47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)
Konkubine so hübsch ist, Fürst Asano.«
Ihr Vater drehte sich um, um ihn anzusehen, während sie vor Wut über diese Demütigung unter ihrem formellen weißen Make-up dunkelrot anlief. Oishi trat neben ihren Vater und verschaffte ihr so einen Moment, um sich zu sammeln, bevor Fürst Kira sehen konnte, welche Wirkung seine Worte auf sie gehabt hatten.
»Das ist meiner
Tochter
«, erklärte ihr Vater und seine Stimme klang so eisig wie das Meer im Winter.
Als sie sich umdrehte, um Kira anzublicken, waren ihre Augen so kalt wie der Wind, der über dieses Meer wehte. Er bedeckte sein Gesicht mit der Hand und täuschte vor, beschämt zu sein. Es änderte nichts an ihrem Gesichtsausdruck.
Wenn sie nur ein Mann wäre!
Ihre Hände krallten sich in den weißen Gürtel um ihre Taille. Der
obi
war nicht nur ein wunderschönes Stück Stoff, sondern auch ein gutes Versteck für den Dolch, den jede Samuraifrau dicht unter ihrem Herzen trug.
»Vergebt mir, Madame«, sagte Kira mit einer Demut, die sie jedem anderen abgekauft hätte. Kein Wunder, dass er ein Favorit des Shoguns und sein Berater in allen Protokollfragen war ... Mika hatte noch nie einen besseren Lügner getroffen. Er sah in ihre Augen, als würden sie seinen Blick nicht abwehren wie eine Mauer aus Eis, und verbeugte sich leicht. Er blickte ihren Vater an, dann zurück zu ihr. »Nun da ich sehe, wie schön Ihr seid, verstehe ich, dass Euer Vater sich keine neue Frau genommen hat.«
Auch wenn an seinen Worten, oder der Art, wie er sie gesagt hatte, nichts falsch war, spürte Mika wie seine subtile Andeutung über ihre Haut glitt wie die Zunge einer Schlange. Sie sah ihren Vater an und merkte, dass sein Blick sogar noch kälter geworden war, obwohl er nichts sagte. Oishi trat von einem Fuß auf den anderen und blickte auf das Lang- und das Kurzschwert, die in den Schlaufen des Gürtels steckten, der um seine weiten
hakama
geschlungen war. Plötzlich steckte er seinen geschlossenen Fächer in den Bund seiner
hakama
und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Mika sah, dass sie sich zu Fäusten ballten.
Sie schaute zurück zu Kira, dessen Blick wieder auf ihrem Gesicht ruhte, als könne er gar nicht genug davon bekommen. In ihrem Hals bildete sich ein Kloß, der so fest war wie Oishis geballte Fäuste, und sie schluckte einen Kommentar herunter, der genauso schneidend gewesen wäre wie die Klinge des
karō
und nicht mehr Spuren hinterlassen hätte als Fürst Kiras eigene giftige Stichelei. Ihr Körper war so gespannt wie eine Bogensehne, als sie sich für dieses vermeintliche Kompliment höflich verbeugte.
Ihr Vater legte eine Hand auf ihren Arm und trat beschützend vor sie. Aber bevor er etwas sagen konnte, wandte sich Fürst Kira ihm zu und fragte: »Darf ich Euch darum bitten, dass Eure Tochter bei uns sitzt? Ich würde gern meine Unhöflichkeit wiedergutmachen.«
Mika sah den Drang, diese Bitte abzulehnen, in den Augen ihres Vaters und wünschte, er würde die Worte aussprechen.
Aber wieder einmal hatte Fürst Kira seine Bitte mit derart makelloser Förmlichkeit gestellt – sowohl in der Wortwahl als auch im Tonfall – dass ihrem Vater nichts übrig blieb, als ihr zu entsprechen, wenn er nicht als der Unhöfliche aus diesem Gespräch hervorgehen wollte.
Oishi blieb bei ihnen, solange er konnte – bis alle ihre Plätze eingenommen hatten. Mika war gezwungen, auf einem Kissen zwischen ihrem Vater und Fürst Kira zu knien, als wäre sie wirklich eine der Konkubinen.
Mika fragte sich, wer ursprünglich neben Kira hatte knien sollen. Oder hatte er das alles von langer Hand geplant, sodass sie gezwungen war, in diese Falle zu tappen? Konnte ein Mensch tatsächlich hinterhältiger sein als das Schicksal selbst?
Schließlich verbeugte sich Oishi vor ihrem Vater und ihr und ging zu den Plätzen, die für Akos oberste Samurai reservierten waren. Mika sah ihm nach und bemerkte, dass seine Hand auf seinem Schwertgriff ruhte, während er zu den Sitzen der Offiziere hinüberging. Als er sie erreichte, wandte er sich seinem Herrn und seiner Herrin zu und behielt beide im Auge. Dennoch Mika spürte Frustration und innere Unruhe in sich aufsteigen, da sie nun auf die Anwesenheit ihres wachsamen Beschützers verzichten mussten.
Kai stand mit Oishi Chikara, dem Sohn des Burgvogts, auf dem Vorbereitungsplatz neben der Arena. Zumindest hier konnte er die Kämpfer der verschiedenen
daimyō
dabei beobachten, wie sie sich lockerten und ihre ausgefeiltesten Techniken
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