34 - Die Hexen von Kregen
seinen Kopfstand, indem er sich mit einer erstaunlichen Bewegung herumschnellte und auf den Spinnenbeinen landete. Er ragte hoch auf. Mit ausgestreckter Hand und strahlendem Gesicht kam er auf mich zu.
Ich ergriff die Hand.
»Dray!«
»Inch!«
Sieben Fuß groß war er in Socken, keinen Zoll weniger. Ich blickte zu ihm hinauf und lachte, und wir ließen unsere Hände nicht los.
Guter alter Inch!
Er wiederholte Worte, die er schon einmal ausgesprochen hatte: »Dray, wie ein schurkischer Gefährte von uns sagen würde: ›Lahal, mein alter Dom!‹«
»Aye«, sagte ich. »Es geht ihm gut, und ich habe ihn nach Vondium zurückgeschickt, um Verstärkung zu organisieren. Das ist auch der Grund, warum ich hier bin.«
»Du überraschst mich nicht.« Er war ungelenk und lebenssprühend wie eh und je, und doch zeigten sich in der Linie von Lippen und Wangenknochen, in den Falten um die Augen erste Spuren seiner Verantwortung. »Wein!« rief er. »Wein für den Herrscher! Den besten, den wir haben – Jholaix! Bei Ngroyzan der Axt! Öffnet den Kasten Jholaix, der hinter den Stuvan-Regalen versteckt ist! Schnell!«
Männer liefen los, um den Befehl des Kovs auszuführen, und er rieb sich die Hände an den Enden der langen dürren Arme, an denen sich die massierten Muskeln deutlich abzeichneten. »Ich habe lange genug darauf gewartet, daß wir etwas Richtiges zu feiern hätten!«
»Vielleicht wäre so eine Feier ein wenig voreilig, vor allem da es mir darum geht, dich um gute Leute aus deinen besten Regimentern zu erleichtern.«
»Wir haben in letzter Zeit Glück gehabt, Dray. Die Racter verhalten sich ruhig. Brince meint, sie sind so still, daß sie etwas Schlimmes im Schilde führen müssen. Stimmt das nicht, Brince, du sturer Knoten?«
Inchs zweiter Vetter nickte; er war aus dem heimatlichen Ng'groga angereist, um bei der Ausbildung von fünfhundert Axtschwingern zu helfen.
»Ich habe Vallia ins Herz geschlossen. Wenn die Zeit der Sorge vorbei ist, Majister, würden wir gern hier unten siedeln, wenn wir das deinem Willen und deiner Erlaubnis anheimstellen dürfen ...«
»Ihr dürft es meiner Dankbarkeit anheimstellen, Brince. Ihr alle seid uns herzlich willkommen.«
»Ich danke dir, Majister. Aber was meine Bohnenstange von Vetter sagt, stimmt. Ich glaube, die Racter sind nur ein wenig zurückgewichen, um sich neu zu formieren und uns mit voller Kraft anzugreifen.«
»Das ist eine vernünftige Interpretation der Lage. Ich glaube aber, daß das wahre Bild noch finsterer aussieht.«
Während der für den besonderen Anlaß vorgesehene Jholaix gebracht und geöffnet wurde und wir den hervorragenden Jahrgang genossen, erzählte ich den anderen Männern, was sich ereignet hatte, weihte sie in die Pläne Layco Jhansis und der Racter ein. Jhansi konzentrierte sich gegen Turko in Falinur. Die Racter wandten sich vor allem gegen den König von Nord-Vallia, auch wenn es sich um einen Emporkömmling und Usurpator handelte. Spätestens wenn sie diese Ziele erreicht hatten, würden sie Inch in den Schwarzen Bergen zwischen sich zerdrücken.
Inch trank genießerisch seinen Wein.
»Na schön. Dann greifen wir zuerst an. Das ist zu schaffen.«
»Ganz deiner Meinung. Trotzdem brauche ich Regimenter zur Unterstützung Turkos.« Dann sprach ich von der magischen Katastrophe, die die Neunte Armee heimgesucht hatte.
Kaum hatte ich zu Ende gesprochen, da rief Inch: »Turko kann von mir haben, was er will, und zwar sofort. Wir fangen gleich morgen früh an. Bei Ngrangi! Ich kann doch Turko nicht im Stich lassen; außerdem können wir die Racter im Spiel behalten und dann, wenn wir gesiegt haben, sie unsererseits in die Zange nehmen!«
Oft, ja oft danke ich Zair für die guten Gefährten, die er mir geschickt hat. Darüber hinaus danke ich allen Göttern und Geistern, daß meine Klingengefährten auch untereinander Klingengefährten sind. Ich habe nichts am Hut mit dem System, in dem sich Untergebene gegenseitig an die Gurgel gehen, erfüllt von kleinkrämerischer Eifersucht, nicht bereit, zusammen zu handeln, stets bemüht, die erste Geige zu spielen. Daß ein solches System in gewisser Weise funktioniert, ist oft bewiesen worden. Seine mangelnde Leistungskraft setzt es aber außer Kraft für jeden, der ein Herz und ein Auge für die große Chance hat. Wenn sich alle meine Klingengefährten gegen mich verbündeten – nun ja, dann hatte ich dieses Schicksal vielleicht verdient, bei der widerlich verkommenen Leber
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