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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sprach sie mit Vorbedacht aus. Indem er vorgab, in einem höheren Auftrag zu handeln, stellte er sich als einen Bevollmächtigten hin, dessen Taten nicht gerichtet werden konnten. Und indem er von einer nachhaltigen Belohnung sprach, versicherte er sich des Beistandes Parderos, der keine Ahnung hatte, daß die Worte seines Vorgesetzten eine Unwahrheit enthielten. Dieser fragte:
    „Sie glauben, daß auch ich belohnt werde, wenn ich Ihnen behilflich bin?“
    „Gewiß. Sie werden sogar doppelt belohnt, ebenso wie ich. Zunächst haben wir entweder auf ein schnelles Avancement oder auf eine bedeutende pekuniäre Berücksichtigung zu hoffen, und sodann ist es ja für uns beide eine Genugtuung, diesen Kerls zu beweisen, daß wir uns zu rächen vermögen. Ich darf also auf Sie rechnen?“
    „Vollständig, Kapitän! Ich stehe Ihnen mit größtem Vergnügen zur Verfügung und bitte, mir zu sagen, was ich zu tun habe.“
    „Das weiß ich in diesem Augenblick selbst noch nicht. Zunächst muß ich erfahren, weshalb mein Beauftragter heute nicht gekommen ist.“
    „Wir werden jetzt mit ihm sprechen?“
    „Nein. Wir werden ihm jetzt zunächst ein Zeichen geben, daß ich heute abend mit ihm sprechen will. Da erfahre ich, was ihn abgehalten hat, und werde dann augenblicklich handeln. Dies ist auch der Grund, daß ich heute nicht nach Monclova aufbrechen kann; es kann dies erst morgen geschehen.“
    „Aber wie hat Sternau erfahren, was Sie mit ihm vorhatten?“
    „Das ist mir ein Rätsel.“
    „Ihr Mann wird Sie doch nicht verraten haben?“
    „Nein; er ist sicher. Eher glaube ich, daß Sternau uns belauscht hat. Er muß sich zufällig an dem Ort befunden haben, an welchem ich eine Unterredung hatte. Daher werde ich die heutige Besprechung nach einem anderen Platz verlegen. Kommen Sie!“
    Pardero mußte sich mit diesen Andeutungen für jetzt begnügen und folgte dem Kapitän, welcher sein Pferd in einen schnelleren Gang versetzte. Sie hatten beide keine Ahnung, daß ihr Ritt nicht nur ein vergeblicher sein, sondern ihnen geradezu zum Schaden gereichen werde.
    Nämlich, sobald sie von der Hacienda aufgebrochen waren, stieg auch Sternau mit dem Leutnant zu Pferd und schlug ganz denselben Weg ein, den er gestern geritten war, um zu dem Stein zu gelangen. Sie verbargen ihre Pferde ganz an demselben Ort, wo er gestern das seinige versteckt hatte, und begaben sich dann nach der improvisierten Poste restante-Station. Der Leutnant bestieg die Zeder, und Sternau versteckte sich hinter einige Büsche, die ihm genügenden Schutz gewährten.
    Sie hatten eine längere Weile zu warten, ehe sie den Hufschlag nahender Pferde vernahmen. Die Reiter hielten draußen am Rand des Gehölzes, stiegen ab und kamen dann bis zu dem Stein heran. Es waren Verdoja und Pardero.
    Der erstere hob den Stein empor und steckte einen Zettel unter denselben. Sie lauschten einige Sekunden lang, ob sich in der Umgebung etwas rege, dann kehrten sie zu ihren Pferden zurück und ritten davon. Nun verließen die beiden Lauscher ihre Verstecke, und Sternau nahm den Zettel hervor.
    „Pardero war dabei“, sagte der Leutnant, „er ist also eingeweiht. Darf ich diesen Zettel lesen. Señor?“
    Sternau hatte die Worte bereits überflogen und reichte ihm das Papier hin. Darauf stand:
    „Bleibe in der Nähe dieses Ortes. Um Mitternacht treffe ich Dich hier beim Stein. Du hast Dich zu rechtfertigen.“
    Auch dieses Mal fehlte die Unterschrift. Der Leutnant fragte Sternau:
    „Das ist für denjenigen bestimmt, der Sie und Señor Mariano erschießen sollte?“
    „Ja.“
    „Er wird den Zettel finden?“
    „Nein.“
    „So beabsichtigen Sie nicht, ihn wieder unter den Stein zurückzulegen? Ich würde das tun und dann um Mitternacht das Gespräch belauschen.“
    „Das ist nicht möglich, da der betreffende Mann nicht kommen wird. Er befindet sich bereits in meiner Gewalt; er ist Gefangener auf der Hacienda. Kommen Sie zu den Pferden. Nun Sie die beiden Mörder mit eigenen Augen beobachtet haben, werde ich Ihnen alles erzählen, das kann ich während des Heimrittes tun.“
    Was der Leutnant hörte, das forderte nicht nur sein Erstaunen, sondern auch seinen tiefsten Abscheu heraus; er beschloß, ganz nach den Gefühlen zu handeln, deren er sich jetzt nicht mehr erwehren konnte.
    „Was werden Sie tun?“ fragte er Sternau.
    „Ich werde den Kapitän und seinen Helfer entlarven“, war die Antwort.
    „So recht! Werde ich dabei sein dürfen?“
    „Gewiß! Ich werde Sie

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