führte ich Phils Gedankengang weiter. »Damit sollten wir der Aufklärung des Falles ein gutes Stück näher kommen.«
»O ja, das werden wir«, sagte Phil siegessicher. »Flanigan führt uns zu den Drahtziehern der ganzen Angelegenheit, und Joe und Les werden entlastet.«
Wir stiegen in den Jaguar und fuhren los, auf direktem Weg vom Betondschungel Manhattans nach Brooklyn, zu dem Haus, in dem Nicolas Flanigan wohnte.
Auf unser Klingeln an der Haustür reagierte er
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