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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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plumpe
Schlüssel mit Ringen und kleinen Blechschildern. Einige der Haken waren leer.
Taggarts Hand glitt unter dem Brett entlang.
    Eine seltsame Spannung erfaßte
Al, von der er nicht wußte, woher sie kam. Taggart faßte einen der Schlüssel,
ließ ihn wieder los.
    Das Schild klingelte leise.
»Vierzehn« stand darauf.
    Er faßte den nächsten, den
übernächsten. Seine Finger trommelten gegen das Holz.
    Al sah zu und rührte sich
nicht.
    Zögernd, als ahnte er, welche Unannehmlichkeiten
das mit sich bringen würde, kehrte Mr. Taggert zu Nummer 14 zurück.
    Dann griff er zu, und der
Schlüssel klirrte vor Al auf das Holz.
    »Zweiter Stock«, knurrte
Taggart und schlug die ehrwürdige »Times« wieder auf.
    Hastig nahm Al den Schlüssel an
sich.
    Einige Minuten später stand er
in dem Zimmer, das Luther Burbance bewohnt hatte. Das Fenster stand offen, und
von der Straße drang der dumpfe Lärm Londons herein. In das Ächzen von
Lokomotiven und Gebrüll von Rangierarbeitern mischte sich das harte Gedröhn
eines Preßlufthammers.
    Nichts für Leute mit leichtem
Schlaf, dachte Al.
    Er stellte seinen Koffer auf
ein Holzgestell mit fleckigen Leinenriemen und hing den Mantel auf.
    Das Zimmer war leidlich sauber,
und das Bett schien anständig.
    Der Wasserhahn tropfte, aber
das wies darauf hin, daß er imstande war, das Becken mit Wasser zu füllen.
    Sogar Telefon hatten sie, alle
Achtung. Der Apparat stand auf dem Nachttisch, und seine geflochtene Schnur
lief zu einer Steckdose dicht über dem Boden.
    Al schloß die Tür ab und zog
sich aus. Er ließ das Fenster einen Spaltbreit offen, und die Nachtluft bewegte
den Vorhang in kurzen Stößen.
    Jetzt merkte Al, wie müde er
war. Er drehte sich und wollte das Licht löschen, als sein Blick noch einmal
auf das Telefon fiel.
    Was war nur daran? Sein Hirn
registrierte eine Besonderheit, aber sein Verstand konnte nicht sagen, was es
war. Ein Telefon wie tausend andere.
    Vielleicht war es nur eine
Erinnerung an Lady Cynthias Apparat, der zertrümmert vor ihrem Bett gelegen und
sich seinem Gedächtnis so eingeprägt hatte, daß jedes Telefon seitdem seinen
Blick anzog.
    Aber da war noch etwas. Al
richtete sich im Bett halb auf und stützte den Kopf in die Hand.
    Ein alter Kasten. Das Gehäuse
von stumpfer Schwärze und der Wählring matt und abgegriffen. Mußte zehn Jahre
alt sein, wenn nicht noch mehr.
    Als Blick wanderte über den
Hörer, und plötzlich sah er, was das Besondere am Telefon des Zimmers 14 von
Taggart’s Pension war.
    Der Griff und die Ohrmuschel
waren ebenso abgenutzt wie das Gehäuse. Aber der Trichter war nagelneu, und der
Schein der Deckenlampe fing sich mit spiegelnden Reflexen in seinem Lack.’
    Al setzte sich langsam
aufrecht.
    Ein alter Apparat mit einem
neuen Trichter!
    Langsam, wie eine Luftblase aus
tiefem Wasser stieg ein Gedanke in ihm auf, unwahrscheinlich und irrsinnig,
aber er blieb und wich nicht mehr.
    Der neue Trichter! Lady
Cynthias zertrümmertes Telefon!
    Das Blut klopfte in seinen
Ohren. Mit jedem Herzschlag gewann die Idee klarere Gestalt in seinem Kopf.
    So war es, nur so, und nur ein
Teufel in Menschengestalt konnte darauf kommen!
    Al schleuderte die Decke zurück
und suchte mit fahrigen Händen in seiner Jacke nach dem Notizbuch. M, N, O — P,
da, das war die Nummer vom Paris. Er hob den Hörer ab, und der Trichter
funkelte.
    »Ja?«
    »Wollte noch mal telefonieren,
Mr. Taggert.« Al brachte trotz seiner Aufregung ein Gähnen hervor. »Wie kriege
ich das Amt?«
    »Weißen Knopf drücken!« ,
    »Danke!«
    Es dauerte eine Weile, bis Jack
Henry an den Apparat kam. Al hörte leise Fetzen von Musik, Gewirr von Stimmen
und Gelächter. Schien wieder ein schöner Betrieb zu sein.
    Sofort nach seinem Gespräch mit
Jack wählte er eine zweite Nummer.
    Um neun Uhr läutete es
anhaltend in Taggart’s Pension. Mr. Taggart schlurfte nach vorn und öffnete.
    Überrascht und erschrocken sah
er auf die Marke und die ungeheure Nase des Sergeanten Mike Henry von Scotland
Yard.

XIV
     
     
    Henry bremste, als die weiße
Mauer von Hollingway in Sicht kam.
    »Zwanzig Minuten bis vier«,
sagte er nach einem Blick auf seine Uhr. »Wird gerade so hinkommen. Raus mit
Ihnen, Masters. Was Sie zu tun haben, wissen Sie. Ran an das Haus und warten.«
    Der Konstabler nickte. Die
Augen in seinem breiten Gesicht waren stahlblau und kalt, und seine Hände sahen
aus, als könnten sie eine Bibel mittendurch reißen. Er sprang aus dem Wagen.
Kurz darauf hielt der

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