4 Meister-Psychos
und die
Augenbrauen bewegte.
»Hat keinen schlechten Schlag,
der Bursche, was? Bin froh, daß er meine Nase nicht getroffen hat!«
Bradford war aus seiner
Erstarrung erwacht und fuchtelte wild mit den Armen.
»Er flieht! Er hat uns
eingeschlossen und flieht! Wollen Sie denn nichts veranlassen, Sergeant?«
Henry ging zu seinem Sessel und
warf sich hinein. Al tat das gleiche. June blickte fassungslos von einem zum
anderen.
»Geben Sie mir eine Zigarette,
Sir Aubrey. Hat mich sehr mitgenommen, die ganze Geschichte!«
»Hören Sie, ich verstehe
nicht...«
Er brach ab. In der Halle
näherten sich schwere Schritte. Der Schlüssel wurde herumgedreht, dann öffnete
sich die Tür.
Gummikauend erschien die
riesige Gestalt des Konstablers Masters.
»Hab’ ihn, Sergeant. Unten im
Wagen ist er. Schön verpackt. Mußte ihn ein bißchen bearbeiten, weil er nicht
hören wollte.«
Henry machte eine graziöse
Handbewegung.
»Darf ich bekanntmachen —
Konstabler Masters von meiner Abteilung. Wir mußten ihn unten warten lassen.
Man kann ihn nirgends mit hinnehmen — er ruiniert jeden Stuhl!«
XV
Der Konstabler räusperte sich.
»Guten Tag, Mylady. Guten Tag,
Sir. Glaube, es ist besser, wenn ich wieder hinuntergehe, Sergeant.«
»In Ordnung, Masters. Wir
kommen gleich.«
Der hünenhafte Bobby schloß die
Tür, und sein Schritt hallte von den Wänden, als er sich entfernte.
Henry drückte sein Taschentuch
an die Unterlippe.
»Sie werden etwas erstaunt
sein, Sir Aubrey — und Sie wohl auch, Miß Hollingway. Wundere mich selbst, daß
die Sache so glatt ging. Sehen Sie, er fühlte sich vollständig sicher. So
sicher, daß er Ihrer Nichte recht gab, als sie gegen Ihren Willen die Polizei
geholt hatte. Er wußte, daß wir nichts finden konnten.«
Henry machte eine kurze Pause
und tupfte sich das Blut von der Lippe.
»Der Untersuchungsrichter
lachte über Maycocks Idee und die paar Indizien und wollte uns keinen
Haftbefehl geben ohne weitere Beweise. Wir mußten Ihren Neffen dazu bringen,
daß er sich verriet. Deswegen inszenierten wir diese Geschichte. Wir ließen
Masters unten warten. Mein — hm — mein Bruder rief um vier Uhr aus meiner
Wohnung an, verlangte Burbance und schoß in den Trichter — genau wie Ihr Neffe
es bei Taggart gemacht hatte. Burbance war nicht darauf gefaßt, und der Schreck
raubte ihm die Nerven. Ohne diesen Schock hätte er uns wahrscheinlich kalt
abfahren lassen.«
Wieder verschnaufte Henry einen
Augenblick. Lächelnd blickte er zu Al hinüber, als er fortfuhr.
»Mr. Maycock verlor die
Handschellen absichtlich, und mein Revolver war nicht geladen. Gar nicht so
einfach, sich so dämlich anzustellen, wie wir es taten. Aber Luther fiel darauf
rein und versuchte zu fliehen.«
Der Sergeant verstummte
endgültig.
June hielt den Kopf gesenkt. Al
streichelte sacht ihr Haar und ihre Schultern. Bradford starrte mit leerem
Blick vor sich hin.
»Jetzt wird mir manches klar«,
sagte er matt. »Glaube, ich muß Ihnen verdammt dankbar sein, Sergeant. Auf
eigene Faust haben Sie alles unternommen und Ihren Posten riskiert.«
»Danken Sie Mr. Maycock«, sagte
Henry ernst. »Ohne seinen rettenden Einfall stände es schlecht für Sie, Sir
Aubrey. Denn Sie wären der nächste gewesen. Sie waren der einzige, der noch
zwischen ihm und dem Ziel seiner Wünsche stand: dem Vermögen und Miß June. Er
wäre auf dem Weg weitergegangen, den er einmal beschritten hatte.«
Bradford hob den Blick zu Al.
»Hoffe, daß Sie meine
Entschuldigung annehmen, Mr. Maycock. War ein alter, blinder Trottel und habe
Ihnen Unrecht getan. Konnte es einfach nicht glauben. Tut mir sehr leid, das
Ganze.«
»Schon in Ordnung, Sir Aubrey«,
sagte Al ruhig. »Vielleicht wäre ich niemals in Taggart’s Pension gekommen,
wenn Sie mich nicht rausgeworfen hätten!«
Mr. John Jack Henry saß
verkrümmt vor dem Klavier. Er glich einem zerfledderten, beutegierigen
Raubvogel. Seine Finger schlugen in die Tasten wie Klauen eines Adlers in einen
Hasen, und die Schöße seines Rockes hingen wie mächtige Schwingen zu beiden
Seiten herunter.
Al hockte neben ihm. Die
Fingerkuppen seiner linken Hand waren bereits zu beachtlicher Größe
angeschwollen, aber er bearbeitete die Gitarre wie in seinen besten Tagen, und
der Schweiß lief in den offenen Kragen seines Hemdes.
Steve hämmerte mit
blutunterlaufenen Augen auf die Trommeln ein und stieß dazwischen gräßliche
Schreie aus.
Die Trompete vibrierte unter
dem pfeifenden
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