2893 - Madison Avenue Mörder
ich.
»Immerhin ist der Kreis der potenziellen Täter recht klein – nur vier Personen«, meinte Phil. »Gibt es eine forensische Methode, um festzustellen, ob einer von ihnen mit Morphin in Kontakt gekommen ist? Etwa so wie bei den Schmauchspuren, die die Benutzung einer Schusswaffe hinterlässt?«
»Nein, das Zeug ist leicht löslich und kann einfach abgewaschen werden«, antwortete Dr. Drakenhart. »Die Forensik kann euch somit an dieser Stelle nicht weiterhelfen.«
»Kein Problem, ihr habt uns schon geholfen, den Kreis der Verdächtigen enorm einzuschränken«, sagte ich und bedankte mich bei ihr.
Dann beendeten wir das Gespräch.
»Dann wollen wir mal sehen, wer von den vieren ein Motiv hat«, sagte Phil.
Das war die große Frage, deren Beantwortung uns zum Täter führen sollte.
***
»Der forensische Bericht gibt nicht mehr her als das, was Dr. Drakenhart uns schon erzählt hat«, meinte Phil ein paar Minuten später.
Er hatte das Dokument erhalten und durchgelesen.
»Sie hat auch die Aufzeichnung der Videokamera in der Lobby geschickt«, meinte Phil. »Wenn wir die durchgehen, wissen wir genau, wer von Foremans Gästen wann gekommen und wann gegangen ist.«
Ich schaute auf die Uhr. »Es ist beinahe vier, also sollte der Doorman, Joe Whiplash, gleich hier sein. Verschieben wir das mit dem Video auf später.«
»Kein Problem«, meinte Phil. »Ich rede sowieso lieber mit echten Menschen. Außerdem sollten wir vorbereitet sein. Ich schaue mal, was der Doorman für eine Vergangenheit hat.«
Phil brauchte nicht lange, um die Informationen zusammenzutragen.
»Da haben wir es«, sagte er schließlich. »Joseph Armstrong Whiplash, einunddreißig, verheiratet, zwei Kinder. Hat ein paar Auszeichnungen in Karate, schwarzer Gürtel, zweiter Dan, hat auch an Mannschaftskämpfen für einen Karateverein in Queens bei nationalen Wettkämpfen teilgenommen. Nicht vorbestraft. Sonst nichts Auffälliges.«
»Ein Karatekämpfer – interessant«, sagte ich. »Auf den bin ich gespannt.«
Whiplash war pünktlich. Genau um vier wurden wir über seine Ankunft informiert. Wir ließen ihn zu den Verhörzimmern bringen und machten uns selbst auf den Weg dorthin.
Er war ein ziemlich kräftiger Kerl, eigentlich ein Riese. Obwohl er saß, wirkte er groß. Ich schätzte ihn auf gut und gerne zwei Meter. Dabei war er nicht etwa schlank, sondern ziemlich breit und muskulös. Sein klobiges, braungebranntes Gesicht ließ ihn furchteinflößend erscheinen. Genau der richtige Mann also für einen Job beim Sicherheitsdienst.
»Mister Whiplash, schön, dass Sie da sind«, begrüßte ich ihn.
Er räusperte sich. »Ist ja eine Ehrensache. Mister Foreman war ein netter Mensch, der andere gut behandelt hat. Natürlich bin ich gerne bereit, Ihnen bei der Suche nach dem Mörder zur Seite zu stehen.«
»Das hören wir gerne«, sagte ich und nahm Platz.
Er machte einen angespannten Eindruck. Wahrscheinlich war er es nicht gewöhnt, vom FBI vernommen zu werden.
»Sie sind ganz schön durchtrainiert«, sagte ich, um das Gespräch aufzulockern.
Er nickte und lächelte. »Ja, zwölf Jahre Bodybuilding und acht Jahre Karate hinterlassen ihre Spuren.«
»Haben Sie Mister Foreman gut gekannt?«, fragte Phil.
»Es geht«, antwortete Whiplash. »Ich mache den Job als Doorman jetzt seit sieben Monaten. Meistens hat er nur gegrüßt, wenn er mich gesehen hat, genau wie die anderen Bewohner des Hauses. Aber ab und zu haben wir uns ein wenig unterhalten. Da lernt man sich schon kennen. Er hat mir über seine Arbeit in der Werbung erzählt, ich ihm über die verschiedenen Jobs, die ich schon gemacht habe. Foreman war immer interessiert und freundlich, hatte gute Manieren – so etwas schätze ich.«
»Wir wollen uns ein Bild von Mister Foreman und seinem Lebensstil machen«, sagte Phil. »Wie wir gehört haben, lebte Mister Foreman die meiste Zeit allein in der Wohnung und bekam nur selten Besuch von seiner Frau. Ist das korrekt?«
Whiplash nickte. »Ja, das kann ich bestätigen – zumindest was meine Schichten angeht. Mistress Foreman habe ich nur einmal in der Woche gesehen, manchmal auch weniger.«
»Haben Sie die beiden auch zusammen gesehen?«, fragte Phil weiter.
»Ja, ab und zu schon«, kam die Antwort.
»Und wie schätzen Sie das Verhältnis der beiden ein? War es gut? Oder haben Sie sich schon mal gestritten?«, machte Phil mit seinen Fragen weiter.
»Meistens waren die beiden eher konservativ drauf, also nicht so wie frisch
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