302 - Wo der Wahnsinn regiert
und die eine neue Ära einläutete.
Sie würden nach Bavaria ziehen. Akumas Wille musste endgültig gebrochen werden, denn dann würde sich niemand mehr gegen ihn stellen. Er musste ein Zeichen setzen. Aber welches?
Als die Nacht kam, wusste er, was er zu tun hatte. Er bedauerte es, genoss es aber auch. Von diesem Tag an würde Akuma kein freier Mensch mehr sein.
***
In der Nähe des Kratersees, zwei Jahre später
» Die Drachen kommen!« Der Ruf schallte durch das provisorische Lager. Die letzten zwei verbliebenen Panzer wurden ausgerichtet und Rudowigu eilte an das kleine Geschütz, das sie sich aus Holz gebaut hatten.
Neben ihm saß Yuna am Boden, zusammengekauert, die Arme um die Knie geschlungen. Rudowigu stieß sie mit dem Fuß an. »Steh auf! Du bist eine Kommandantin!«
Aber Yuna reagierte nicht.
Seit zwei Tagen lagen sie nun in dieser Senke und es schien kein Entkommen zu geben. Immer wieder flogen ihre Feinde vereinzelte Attacken. Trotzdem hatte Yuna seiner Meinung nach nicht das Recht, zusammenzubrechen. Das war dem Gedenken ihrer Vorfahren nicht würdig.
Rudowigu trat heftiger zu. »Aufstehen!«
»Lass sie«, zischte Akuma neben ihm. »Kümmere dich lieber um deinen Plan.« In den Augen seines entstellten Bruders loderte der Hass. Seit ihrem Zerwürfnis hielt sich Akuma zurück, doch es war unschwer zu erkennen, dass er ihm die Schuld an der Misere gab, in die sie geraten waren.
»Sie gehen in den Tiefflug!«, brüllte Stefaan.
Rudowigu riss den Feldstecher in die Höhe. Er sah sieben mächtige Tiere vom Gebirgswall her durch die Lüfte fliegen. Jedes von ihnen maß gut zwölf Meter. Die spindelförmigen Körper wurden von Flügeln mit einer Spannweite von bis zu fünfundzwanzig Metern vorangetrieben. Rudowigu hatte gelernt, das Geräusch, das diese Flügel verursachten, mehr zu hassen als die Trommeln der Ostmänner.
»In Deckung!«, hallten die Schreie seines Volkes über das Tal. Jeder versuchte sich hinter Steinbrocken oder in Felseingängen und Bodennischen zu verstecken.
»Wir müssen schießen!«, schrie Stefaan. »Sie kommen zu nah heran!«
»Noch nicht!«, befahl Rudowigu. Er hatte die Munition im Panzer verändert. Jeder Schuss war kostbar und musste sitzen. Sie besaßen nur noch zwei Panzer und kaum mehr Munition. »Sind die Wurfvorrichtungen ausgerichtet?«
Stefaan wandte sich von ihm ab und gab die entsprechenden Zeichen. Er und Rudowigu standen von der Gruppe der Verteidiger am angreifbarsten auf erhöhter Position.
»Sie haben Fußtruppen bei sich!«, rief Akuma heiser. »Dieses Mal wird es kein kurzer Angriff. Sie werden uns vernichten!«
»Das werden sie nicht!« Rudowigu hob unbeugsam den Kopf. Er hatte sein Volk bis zu diesem Wall geführt, hinter dem jener unvorstellbare See lag, der durch den Einschlag des Kometen entstanden war und die Umgebung gravierend verändert hatte. An seinen Ufern mussten sich die Drachen entwickelt haben, die sie als Eindringlinge in ihr Revier betrachteten – oder einfach nur gern Menschen töteten.
Warum auch immer sie so massiv angegriffen wurden, Rudowigu würde nicht aufgeben. An die fünfzig Technos waren an diesem Ort bereits gestorben, und es würden weitere sterben. Aber nicht alle. Sein Volk würde geschwächt, doch nicht vernichtet sein.
Er senkte den Feldstecher und sah die Fußtruppen, die unter den Drachen heraneilten. Es waren gut vierhundert Mann... wenn man denn von Männern sprechen wollte. Es handelte sich um krokodilartige Wesen mit Fischmäulern. Mutanten! Bisher hatte er die Geschöpfe nur vereinzelt gesehen. Eine so große Gruppe war ein Problem, auf das er in diesem Umfang nicht vorbereitet war.
Rudowigu brach der Schweiß aus. Er konnte nur hoffen, dass sein großer Plan gelang. Wenn nicht, waren sie alle verloren und sein Traum vom neuen Swaanstein würde in dieser Senke begraben werden.
Die Drachen zogen Kreise, ehe sie zum Angriff übergingen. Ihre Vorder- und Hinterläufe spannten sich. Schon hatten sie den Rand der Zone erreicht, wo sein Volk sich versteckt hatte. Todesschreie ertönten, als drei der Drachen zielstrebig hinabstießen und mit ihren scharfen Krallen weiches Fleisch packten, um es in die Höhe zu reißen.
Auch Yuna neben ihm am Boden schrie, obwohl sie überhaupt nicht betroffen war. Sie schien den Schmerz ihres Volkes auf diese Art teilen zu wollen.
»Sie soll ihren Mund halten, oder ich lasse ihr die Stimmbänder herausschneiden!«, fuhr Rudowigu Akuma an. Yuna gehörte zu seinem Bruder,
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