365 Geile Nacht Geschichten Band 2 Juli
U-Bahnstation und nach zwei Stunden quer durch den Fahrplan, hatte ich es geschafft. Mit brennenden Sohlen erreichte ich die Pension und war froh, mich auf das riesige Bett werfen zu können. Eine halbe Stunde döste ich vor mich hin, dann nahm ich eine Dusche. Das Bad war ein Raum, der wie aus einer anderen Dimension wirkte. Ein beige gefliestes Zimmer, das sich im Stil von daheim kaum unterschied. Als ich raus kam, ein Handtuch um meine Mitte geschlungen, ließ ich das Licht im Zimmer gleich ausgeschaltet – wodurch ich die Kerze auf dem Dach bei den Sofas sofort sah. Auch, dass Mister Glotzmichan dort saß und in die Nacht blickte. Da es in meinem Zimmer stockfinster war, konnte er mich nicht sehen und so schlich ich zum Fenster und musterte ihn.
Meine Augen hatten sich wohl an sein Aussehen gewöhnt. Er kam mir nicht mehr so hässlich vor und ich fragte mich, ob ich ihn je wirklich hässlich gefunden hatte oder mich nur seine Andersartigkeit abgeschreckt hatte. Schönheit war er zwar immer noch keine, aber … er hatte etwas Faszinierendes an sich. Mittlerweile glaubte ich auch nicht mehr, dass er geistig zurückgeblieben war, dazu blickte er zu klar, bewegte sich zu sicher.
Als er seinen Kopf zu mir drehte, erstarrte ich. Würde ich mich jetzt bewegen, würde er sehen, dass ich hier saß und ihn anglotzte – aber was, wenn er mich ohnehin sah? Sein Blick blieb in meine Richtung fixiert und ich meinte zu erkennen, dass sich in seinen Augen eine Lichtquelle spiegelte. Vielleicht war es nur Einbildung.
Plötzlich erhob er sich und kam mit ruhigen Schritten in meine Richtung. Mein Atem stockte. Er schien aber ein anderes Ziel anzusteuern und mich offenbar erst zu bemerken, als er an meinem Fenster vorbeiging. Nun blieb er stehen und wirkte irritiert. In diesen Sekunden hielt ich es für möglich, dass er mich gar nie angestarrt hatte – ich mir das nur eingebildet hätte. Zumindest war sein Blick nun so anders, lebendiger, und nach einigen Augenblicken, in denen er unschlüssig herumstand, änderte er den Kurs und steuerte mein Fenster an.
Meine Hände – ich erinnerte mich nicht, mich dazu entschieden zu haben – tasteten nach den Hebeln und kurz darauf strich die kühle Nachtluft über meinen nackten Körper. Gänsehaut kribbelte darüber und ich prüfte das Handtuch – ob es auch gut um meine Mitte saß. Mister Glotzmichan stand nun direkt vor meinem Fenster – hielt sich am Rahmen fest und einem Impuls folgend neigte ich mich ihm entgegen.
Unsere Lippen fanden sich – seine waren unglaublich weich und fleischlich, schnappten sanft fordernd nach meinen. Der letzter Kuss war lange her – mein Ex mochte küssen nicht so besonders, hatte es nur in den ersten Monaten gemacht, dann nicht mehr – und seit der Trennung war ich keinem Mann mehr näher gekommen. Die zärtliche Kollision unserer Münder durch das offene Fenster in der kühlen Sommernacht über den Dächern Londons, war wie ein Nachhausekommen nach einer Weltumseglung, bei der ich fast draufgegangen wäre. Mein Schwanz presste sich gegen das Handtuch und lockerte es schließlich, sodass es über meine Beine auf den Teppich rutschte. Ein kühles Lüftchen umwehte meine Erektion – aber es war mir gleich. Der Kuss wurde wilder, und durch die Scheiben getrennt, war es nicht möglich, einander mehr zu berühren als am Kopf, den Wangen und den Hals. Und das nutzten wir, streichelten uns und hielten einander behutsam fest. Dann lösten wir uns mit einem Stöhnen voneinander, er blickte mich verstört an, machte einige Schritte zurück und taumelte dann davon … wohl durchs Fenster seines eigenen Zimmers, ins Haus hinein.
In den Minuten danach, erregt und noch immer den Geschmack des Kusses im Mund, fühlte ich mich unsäglich einsam. Wenn ich gewusst hätte, wo sein Zimmer war, wäre ich dahin geschlichen, hätte geklopft – ach – ich wäre einfach hineinspaziert und hätte ihn umarmt. Ja, in diesen Minuten, da ich alleine auf diesem riesigen, weichen Bett lag und selbst Hand anlegte, hätte es mir gereicht, mich einfach nur an ihn zu schmiegen und so an seinen Körper gekuschelt die Nacht zu verbringen.
Am Morgen kam ich zurechtgemacht wie für ein Date zum Frühstück und schaute mich nervös um, suchte ihn, während ich Platz nahm. Wie die Tage davor brachte er den Gästen diverse Speisen – auch mir. Auch wenn er so tat, als wäre nichts passiert, spürte ich deutlich, dass da etwas war. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber
Weitere Kostenlose Bücher