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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Nachricht bringe. Auch der Kommandant bemerkte dies und rief ihm fragend entgegen:
    „So aufgeregt, Leutnant! Was bringen Sie?“
    „Eine höchst wichtige und erfreuliche Meldung“, antwortete der Gefragte.
    „Also dienstlich?“
    „Zu Befehl.“
    „Ist es unter vier Augen erforderlich oder nicht?“
    „Ah, ich glaube, daß sämtliche Herrschaften sich freuen werden.“
    „Nun, wenn es sich nicht um ein Geheimnis handelt, so reden Sie!“
    Da stellte sich der Leutnant in dienstliche Positur, salutierte und sagte dann: „Gebe mir die Ehre, gehorsamst zu melden, daß wir den ‚Schwarzen Gerard‘ gefangen haben!“
    Da sprang der Kommandant auf, mit ihm alle anderen ohne Ausnahme.
    „Den ‚Schwarzen Gerard‘! Ist's möglich?“ rief er erfreut.
    „Gewiß, er ist's!“
    Dieses Wort brachte eine allgemeine Aufregung hervor. Die Franzosen waren ganz entzückt, diesen gefährlichen Feind in ihre Hand bekommen zu haben, während diese Nachricht die Mexikaner ganz gegenteilig berührte. War dieser berühmte Parteigänger wirklich gefangen, so hatte die Sache des Vaterlandes und des Präsidenten Juarez einen großen Verlust erlitten. Alle aber waren sie einig in der Begierde, den gefürchteten Mann zu sehen, und darum lauschten sie aufmerksam auf die Worte, welche jetzt zwischen dem Kommandanten und dem Leutnant gewechselt wurden.
    „Wo ist er?“ fragte der erstere.
    „Unten im Wachtlokal“, antwortete der letztere.
    „Wo hat man ihn ergriffen?“
    „Draußen bei den Vorposten; er hatte sich in die Stadt geschlichen.“
    „Alle Teufel! So war es wohl jener Kerl, der mir gemeldet wurde?“
    „Zu Befehl, ganz derselbe.“
    „Hat er eingestanden, wer er ist?“
    „Nein. Er gab sich für einen Vaquero aus Chiricote aus.“
    „Wer hat ihn erkannt?“
    „Eigentlich ich. Die Marketenderin erkannte in ihm einen Schmied aus Paris, namens Gerard; dies machte mich aufmerksam, da der Mann einen dichten, schwarzen Vollbart trägt. Ich fragte ihn, und er antwortete ausweichend. Da ließ ich seine Büchse untersuchen –“
    „Ah, ja! Sie soll ja einen Kolben von gediegenem Gold haben!“
    „Welches mit Blei überzogen ist. Ich ließ das Blei entfernen, und richtig kam das gediegene Gold zum Vorschein.“
    „So ist er es! Lassen Sie ihn sofort in meine Privatwohnung bringen!“
    Schon wollte sich der Leutnant entfernen, da blickten sich die Versammelten untereinander an, und eine Dame, welche sich der Gunst des Kommandanten rühmen mochte, wendete sich an diesen mit der Bitte:
    „Monsieur, das werden Sie uns doch nicht antun! Wir alle brennen vor Begierde, diesen Mann zu sehen. Werden Sie so unritterlich sein, den anwesenden Damen ihre Bitte abzuschlagen?“
    Er überlegte einen Augenblick. Es schmeichelte ihn, der Gesellschaft seinen Gefangenen vorführen zu können, und daher gebot er:
    „Gut, bringen Sie ihn hierher, Leutnant. Bringen Sie auch seine Waffen mit. Wir müssen uns diese berühmte Büchse einmal genau ansehen.“
    Der Leutnant entfernte sich, und nach einer Pause todesstiller Erwartung trat er mit dem Jäger ein, von einem Piquet bewaffneter Soldaten begleitet. Er hatte geglaubt, diese Vorsicht nicht unterlassen zu dürfen.
    Alle Blicke richteten sich nach dem Gefangenen. Er war nicht in die mexikanische, theatralische Tracht gekleidet; er trug nur einen alten, blutbefleckten Anzug, aber seine Gestalt machte doch einen bedeutenden Eindruck. Besonders imponierten die furchtlosen Augen, deren Blick ruhig die Gesellschaft musterte.
    Gerard fühlte sich keineswegs beängstigt. Eben als er die Wachtstube verlassen hatte, waren Reiter gekommen, welche ihr Pferde draußen angehängt hatten und dann eingetreten waren; hier oben aber hatte man des lauten Abends wegen alle Fenster geöffnet. Der Leutnant trug die Büchse, die Revolver und das Messer des Gefangenen in den Händen.
    „Tritt hierher zu mir!“ gebot der Kommandant.
    Gerard machte keine Miene, diesem Befehl Gehorsam zu leisten.
    „Hierher, habe ich gesagt!“
    Der Kommandant zeigte mit dem Finger auf die Stelle, an welche sich der Gefangene zu verfügen habe. Als aber dieser auch jetzt nicht gehorchte, gab ihm der Leutnant einen kräftigen Stoß. Da aber drehte sich Gerard blitzschnell ihm zu, erhob das Bein und trat ihn mit dem Fuß so kraftvoll auf die Magengegend, daß er weit fortflog und auf den Boden stürzte. Die Waffen, welche er getragen hatte, flogen noch weiter fort.
    „Ich werde Euch lehren, den ‚Schwarzen Gerard‘ mit

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