2932 - Landleben mit Todesfolgen
allerdings niemanden sehen.
Offenbar war Mrs Keyle nicht mehr bereit zu kooperieren. Ich verabschiedete mich und ging zurück zum Wagen.
»Fahr los!«, sagte ich zu Chambers.
»Was ist denn?«, fragte er überrascht.
»Erzähle ich dir gleich«, sagte ich.
Er fuhr los. Ich schaute, ob wir verfolgt wurden, was nicht der Fall zu sein schien. Dann, als wir uns außerhalb der Sichtweite von Mrs Keyle befanden, bat ich ihn anzuhalten und öffnete die Beifahrertür. »Einen Moment, ich bin gleich wieder da.«
Ich ging zurück und beobachtete das Haus der Keyles. Drinnen brannte Licht und es waren nicht alle Vorhänge zugezogen, sodass ich ein wenig von dem, was im Innern geschah, sehen konnte. Mrs Keyle befand sich in der Küche und machte dort etwas, wahrscheinlich war sie beim Kochen. Aber ich konnte außer ihr niemanden im Haus sehen, auch nachdem ich meine Position mehrfach verändert hatte.
Anscheinend war sie allein – schade, sonst hätte ich einen Hinweis darauf gehabt, wer mit ihr in Kontakt gewesen war. Denn eines war klar: Sie hatte mit jemandem geredet. Und dieser Jemand hatte sie davon überzeugt, nicht mit mir zu reden.
Unverrichteter Dinge ging ich zurück zum Wagen, wo Chambers bereits ungeduldig wartete. »Jetzt erzähl schon, was ist los? Ist etwas schiefgegangen?«
»Das kann man wohl sagen«, entgegnete ich und erzählte ihm, was passiert war.
»Verdammt, die hat bestimmt jemand eingeschüchtert«, fluchte er.
»Davon ist auszugehen«, sagte ich und schaute auf die Uhr. »Vielleicht sollten wir es für heute gut sein lassen und eine Nacht drüber schlafen.«
»Ich bin schon ziemlich k.o.«, meinte Chambers. »Aber da das mit Mistress Keyle nicht geklappt hat, sollten wir vielleicht noch jemand anderen besuchen. Ich habe heute Nachmittag eine Nachbarin getroffen, die meine Tante wohl gut kannte, und bin mit ihr ins Gespräch gekommen. Außer oberflächlichem Smalltalk ist nichts gelaufen, aber ich denke, wenn du mit ihr redest und die richtigen Fragen stellst, kann sie uns vielleicht mit konkreten Informationen weiterhelfen. Was meinst du?«
»Wäre einen Versuch wert«, antwortete ich. »Wenn sie eine Nachbarin ist, müssen wir nicht mal einen Umweg machen.«
»Also gut, dann nichts wie hin zu ihr«, sagte Chambers, der mit einem Mal wieder besser gelaunt war.
Wir fuhren zum Haus seiner Tante, wo er den Explorer in der Garage parkte. Dann gingen wir zum Haus der Nachbarin, die gegenüber wohnte. Sie hieß Heather Longheart. Chambers klopfte an ihrer Haustür. Es dauerte einen Moment, bis sich jemand zeigte. Dann schließlich erschien eine ältere Dame von schätzungsweise siebzig Jahren und schaute uns überrascht an.
»Guten Abend, Mistress Longheart, entschuldigen Sie bitte die späte Störung, aber wir hatten uns heute so intensiv über meine Tante unterhalten und ich dachte, wir könnten das Gespräch fortführen«, begrüßte Chambers sie. »Es ist schon recht spät, aber falls es Ihnen nichts ausmacht, würde ich Ihnen gern ein paar Fragen stellen. Ansonsten können wir auch morgen früh wiederkommen.«
Sie schaute ihn an, und der ängstliche Blick in ihren Augen hatte nichts Gutes zu bedeuten, das war mir sofort klar.
»Tut mir leid, Mister Chambers, aber wir haben uns nichts zu sagen«, war alles, was sie mit zitternder Stimme herausbrachte.
»Aber Mistress Longheart …«, sagte Chambers, bevor sie uns die Tür vor der Nase zuschlug.
»Was war das denn?«, fragte er überrascht.
»In etwa die gleiche Reaktion, die ich bei Mistress Keyle erlebt habe, wenn Mistress Longheart auch einen ängstlicheren Eindruck machte«, sagte ich. »Sieht so aus, als sollten wir für heute Schluss machen.«
»Ja, sieht so aus«, meinte Chambers säuerlich.
»Anscheinend hat jemand den beiden Angst gemacht oder sie irgendwie unter Druck gesetzt«, sagte ich, als wir uns wieder im Haus von Chambers’ Tante befanden.
»Egal, ich hau mich gleich hin, irgendwie bin ich nach dem Tag heute ganz schön müde, obwohl ich eigentlich nicht so viel gemacht habe.«
»Ja, gehen wir schlafen, dann sind wir morgen früher fit und können unsere nächsten Schritte planen«, stimmte ich ihm zu.
***
Es war stockfinstere Nacht, als ich wach wurde und mich umschaute. In meinem Zimmer war es dunkel. Es befand sich im ersten Stock des Hauses, mit einem Fenster zur Straße. Unweit des Hauses stand eine Laterne, deren Schein wegen der dicken Vorhänge aber nicht ins Zimmer drang.
Ich hatte Durst und griff
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