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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Du wirst dich aufregen!“
    „Trage keine Sorge, Amy. Das Bewußtsein, unredlich zu handeln, schadet mehr als die Erinnerung an eine Zeit, von der ich wünsche, daß sie nicht gewesen wäre.“
    Ein Felsblock gab ihnen einen bequemen Sitz. Sie nahmen Platz und nachdem Mariano einige Zeit lang trübe vor sich hingeblickt hatte, begann er:
    „Du hast von Sternau einiges über meine mutmaßliche Abstammung gehört?“
    „Ja, bereits in Rodriganda gab er mir einige Andeutungen, und später schrieb er mir darüber.“
    „Nun wohl. Ich bin das Opfer eines Verbrechens, das aufzudecken meine Lebensaufgabe ist. Ich wurde meinen Eltern geraubt und kam in eine Räuberhöhle.“
    Amy stieß einen Ruf der Überraschung aus.
    „Ist's möglich! In eine Räuberhöhle!“
    „Ja. Ich bin ein Brigant, ein Räuber.“
    Das hatte Amy allerdings nicht erwartet, das stürmte mit voller Wucht auf sie ein. Sie holte tief Atem, aber sie vermochte nicht, ein Wort zu sprechen.
    Er bemerkte das mit unendlichem Schmerz, rückte von ihr fort und sagte:
    „Du schweigst. Du verachtest mich. Das war es, was ich fürchtete.“
    Da faßte sie ihn bei der Hand und fragte:
    „Du konntest nicht dafür, daß du an diesen schauerlichen Ort kamst?“
    „Nein, denn ich war noch ein Kind.“
    „Und du wurdest ohne deine Schuld als Brigant erzogen?“
    „Ich lebte unter den Briganten, aber ich wurde nicht als solcher erzogen. Ich habe nie das Geringste getan, was mich mit dem Gesetz hätte in Konflikt bringen können.“
    „Gott sei Dank!“ sagte sie. „Da ist ja alles gut. Aber wie konntest du unter den Räubern der Mann werden, der du geworden bist?“
    „Weil der Kapitän höhere Absichten mit mir verfolgt zu haben scheint. Er ließ mich ganz nach dem Stand erziehen, dem ich eigentlich angehöre. Das einzige Unrecht, das ich beging, war, daß ich in Rodriganda einen falschen Namen trug.“
    „Du konntest nicht anders, mein Mariano.“
    Es war das erste Mal, daß sie diesen Namen aussprach. Er preßte ihre Hand an sein Herz und erwiderte:
    „Ich danke dir, mein Leben! Du machst mir das Herz leicht, und nun habe ich auch den Mut, dir alles, alles zu erzählen, was mich so lange und so schwer bedrückte.“
    Er zog sie nun an sich, legte leise ihr Köpfchen an seine Brust und begann zu erzählen. Er berichtete von den Erinnerungen an die ersten Tage seiner Kindheit, von seinem Leben unter den Briganten, und von allem, was später gekommen war. Es dauerte lange, ehe er fertig wurde, aber als er geendet und ihr dann auch all die scharfsinnigen Kombinationen Sternaus berichtet hatte, da schlang sie die Arme um seinen Hals, küßte ihn und sagte:
    „Ich danke dir für deine Offenheit! Nun ist alles, alles gut, denn nun weiß ich, daß du meiner würdig bist. Gott wird alles zum besten lenken.“
    „Aber dein Vater –?“ fragte er.
    „Trage um ihn keine Sorge! Er ist gerecht und mild und liebt mich von ganzem Herzen; er wird tun, was ihm seine Liebe gebietet.“
    Sie saßen noch eine ganze Weile beieinander, versunken in Hoffnung und Glück, dann aber kehrten sie zu den anderen zurück, um sich zur Ruhe zu begeben. Amy schlief in dem Wagen, und die anderen lagen, in ihre Decken gehüllt, neben demselben.
    Am anderen Morgen wurde die Reise fortgesetzt. Das fürchterliche Fahren griff Mariano bei seinem geschwächten Zustand außerordentlich an, und als sie Mexiko erreichten, war er fast noch kranker als vorher, aber Sternau beruhigte das besorgte Mädchen und sagte, daß einige Wochen der Erholung hinreichen würden, Mariano seine Kräfte und seine Gesundheit zurückzugeben.
    Amy wollte, daß ihre drei Begleiter sofort mich nach dem Palast ihres Vaters fallen sollten, aber Sternau schlug dies ab.
    „Wir bleiben im Hotel“, sagte er. „Ihr Vater kennt uns noch nicht persönlich, und was Sie ihm von uns erzählt haben, das reicht nicht hin, so ohne weiteres seine Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen.“
    „Aber Sie haben mir so große Dienste geleistet und mich sicher nach Mexiko gebracht.“
    Sternau lächelte und antwortete:
    „Miß Amy, wollen Sie unseren Freund Mariano so ganz ohne alle Einleitung Ihrem Vater als ihren Verlobten vorstellen?“
    Sie errötete und antwortete:
    „Sie mögen recht haben. Steigen Sie einstweilen im Hotel ab, aber versprechen Sie mir auch, daß Sie sich nicht zurückziehen werden, wenn mein Vater wünscht, daß Sie bei uns wohnen sollen.“
    „Das verspreche ich gern, Miß. Ich bin nach Mexiko auch in der

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