40 Stunden

Titel: 40 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange

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er nur Staubkörner, die in dem scharf umrissenen Strahl zitterten. Gleich darauf jedoch riss das Licht Einzelheiten aus der Finsternis.
    Dellinghaus ließ die Lampe fallen. Sie polterte zu Boden und rollte über die Waschbetonplatten davon, ohne auszugehen.
    Dellinghaus kümmerte das nicht.
    Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen wirbelte er herum.
    Und rannte, so schnell ihn seine Füße trugen.
    ***
    Da Marc bereits in Werner Ellwangers Wohnung gewesen war, befahl Tromsdorff ihm, zusammen mit Faris zu der Schrebergartenkolonie nahe Tempelhof zu fahren und sich dort umzusehen. Aber Faris protestierte und bestand darauf, Paul, seinen Partner, mitzunehmen, und so stiegen sie schließlich zu dritt in den BMW und fuhren los. Mit Blaulicht und Martinshorn brauchten sie eine knappe halbe Stunde. Als sie dort waren, standen sie ein wenig ratlos vor der verschlossenen Drahtgittertür, die die Gärten offenbar vor unliebsamem Besuch schützen sollte. Von der Straße her fiel das Licht einer Laterne auf sie. Bevor sie sich klar werden konnten, was sie nun tun sollten, kam ein Mann in Gummistiefeln und Latzhose auf sie zu. Er öffnete die Tür von innen, dann ging er mit einem knappen Nicken und einem gemurmelten »Schönen Feierabend!« an ihnen vorbei. Bevor die Tür wieder ins Schloss fallen konnte, hielt Paul sie auf.
    Sie waren gerade alle drei hindurchgetreten, als ein zweiter Mann auf sie zugerannt kam. Er war klein, kaum einssechzig groß, ungefähr in Pauls Alter, aber während Faris’ Partner trotz seines leichten Bauchansatzes sportlich wirkte, sah dieser Mann hier sehr aus der Form geraten aus. Ein zu kurzer, offenbar selbstgestrickter Pullover hing ihm über eine Hose, die er mit einer Art Werkzeuggürtel an Ort und Stelle hielt. In mehreren Schlaufen baumelten Werkzeuge der unterschiedlichsten Art.
    » Sie sind aber schnell!«, rief er schon von Weitem. » Ich habe Sie doch gerade erst angerufen.« Als Paul ihn erstaunt musterte, fügte er hinzu: » Sind Sie nicht von der Polizei?«
    » Doch.« Paul holte Ausweis und Marke hervor. » Kriminalpolizei.« Er stellte sich selbst und auch Faris und Marc vor.
    Der Mann nickte anerkennend. » Kripo! Wusste ich doch, dass es von Bedeutung ist, was ich entdeckt habe. Gute Arbeit!«
    » Moment!« Faris hob eine Hand. » Wovon reden Sie?« Er spürte, wie er von oben bis unten taxiert wurde, und machte sich darauf gefasst, sich wieder einmal seinen arabischen Schädel an einer Mauer aus Intoleranz einzurammen. Doch dieser Mann hier schien Wichtigeres im Kopf zu haben.
    Hektisch schluckte er mehrfach. » Na, die Laube!« Er wedelte mit der Rechten irgendwo in die Dunkelheit hinter sich. » Von den Ellwangers. Deswegen habe ich Sie doch angerufen! Sind Sie etwa…«
    » Stopp!« Faris’ Stimme war plötzlich sehr scharf. » Soll das heißen, Sie haben uns… die Polizei angerufen, weil etwas mit der Gartenlaube der Ellwangers nicht stimmt?« Schlagartig schoss ihm das Adrenalin ins Blut.
    » Ja doch!« Der Mann nickte eifrig. » Deswegen sind Sie doch hier, oder etwa nicht?«
    » Ja.« Nun übernahm Paul das Ruder. » Sagen Sie uns bitte erst mal Ihren Namen!«
    » Dellinghaus«, haspelte der Mann. » Gustav Dellinghaus. Ich bin Vorstandsvorsitzender dieser Gartenkolonie.«
    » Gut. Also: Was haben Sie entdeckt?«, erkundigte sich Paul.
    » Das müssen Sie sich selbst ansehen! Es ist… schrecklich!« Dellinghaus warf sich herum und rannte mit eiligen Schritten davon. Sie folgten dem tanzenden Licht seiner Taschenlampe. Hinter Dellinghaus her gingen sie die Wege entlang bis zu einem Schrebergarten, der in Faris’ Augen genauso langweilig aussah wie alle anderen.
    Die Gartenlaube war weiß verputzt und so winzig, dass Faris bei ihrem Anblick bereits ahnte, dass sie das Kreuz hier nicht finden würden. Woher aber rührte dann Dellinghaus’ Aufregung?
    » Ich musste das Vorhängeschloss knacken«, gestand der kleine Mann. » Ellwanger wird nicht glücklich sein darüber, aber nach dem, was ich da drinnen gesehen habe, dachte ich…« Er unterbrach sich, stieß die Pforte auf. » Das Schloss ist sein geringstes Problem.« Und damit hastete er quer über das Grundstück zu der massiven Haustür, die in dem winzigen Gebäude irgendwie fehl am Platze wirkte. Rechts neben der Tür war ein Fenster eingeschlagen.
    Dellinghaus wies mit der Lampe darauf. » Da!«, stieß er hervor. » Da können Sie reinsehen!«
    In der Gartenlaube war kein Kreuz. Das sahen sie sofort, als sie