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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Absicht gekommen, um diesen Cortejo kennenzulernen, und das wird leichter sein, wenn ich bei Ihnen wohne. Vielleicht finden wir hier den Schlüssel zu dem Rätsel, dessen Lösung unsere Aufgabe ist.“
    Die Diligence brachte zunächst die drei Männer nach dem Hotel, wo sie abstiegen, und führte dann Amy nach dem Palast ihres Vaters.
    Dieser hatte keine Ahnung gehabt, daß seine Tochter so schnell zurückkehren werde, und war daher im höchsten Grad erstaunt, sie bei sich eintreten zu sehen.
    „Amy!“ rief er, sich von seinem Arbeitssessel erhebend. „Ist das möglich!“
    „Oh, Papa, es ist sogar wirklich“, lachte sie. „Wenigstens hoffe ich, daß du mich nicht als einen Geist ansiehst!“
    „Aber du kannst ja gar nicht in Jamaika gewesen sein.“
    „Freilich war ich dort. Ich werde dir dies beweisen, indem ich dir die Antwort des Gouverneurs überreiche.“
    Sie zog ihr Portefeuille und legte ihm die Skripturen vor.
    „Wahrhaftig!“ meinte der Lord. „Aber wie ist das zugegangen?“
    „Das hast du nur den Herren zu verdanken, die mich begleiteten, Pa.“
    „Welchen Herren?“
    „Nun, vor allen Dingen Herrn Sternau.“
    „Herrn Sternau?“ fragte er abermals verwundert.
    „Ja, Herrn Doktor Sternau.“
    „Alle Tausend! Du meinst doch nicht etwa jenen famosen Doktor Sternau, von dem du mir erzählt hast, und den du in Rodriganda trafst?“
    „Gerade den meine ich.“
    „Der hat dich nach Mexiko gebracht?“
    „Erst nach Jamaika und dann nach Mexiko. Er ist in Begleitung zweier Herren hier. Ich werde dir das erklären, nachdem du die Antworten des Gouverneurs gelesen hast. Bis dahin habe ich Zeit gefunden, meine Reisetoilette abzulegen.“
    Erst jetzt fanden Vater und Tochter Zeit, sich durch eine Umarmung zu begrüßen, dann verließ sie ihn, um sich von den Spuren der Reise zu befreien.
    Nach einer Stunde befand sie sich abermals bei ihm. Sie saß an seiner Seite und erzählte, wahr und aufrichtig, wie es einer Tochter geziemt. Er hörte ihr mit sehr ernster Miene zu. Das, was er hörte, klang ja noch abenteuerlicher als ein Roman und machte ihm schwere Sorgen. Amy war seine einzige Tochter, er hatte weitgehende Pläne mit ihr gehabt, und nun teilte sie ihm auf einmal mit, daß sie – einen spanischen Räuber liebe.
    Als sie geendigt hatte, wartete sie vergebens auf Antwort. Er erhob sich und schritt wortlos im Zimmer auf und ab. Endlich aber blieb er vor ihr stehen und sagte mit milder Stimme:
    „Amy, mein Kind, ich habe immer nur Freude an dir erlebt, heute aber ist es das erste Mal, daß du mich betrübst.“
    Da sprang sie empor und schlang die Arme um seinen Hals.
    „Verzeihe mir! Ich will dich nicht betrüben“, sagte sie, „aber Gott hat diese Liebe in mein Herz gelegt, und nun kann ich nicht anders.“
    Er schob sie leise von sich und fragte:
    „Und du glaubst an alles das, was du mir jetzt von diesem Mariano erzählt hast?“
    „Ja, ich glaube es sicher und fest.“
    „Und du liebst wirklich diesen – diesen Zögling eines Räuberhauptmannes?“
    „Ich liebe ihn“, sagte sie, indem sie den Vater offen anblickte, „ich liebe ihn so, daß ich ohne ihn nie glücklich werden kann!“
    „Und an mich, deinen Vater, denkst du nicht?“ fragte er, beinahe traurig.
    „Doch, Pa, ich denke auch an dich.“
    „Und dennoch sprichst du von dieser – abenteuerlichen Liebe!“
    Da trat sie einen Schritt auf ihn zu und fragte:
    „Vater, du gönnst es mir, glücklich zu sein?“
    „Gewiß! Und eben weil ich wünsche, daß du glücklich seist, tut es mir so weh, dein Herz in diesen Fesseln zu wissen.“
    „Prüfe Mariano, Pa, prüfe ihn. Und wenn du dann noch sagst, daß er meiner unwürdig sei, so werde ich dir gehorchen und ihn nie wiedersehen.“
    Es lag ein großes, kindliches Vertrauen in diesen Worten. Der Lord fühlte das, und daher klärten sich seine Züge auf.
    „Ich danke dir für dieses Wort, Amy!“ sagte er. „Du sollst dich in deinem Vater nicht täuschen. Gehe jetzt und ruhe von deiner Reise aus, ich werde unterdessen nachdenken, was ich tun kann, um dich glücklich zu sehen.“
    Er küßte sie mit väterlicher Zärtlichkeit, und dann wandte er sich seiner Arbeit zu, aber nur scheinbar, denn als Amy ihn verlassen hatte, erhob er sich wieder von seinem Sessel und wanderte ruhelos im Zimmer auf und ab. Endlich schien er einen Entschluß gefaßt zu haben.
    „Es gibt nur einen, an den ich mich in dieser schlimmen Angelegenheit wenden kann“, sagte er zu sich selbst.

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