41 Rue Loubert: Kriminalroman (German Edition)
einem frischen Klumpen Ton an ihre Drehscheibe.
Sie war gerade dabei, den Hals einer schlanken Vase zu formen, als die Türglocke in einem Dauerton schrillte – aggressiv und anhaltend, jemand musste am Tor mit dem Daumen an der Klingel festgefroren sein. Sie sah in ihrem Videofenster an vorderster Front Marcel, der einen Zettel in die Kamera hielt, hinter ihm seine tapferen Mannen. Die Polizeiwagen standen mit kreisendem Blaulicht schräg auf dem Bürgersteig, Passanten waren gaffend stehengeblieben und sie sah Marta verschreckt vor dem Bistro ihre Hände an der Schürze wringen.
Louise drückte auf den Sprechknopf.
„Marcel, welche Überraschung. Womit kann ich Ihnen helfen?“ Der Spott in ihrer Stimme war auch für den Sergeanten in der letzten Reihe nicht zu überhören.
„Madame Prousseau, ich bitte Sie zu öffnen. Wir haben einen richterlichen Beschluss, der es uns erlaubt, Ihre Wohnung zu durchsuchen. Sie sind für uns eine Verdächtige im Fall der achtzehn vermissten Männer.“ Er war entschlossen, ruhig und siegessicher.
Louise auch.
Sie betätigte die Tortaste und als die Polizisten mit schnellen Schritten über die Treppe zu ihrer Wohnung hasteten, erwartete sie sie in der geöffneten Tür.
„Meine Herren, ich ersuche Sie um Umsicht und Sorgfalt bei der Durchsuchung meines Eigentums. Ich erwarte, dass Sie mich nicht in heillosem Chaos verlassen. Ich habe nichts verbrochen, bin keiner Anklage schuldig. Erinnern Sie sich bitte stets daran, dass ich Sie als Privatperson verklagen werde, sollten Sie Schaden anrichten. Möchten Sie in der Zwischenzeit eine Tasse Kaffee, Marcel? Soweit ich informiert bin, muss ich mich während dieser Aktion in einem Raum mit einem Beamten aufhalten.“
Marcel ignorierte ihre heitere Gefasstheit, er schüttelte den Kopf, nickte einem älteren Beamten zu, der Louise in die Küche begleitete und begann selbst mit der Suche in Louises Schlafzimmer.
Die Männer arbeiteten wortlos, sie öffneten und schlossen die Türen der Kästen und Kommoden vorsichtig, rissen nicht wahllos Bücher aus Regalen oder Gläser aus Vitrinen. Louise war zufrieden und bereitete eine große Kanne mit Kaffee und eine kleinere mit Eistee zu. Dazu legte sie auf eine silberne Platte Biskuits und Schokoladenplätzchen zurecht.
Der Polizeibeamte setzte sich an den Küchentisch und langte kräftig zu. Er machte einen verlegenen Eindruck und war froh, sich mit den Keksen beschäftigen zu können. Er hatte für Louise schon als pubertärer Jüngling geschwärmt, es aber zu seinem Bedauern nie in ihre pekuniären Höhen geschafft. Nie hätte er es sich träumen lassen, an ihrem Tisch von ihr bewirtet zu werden. Auch wenn die Umstände nicht gerade romantisch waren. Für ihn war klar, dass sie Louise mit ihrem Besuch überrascht hatten. Sie hatten sie beim Töpfern gestört, sonst hätte sie ihnen keinesfalls ungeschminkt in ihren verschmutzten Arbeitskleidern Einlass gewährt.
Marcel betrat mit ernstem Gesicht die Küche.
„Madame, ich verhafte Sie wegen des Verdachts, 18 Männer getötet zu haben.“
Louise zuckte zwar nicht sichtlich zusammen, doch sie erschrak nun doch.
„Worauf begründet sich Ihr Verdacht?“
„Sie besitzen in einem weiteren Schlafzimmer eine Guillotine, mit der Sie vermutlich Ihre Liebhaber geköpft haben.“
„Machen Sie sich nicht lächerlich!“ Louise lachte ungeniert. „Die Guillotine ist ein Sexspielzeug, ist Ihnen so etwas nicht bekannt? Kommen Sie, ich führe sie Ihnen vor.“
Marcel folgte ihr, verunsichert und mit gereizter Röte im Gesicht.
In der Folterkammer waren bereits alle Beamten versammelt, sie murmelten aufgeregt miteinander, wahrscheinlich hatten sie hier endlich den Durchbruch zu ihrem aussichtslosen Fall vor sich.
Louise nahm den Kopfpolster vom Bett, drapierte ihn unter dem Fallbeil, lockerte das Seil, ließ es los und betete inständig, dass die Haltevorrichtung nicht ausgerechnet in diesem Augenblick zum ersten Mal versagen würde.
Das Beil rasselte in die Halterung, genau fünf Zentimeter über dem Polster. Louise atmete innerlich auf, Marcel entfuhr ein enttäuschter Seufzer.
„Rufen Sie einen Techniker, der dieses Ding genauestens untersucht, ob man die Halterung oder das Seil nicht vielleicht doch manipulieren kann“, wies er einen seiner Männer an. Dieser nickte, kramte sein Mobiltelefon hervor und verließ den Raum.
„Madame, alles in diesem Zimmer deutet auf Prostitution hin, was eine schwere Straftat ist.“
„Monsieur
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