2940 - Todesfalle Field Office
Apartment.
Bis zum Treffpunkt mit Phil dauerte es etwas länger als am Abend. Der Verkehr kam nur schleppend voran. Es schien alles so wie sonst zu sein – nichts deutete darauf hin, dass gestern ein Anschlag auf das FBI-Gebäude verübt worden war, den zwei Agents mit ihrem Leben bezahlt hatten.
Phil wartete bereits auf mich und stieg ein.
»Guten Morgen«, sagte er. »Ich habe gerade im Krankenhaus angerufen – Derevaux ist bereits wach und ansprechbar. Es geht ihm den Umständen entsprechend gut.«
»Hoffentlich nicht zu gut«, erwiderte ich. »Sonst ist er vielleicht nicht so kooperativ, wie wir es gerne hätten.«
Phil winkte ab. »Ach, ich glaube nicht, dass jemand, der gestern eine Kugel abbekommen hat und dem Sensenmann nur knapp entkommen ist, viel Widerstand leisten wird.«
»Wir werden sehen«, sagte ich.
Die Fahrt ins Krankenhaus dauerte eine Dreiviertelstunde. Ich stellte den Jaguar auf dem Parkplatz ab und wir gingen zum Empfang.
Im Gebäude herrschte nicht viel Betrieb. Ein paar Ärzte und Krankenschwestern waren unterwegs, hatten es aber wohl nicht sehr eilig, genau wie einige Besucher und Patienten.
Wir wurden am Empfang vorstellig und Phil zeigte seine Dienstmarke. »Wo finden wir Tony Derevaux?«
Unsere Gesprächspartnerin, eine mollige Afroamerikanerin von Anfang fünfzig, schaute auf die Marke und antwortete dann: »Dritter Stock.«
»Danke«, sagte Phil.
Dort angekommen brauchten wir nicht lange, um die beiden G-men zu finden, die Derevaux bewachten.
»Guten Morgen«, grüßte ich sie. »Alles ruhig?«
Der Größere der beiden nickte. »Ja, keine besonderen Vorkommnisse. Er hat darum gebeten, mit seiner Frau sprechen zu können, wir haben ihn aber weder telefonieren lassen noch sonst eine Möglichkeit dazu gegeben.«
»Das ist gut«, erwiderte ich. »Hat er irgendetwas über den Anschlag gesagt? Oder über Emilio Ramirez?«
Der G-man schüttelte den Kopf. »Nein, nichts, er hat nur mit seiner Frau reden wollen.«
»Dann werden wir ihn uns mal vornehmen«, meinte Phil und öffnete die Tür zu Derevaux’ Zimmer.
Er trat ein, ich folgte ihm.
Es war ein Zweibettzimmer, wobei nur eines der Betten belegt war. Alles sah hell und krankenhaustypisch steril aus. Derevaux lag in seinem Bett und hing an verschiedenen Kabeln und Schläuchen. Er atmete flach und sah blass aus. Als wir eintraten, schaute er in unsere Richtung und schien nicht erfreut zu sein.
»Ich habe gesagt, dass ich mit meiner Frau sprechen will«, sagte er mit schwacher, aber fordernder Stimme.
»Ich will auch so vieles«, meine Phil und setzte sich. »Guten Kaffee, weniger Gewalt und Weltfrieden. Aber von alldem bekomme ich höchstens das Erste. Und wissen Sie was: Die Frau, die den besten Kaffee kocht, den ich kenne, ist gestern bei einem Anschlag auf das FBI Field Office New York verletzt worden. Sie können sich vorstellen, dass mich das nicht gerade fröhlich stimmt. Und entsprechend ist es mir ziemlich egal, wen Sie sprechen wollen.«
Einen Moment lang schaute Derevaux überrascht drein. Offenbar war er es nicht gewohnt, dass man so mit ihm redete.
Doch er fing sich schnell wieder. »Mit dem Anschlag habe ich nichts zu tun. Da sind Sie bei mir an der falschen Adresse.«
»Das wird sich zeigen«, sagte Phil unbeeindruckt.
Während Phil auf Bad Cop machte, stimmte ich versöhnlichere Töne an. »Das mit Ihrer Frau werden wir sicher arrangieren können – wenn Sie sich kooperativ zeigen. Sie wissen ja: Eine Hand wäscht die andere.«
Derevaux musterte mich argwöhnisch und versuchte offenbar, mich einzuschätzen.
»Sie sind in mein Haus gekommen und haben wie ein paar wilde Cowboys um sich geschossen, was glauben Sie, wie sehr ich da bereit bin, mit Ihnen zu kooperieren?«, raunzte er.
»Wenn ich an den Stoff denke, den wir bei Ihnen gefunden haben, würde ich an Ihrer Stelle äußerst kooperativ sein, um nicht bis an mein Lebensende in einer vergitterten Einzimmerwohnung auf Staatskosten zu verrotten«, erwiderte Phil scharf.
»Sie sind aber nicht ich«, entgegnete Derevaux patzig.
»Ja, stimmt, zum Glück nicht«, sagte Phil.
»Lassen wir die Spielchen«, unterbrach ich die beiden und wandte mich an den Gangsterboss. »Sie werden im Gefängnis landen, das ist sicher. Bezüglich der Länge Ihres dortigen Aufenthalts gibt es allerdings noch einen Verhandlungsspielraum. Mir persönlich sind Sie egal – ich will nur den, der hinter dem Anschlag auf das FBI steckt.«
»Und warum kommen Sie dann zu
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