4. Die Rinucci Brüder: Lass die Sonne in dein Herz
ihm gehöre dank seines guten Aussehens und seiner Ausstrahlung die Welt. Und wenn er etwas haben wollte, bekam er es auch.
Doch sie hatten sich immer gut verstanden und zusammengehalten. Seine Fröhlichkeit und sein Optimismus hatten ihr in schwierigen Situationen Kraft gegeben und Mut gemacht. Sie hatte sich an ihn geklammert, vielleicht sogar zu sehr, wie sie sich manchmal eingestand. Er war jedoch immer für sie da gewesen, deshalb konnte er von ihr haben, was er wollte.
„Ach, komm her“, forderte sie ihn auf und umarmte ihn. „Frag mich nicht, warum ich dich liebe. Es gibt bestimmt einen Grund dafür.“
In Windeseile öffnete Carlo in seinem Apartment die Post. Dann rief er seine Mutter an und versprach ihr, am nächsten Abend pünktlich in der Villa zu sein.
„Ich bringe jemanden mit“, verkündete er.
„Das wird auch langsam Zeit“, erwiderte Hope Rinucci zu seiner Verblüffung.
Della war nicht die erste Frau, die er mit nach Hause brachte. Aber vermutlich hatte sein Ton seiner Mutter verraten, dass er endlich die Richtige gefunden hatte.
Nachdem er geduscht und sich umgezogen hatte, fuhr er zum Hotel zurück. Er freute sich auf den Abend mit Della. Es fiel ihm schwer, auch nur eine Stunde von ihr getrennt zu sein. Er parkte, stieg aus und durchquerte mit großen Schritten die Empfangshalle. Als er zufällig im Vorbeigehen einen Blick in die Boutique warf, traute er seinen Augen nicht. Della stand da in einem eleganten schwarzen Cocktailkleid, das sie einem gut aussehenden jungen Mann von ungefähr Anfang zwanzig vorführte. Als die beiden sich anlächelten und umarmten, war Carlo entsetzt.
Da die Tür des Geschäfts geöffnet war, hörte er sie sagen: „Frag mich nicht, warum ich dich liebe. Es gibt bestimmt einen Grund dafür.“
Ein Gedanke jagte den anderen. Am liebsten wäre Carlo weggelaufen und hätte sich eingeredet, das, was er gerade erlebt hatte, sei nicht geschehen. Gleichzeitig drängte es ihn, in die Boutique zu stürmen, den Mann zusammenzuschlagen und anschließend mit Della abzurechnen und ihr vorzuhalten, dass sie ihm das Herz gebrochen habe.
Letztlich tat er nichts von alldem, sondern betrat die Boutique und stellte sich vor die beiden. „Dein Freund ist da“, verkündete Sol.
Lächelnd drehte Della sich zu Carlo um, ohne sich aus der Umarmung zu lösen. „Hallo, mein Liebling“, sagte sie, „darf ich dir meinen Sohn vorstellen?“
Das sollte ihr Sohn sein? Glaubte sie wirklich, er würde auf die Ausrede hereinfallen? „Sehr komisch“, antwortete er kühl. „Wie alt warst du, als du ihn bekommen hast? Vielleicht sechs?“
Dellas Sohn grinste breit. „Du siehst zu jung aus, Mom.“
Auch Della musste lachen und löste sich von ihrem Sohn. „Ich war sechzehn, als Sol geboren wurde“, erklärte sie an Carlo gewandt. „Das habe ich dir bereits erzählt.“
„Ja, aber …“ Er verstummte.
„Jetzt ist er einundzwanzig“, fuhr sie fort. „Aber ich weiß, er sieht älter aus.“
Leicht belustigt streckte Sol die Hand aus. Wie betäubt ergriff Carlo sie und drückte sie.
„Wir wussten gar nicht, dass Sie kommen wollten“, sagte er und ärgerte sich darüber, dass ihm nichts Besseres einfiel.
„Ich wollte meine Mutter überraschen. Sie wollte eigentlich schon längst wieder zu Hause sein, und als sie nicht zurückkam, habe ich mich spontan entschlossen, nach dem Rechten zu sehen.“ Sols vielsagender Blick bewies, dass er ahnte, was los war.
Ich glaube, ich mag den jungen Mann nicht, überlegte Carlo, zwang sich jedoch, höflich zu erwidern: „Sie bleiben hoffentlich lange genug hier, um meine Familie zu besuchen? Ihre Mutter und ich sind morgen zum Abendessen bei meinen Eltern eingeladen. Sie müssen uns natürlich begleiten.“ „Gern. Okay, ich bin dann weg, Mom.“ Sol küsste seine Mutter auf die Wange. „Übrigens, mein Zimmer liegt deinem gegenüber. Bis später. Ach ja …“ Er warf einen Blick auf sein neues Hemd. „Ich bezahle das auch“, sagte Della zu der Verkäuferin.
„Danke, Mom. Ich habe mir noch zwei andere ausgesucht, die …“
„Schon gut, ich bezahle alle drei“, versprach sie resigniert. „Und jetzt verschwinde, ehe du dir noch mehr aussuchst.“
Sol war noch nicht fertig. „Also, mir war nicht bewusst, wie teuer hier alles ist“, begann er und blickte sie bedeutungsvoll an.
„Ich habe doch erst vor Kurzem einen ziemlich hohen Betrag auf dein Konto überwiesen“, erinnerte sie ihn. „Ich kann nicht glauben, dass
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