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34° Ost

Titel: 34° Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppel Alfred
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General Ulanin hatten die Verfügung über die Vernichtungswaffen in den Arsenalen ihrer Nationen. Das, dachte Rostow, wurde fast immer Männern wie Morosow überlassen. Morosows Mitteilungen beunruhigten ihn sehr, doch noch größere Sorgen bereiteten ihm die Vorgänge in Washington. Die Spannungen schienen fast von selbst zu wachsen. Falls Bailey starb, würde nichts die Morosows und Ainsworth' aufhalten, gar nichts.
    »Wenn keine Juden zuhören, wird der Ministerpräsident mit Ihnen sprechen«, sagte der Marschall. Rostow ignorierte diese unnötige antisemitische Äußerung. Sie war billige Liebedienerei vor dem sowjetischen Staatsoberhaupt, dem man eine Abneigung gegen die Juden nachsagte.
    »Rostow?«
    Der Stellvertretende Ministerpräsident war entsetzt, als er sah, wie sehr die letzten Stunden den Premier gezeichnet hatten. Das Gesicht des alten Mannes wirkte wächsern. Rostow vermutete, dass der Staatschef Schwierigkeiten mit den ›Falken‹ des Politbüros hatte und in letzter Zeit wenig Schlaf fand.
    »Ja, ich bin hier, Genosse Ministerpräsident.«
    »Bei uns sieht es schlimm aus, Anatolij Igorewitsch. Die Amerikaner provozieren uns.« Das klang so verdrossen, dass Rostow besorgt aufhorchte. Jedes noch so geringe Anzeichen von Schwäche oder Unsicherheit der Spitzen des Kremls konnte einen Wechsel oder eine Verschiebung im Machtapparat einleiten. Das war schon immer so, wie einstmals mächtige Männer heute in sibirischen Kraftwerken und in unauffällig bewachten Datschas bestätigen konnten.
    »Wie steht es in der Zentralen Zone? Wie ist die Stimmung?«
    »Gespannt. Aber wir können auf eine Annäherung hoffen.«
    »Annäherung? Was soll das heißen?«
    »Vor kurzem kam der amerikanische Kommandeur in die Zentrale Zone, um sich hier mit General Ulanin zu treffen. General Tate ist allein, nur von einem einzigen Soldaten begleitet, einem Neger.«
    »Und was soll man daraus schließen, Genosse?« fragte der Ministerpräsident mürrisch.
    »Nun, dass zumindest er nicht daran glaubt, wir würden die Schuld an der Entführung des amerikanischen Vizepräsidenten tragen.« Er konnte es sich nicht verkneifen, hinzuzufügen: »Ich dachte, das wäre einleuchtend.«
    »Sie sind allzu rasch bereit, den Amerikanern zu vertrauen, Anatolij Igorewitsch. Wenn Sie hier wären und selbst sehen könnten, was sich in den USA abspielt, würden Sie anders denken.«
    Schweigend nahm Rostow diesen Tadel bin. Es war natürlich möglich, dass der Ministerpräsident recht hatte. Tates Ankunft in der Zentralen Zone konnte ein Ablenkungsmanöver sein, um die Angriffsabsichten zu verschleiern.
    »Morosow möchte Alarmstufe eins geben«, sagte der alte Mann mit dünner Stimme. »Nach allem, was geschehen ist, kann ich ihm nur beipflichten, ich habe eine Teilevakuierung unserer Großstädte angeordnet.«
    Rostows Zuversicht sank noch mehr. Er hatte das Gefühl, als stehe er im Weg eines gigantischen Molochs, den viele Irre in Bewegung setzen wollten. Seufzend sagte er: »Hier gab es keine Zusammenstöße, Genosse Ministerpräsident …«
    Gereizt fiel ihm der Staatschef ins Wort: »Und der Angriff auf Ihr Schiff?«
    Rostows Bestürzung wuchs. Diese Entgegnung war so banal, so unsachlich, dass er zu vermuten begann, dieser ängstliche alte Mann habe bereits eine folgenschwere Entscheidung getroffen. Vor einigen Stunden war die ›Allende‹-Affäre eine willkommene Verletzung internationaler Gepflogenheiten, aus der man Propaganda gegen die Amerikaner und deren Verbündete im Nahen Osten schlagen konnte. Aber durch die Ereignisse in den USA und am 34. östlichen Längengrad waren solche Erwägungen völlig illusorisch geworden.
    »Wenn Sie die Städte evakuieren, werden die Amerikaner überzeugt sein, dass wir einen Angriff auf die USA vorbereiten.«
    »Was soll ich Ihrer Meinung nach sonst tun, Anatolij Igorewitsch! Soll ich vor ihnen auf den Knien rutschen?«
    »Bei den Amerikanern herrscht große Verwirrung, Genosse Ministerpräsident. Welches Volk würde anders reagieren, wenn es plötzlich seine beiden führenden Staatsmänner verliert?«
    »Das sagt sich alles sehr leicht. Aber was ist damit erreicht? Morosow sagt mir, dass die Amerikaner ihr gesamtes nukleares Arsenal mobilisieren. Und die Presse der USA erhebt empörende Anklagen gegen uns. Ich muß das Vaterland schützen.«
    »Benützen Sie doch den heißen Draht«, sagte Rostow ernst. »Versuchen Sie den Amerikanern klarzumachen, dass wir schuldlos sind.«
    »Den heißen

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