2945 - Sterben geht ganz einfach
Sie sofort zum Arzt schicken.«
George Hendry versuchte ein Lächeln. »Sie sprechen fast wie meine Mutter. Die macht sich auch ständig Sorgen um mich. Aber mir fehlt wirklich nichts. Jedenfalls nicht gesundheitlich.«
Lancaster lächelte. »Die Weiber?«
George versuchte, ebenfalls ein Lächeln auf sein blasses Gesicht zu zwingen. »Sie haben wohl Erfahrungen auf diesem Gebiet, wie?«
»Meine Ehe ist vollkommen in Ordnung. Meine Frau ist ein Engel. Sie ahnt nichts. Aber meine Geliebte, dieses Luder, hat gedroht, sie zu informieren. Dann ist der Teufel los. Glücklicherweise habe ich genug Geld, um ihr den Mund zu stopfen. Für eine Weile wenigstens. Aber wenn sie eines Tages beschließt, meine nächste Ehefrau zu werden, wird die Sache heikel.«
»Ich habe ein paar private Probleme«, sagte George. »Aber damit will ich Sie nicht langweilen. Sie sind mein Geschäftsfreund, nicht mein Psychiater. Aber sonst haben Sie recht. Ich fühle mich wirklich nicht wohl. Sosehr mir auch jedes Gespräch mit Ihnen ein Vergnügen ist, wäre es mir doch lieber, wenn wir es auf morgen oder übermorgen verschieben könnten.«
»Selbstverständlich«, nickte Lancaster. »Das Essen in diesem Restaurant ist zwar ausgezeichnet, aber allein zu speisen macht mir keine …« Sein Blick war hinüber zum Nebentisch abgeschweift, und mit dem Blick auch seine Gedanken.
Die schwarzhaarige Frau mit den Mandelaugen, die dort saß, ließ ihn George Hendry schon vergessen, noch während dieser aufstand. Vielleicht würde er den Rest des Abends doch nicht allein verbringen müssen.
George Hendry nahm seinem Geschäftsfreund seine Geistesabwesenheit nicht übel. Lancaster würde sicherlich eine angenehmere Nacht verbringen als er selbst. Er nickte dem Kellner zu und verließ das Restaurant.
Seine Limousine parkte nur wenige Yards vom Eingang entfernt. Hank, der Fahrer und Leibwächter, saß hinter dem Lenkrad und lächelte glücklich vor sich hin. Seine Gedanken waren offenbar mit sehr angenehmen Dingen beschäftigt. Jetzt beeilte er sich auszusteigen, um den Wagen herumzugehen und die rechte hintere Tür aufzureißen.
George Hendry war es gewohnt, nach links und rechts zu blicken. Nicht nur, bevor er eine Straße überquerte, sondern auch, wenn er aus einem Haus trat. Es hatte in seiner Familie Leute gegeben, die das versäumt hatten und Sekunden später tot waren.
Aus dem nächsten Hauseingang links von George trat ein Mann. Er kam nicht auf George zu, sondern blieb mitten auf dem Gehsteig stehen und hob den rechten Arm. Der Arm zeigte genau auf George.
Der Lauf der Pistole in seiner Hand auch.
***
Es mochte durchaus sein, dass Pinky, das winzige Wollknäuel mit den vier kurzen Beinen, eine Freundin hatte. Aber ich glaubte keinen Augenblick daran, dass diese Freundin im Nebenraum eingesperrt war und an der Tür gekratzt hatte. Deshalb zog ich meine Pistole, während ich auf die Tür zuging.
Ich stellte mich rechts neben die Tür, um vor Schüssen sicher zu sein, legte die linke Hand auf den Türgriff und stieß die Tür auf.
Kein Schuss fiel. In der Dunkelheit, die mir entgegengähnte, blitzte nicht das Mündungsfeuer einer Waffe auf. Kein Geräusch war zu hören.
Das Licht aus dem Wohnraum beleuchtete nur einen Teil des Zimmers. Es schien ein Schlafzimmer zu sein, dem Bett nach zu schließen. Auch dieses Bett war nur zum Teil zu sehen, und dieser Teil war so breit, dass ein Pascha mit sieben oder acht seiner Lieblingsfrauen darauf Platz gehabt hätte.
Als meine Augen sich halbwegs an die Dunkelheit in den Ecken des Raumes gewöhnt hatten, bemerkte ich, dass der Vorhang am Fenster sich leicht bewegte. Hinter diesem Vorhang stand kein Mensch, das war sicher, denn sonst hätte ich seine Füße darunter sehen müssen.
Das bedeutete also, dass das Fenster hinter dem Vorhang offen stehen musste. Vielleicht war das Geräusch, das ich vorhin gehört hatte, von draußen gekommen, von der Straße her.
Ich verließ meine Deckung neben der Tür und trat ein. Mit wenigen Schritten erreichte ich das Fenster. Ich schob den Vorhang ein wenig zur Seite und blickte hinaus.
Diesmal sah ich den Mündungsblitz, und fast im gleichen Augenblick hörte ich den Schuss. Die Kugel ging durch den Vorhang und schlug irgendwo hinter mir in die Zimmerdecke.
Bevor der Kerl draußen auf der Feuerleiter zum zweiten Mal abdrücken konnte, war ich bereits neben dem Fenster in Deckung gegangen.
Er schoss zum zweiten Mal, diesmal mit noch geringeren Chancen,
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