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308 - Ein Planet wird vermisst

308 - Ein Planet wird vermisst

Titel: 308 - Ein Planet wird vermisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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weitere Ironie?«, fuhr Leto bitter fort. »Ausgerechnet an diesem Tag fällt Maya einem Anschlag zum Opfer, wie einst ihr Vater John Carter Tsuyoshi. Da hat sich jemand gründliche Gedanken gemacht, um ein Zeichen zu setzen. Jemand, der keinerlei Funken Ehre im Leib hat, der aber die Erdmenschen als Barbaren bezeichnet.«
    Seine Aufmerksamkeit wurde plötzlich auf einen Schirm gelenkt und er schaltete den Ton auf laut. Ein Sprecher von ProMars beschuldigte die Waldleute, die Täter gewesen zu sein. Als Einblendung wurde wieder und wieder die letzte Szene gebracht, als ein junger Waldmann sich zum Podium drängte und Maya ihn mit Namen ansprach.
    »Was soll der Blödsinn?«, fuhr Leto auf.
    »ProMars nutzt die günstige Gelegenheit, die Waldleute...«
    »Quatsch! Blattschwinge ist Windtänzers Vertrauter, und der hat seine Leute im Griff! Gerade er würde niemals, niemals einen Anschlag auf Maya verüben – auf die Frau, die er genau wie ich sein Leben lang geliebt hat. Außerdem ist er nicht so dumm. Er war damals nicht verantwortlich, als Mayas Vater starb, und er ist es heute nicht. Vermutlich sollte Blattschwinge Maya sogar warnen und hat dafür mit seinem Leben bezahlt.« Leto deutete auf den Sprecher von ProMars. » Die waren es, mein Freund.«
    »Das steht für mich außer Zweifel«, stimmte Neronus zu. »Sir, ich weiß nicht, wie ich jemals...«
    »Ach, halten Sie schon den Mund! Wir haben beide versagt, Sie und ich, und damit werden wir den Rest unseres Lebens verbringen müssen, mit all den Albträumen und Dämonen. Niemals werden wir uns das verzeihen können. Meine Frage an Sie lautet daher: Kneifen Sie deswegen, oder nehmen Sie den Kampf auf?«
    Gingkoson straffte sich. »Ich bin bereit, Sir.« Er legte den Kopf leicht auf die Seite und fügte dann hinzu: »Und ich bin verdammt froh, dass Sie Ihren Kopf aus der Schusslinie gehalten haben.«
    Leto verzerrte den Mund zu einem bösen Grinsen, in seinen blauen Augen war jegliches Gefühl erfroren. »Das werden die noch bereuen.« Er betätigte einen Schalter an seinem Schreibtisch. »Ich komme jetzt ins Studio rüber, halten Sie alles bereit.« Dann stand er auf. »Sie kümmern sich um den Rest.«
    »Die Schiffe sind im Anflug, Sir. In drei Stunden haben wir alles unter Kontrolle.«
    »Und der Magistrat selbst?«
    »Ist auch unter Kontrolle. Die haben nie gemerkt, dass unser Geheimdienst die ProMars-Anhänger längst identifiziert hatte. Sie können uns also nicht in die Quere kommen.«
    Leto verlor keine Sekunde, und darin hatte der Feind ihn unterschätzt: Er war immer mindestens einen Schritt voraus. Nicht umsonst hatte er seine Organisation mit großer Sorgfalt aufgebaut und ein umfassendes Überwachungssystem eingeführt.
    Niemand arbeitete im Magistrat, der nicht genau durchleuchtet worden war, der auch nur einen unbeobachteten Schritt tun konnte. Die vielgerühmte marsianische Freiheit war nur eine Illusion, seit dem Zeitpunkt des ersten Anschlags und der Einführung von Waffen. Leto hatte sich jahrelang vorbereitet und war damit allen anderen weit voraus.
    Aber er musste zugeben, selbst er hatte bei allem Misstrauen nicht damit gerechnet, dass ProMars ausgerechnet am heutigen Tag zuschlagen würde. Ausgerechnet diese Gruppe hätte den Tag mehr als jeden anderen ehren müssen.
    Dieses eine Mal waren sie ihm einen Schritt voraus gewesen. Aber nun war Leto an der Reihe. Mit gefasster Miene trat er vor die Kamera und hielt eine zum Teil vorbereitete Ansprache ans Volk, auf allen Kanälen, in den Wohnungen ebenso wie auf öffentlichen Plätzen.
    Er sprach von dem schändlichen Attentat und seiner Fassungslosigkeit über die menschliche Niedertracht. Er äußerte sich hoffnungsvoll, dass die Präsidentin noch lebte, und von seinem größten Wunsch, dass ihre Kinder künftig nicht ohne Mutter aufwachsen müssten. Er sprach davon, dass die bisherige Beweislage keine Verdachtsmomente gegen das Waldvolk zuließ. Und dass eine genaue Analyse der letzten Aufzeichnungen Licht ins Dunkel bringen würde.
    Dann erklärte er die Organisation ProMars wegen ihrer Hetzparolen und der Aufwiegelung des Volkes für illegal. Sobald die Lage sich beruhigt hatte, würde er Anklage wegen Hochverrats erheben und würde eine Untersuchung in die Wege leiten, die die mögliche Beteiligung von ProMars an diesem Anschlag untersuchte.
    Das war der Moment, zu dem er seine eigene Legitimation diesbezüglich erklärte.
    »Bedingt durch den Anschlag und dadurch, dass wir fast unseren

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