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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Sie gar nichts, Mr. Hatch.
Ich danke Ihnen für alles!«
    Al wischte sich die Augen, als
er getrunken hatte, und Hatch tat das gleiche.
    »Lausig scharf, das Zeug!«
    »Fürchterlich.«
    Al nahm den Koffer in die Linke
und faßte mit der rechten die Hand des Butlers.
    »Wollte mit Ihnen zum Bahnhof
gehen, Mr. Maycock. Aber da ist schon jemand.«
    »June?«
    »June.«
    »Bis irgendwann, Mr. Hatch!«
    »Bis irgendwann, Mr. Maycock!«
     
     
    June sprach erst, als sie auf
der Landstraße waren. »Nicht nett von Ihnen, mich jetzt allein zu lassen.«
    Al sah sie an mit dem Blick
eines sterbenden Hundes. »Nicht nett von Ihnen, mich jetzt zu verspotten, Miß
June!«
    »Ich verspotte Sie nicht, Al.«
    »Fahren wir noch ein Stückchen?
Wird einige Zeit dauern, bis ich wieder in so einem Wagen sitze.«
    Ein Bauernwagen kam in Sicht,
und Al zog den Rolls nach rechts hinüber.
    »Nicht weinen, June!«
    Sie wischte hastig an ihrer
Nase herum. »Wie können Sie denn...«
    »Im Rückspiegel. Lachen Sie ein
bißchen. Denken Sie noch an mein Menü im Little Paris?«
    »Ja. Es war wunderbar. Sie
haben so nett geschielt.«
    »Das haben Sie gemerkt?«
    »Genau.«
    »Niemals vergesse ich diesen
Abend nicht, June. Und etwas anderes auch nicht.«
    »Was denn?«
    Al nahm den Gang raus und
stoppte. Sie sah ihn verwundert an. Ihr Blick folgte seiner ausgestreckten
Hand.
    »Unser Stein«, sagte er.
    Mit leichter Neigung ragte der
Meilenstein aus der Grasnarbe. »London, achtundvierzig Meilen.«
    »Deswegen der Umweg?«
    »Ja. Wollte ich noch mal sehen.
Hier hatte ich eine Erleuchtung.«
    Ihre Augen wurden neugierig.
    »Daß ich Sie liebe, June!«
    Sie gab keine Antwort.
    »Vor dem Bahnhof stehen Leute«,
sagte Al. »Hier stehen keine. Das ist ein entscheidender Unterschied.«
    »Das ist es«, sagte sie.
    Je länger er sie küßte, desto
stärker preßte sie ihre Lippen auf seinen Mund.
    »Ohrfeige?«
    Sie schüttelte mit glänzenden
Augen den Kopf.
    »Nett von dir. An dieser Stelle
bin ich schon mal beschädigt worden.«
    »Oh — Al — Ihre... deine Rippe
— was macht sie?«
    »Sie wächst wieder zusammen.
Wird noch ausreichen, um ein Weib daraus zu schaffen.«
    »Was sagst du da?«
    »Nicht so ein Weib wie dich,
natürlich!«
    »Dein Glück!«
    Al fuhr mit einer Hand. Erst
als der Bahnhof in Sicht kam, ließ er June los, und sie rutschte auf ihren Sitz
zurück.
    »Noch zehn Minuten. Hör zu,
June. Wenn irgend etwas passiert — über Jack Henry im Paris kannst du
mich erreichen. Sowie ich eine Adresse habe, kriegst du sie. Und sowie ich
kann...«
    »Ja?«
    »Frage ich dich was«, sagte er
leise.
    »Vergißt du’s auch nicht?«
    »Wenn du mich immer mal dran
erinnerst, nicht!«
    »Tu’ ich.«
    »Fein. Und — halt die Ohren
steif! Möchte nicht, daß du die nächste in eurer komfortablen Familiengruft
bist. Ach, June, es ist mir schrecklich, dich jetzt allein zu lassen!«
    »Vielleicht nehme ich mal
Urlaub.«
    Seine Augen strahlten.
»Wirklich? London soll eine wunderbare Stadt sein!«
    »Muß ich mir ansehen!«
    Al schaute auf die Uhr. »Es
wird Zeit. Wäre dumm, wenn er ausgerechnet heute keine Verspätung hätte.«
    June griff in die Tasche ihrer
Kostümjacke.
    »Hier, Mr. Sekretär! Ihr Gehalt
für einen Monat!«
    »June, du glaubst doch
nicht...«
    »Doch, glaube ich! Spiel hier
nicht den stolzen Recken, Al. ›War mir ein Vergnügen, Euch umsonst zu dienen,
edle Dame‹ und so. Ich weiß, daß du kein Geld hast. Mußte dir schon mal
aushelfen. Willst du dich in der letzten Minute mit mir streiten?«
    »Nein.«
    »Also.«
    Al stieg aus und hob seinen
Koffer vom Rücksitz. »Wiedersehen, June!«
    Sie hob kurz die Hand und fuhr
so rasch an, daß er in einer Staubwolke zurückblieb.

XIII
     
     
    Als der Zug in Charing Cross
Station einlief, war es halb acht.
    Al schlenderte zwischen den
wenigen Fahrgästen zur Sperre. Draußen sog er in tiefen Zügen den Geruch
Londons ein. Der Verkehr brandete in rastlosen Wellen, und die leuchtenden
Bänder der Neonreklamen ergossen Kaskaden von Licht in die dunstige Luft.
    An einer Straßenkreuzung mußte
er warten. Unwillkürlich schweifte sein Blick über die Kette der
Kraftfahrzeuge, die durch das Rot der Verkehrsampel gleichfalls zum Warten
gezwungen wurden.
    Dicht neben sich, an der
Bordkante, gewahrte Al ein dunkelblaues Kabriolett, das ihm merkwürdig vertraut
vorkam. Obwohl es in jener Nacht ziemlich dunkel gewesen war, hätte er doch
darauf schwören mögen, daß er in diesem und keinem

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