5 Tage im Sommer
Bell die geschliffene Endfassung abliefern und als Mitautor erscheinen sowie mitkassieren. Nicht ganz sauber, aber Geary hatte keine Einwände. Bell hatte diverse Bücher geschrieben, und eines von ihnen, Der hasserfüllte Geist , war sogar zum Bestseller geworden. Sie konnten also mit seinem Namen ihr Honorar glatt verdoppeln.
»Denk mal drüber nach, John. Ich bin sicher, du kommst zum selben Ergebnis.« Bell grinste. »Wir werden einander brauchen. Du wirst schon sehen.«
Die Kellnerin brachte Bells Salat, und er machte sich darüber her.
»Ich hab schon einen Titel für unser Buch«, sagte Geary.
»Raus damit.«
» Der Kopf in den Dünen . «
Bells Augenbraue ging fragend nach oben. »Interessant. Erzähl.«
Geary berichtete Bell vom Fall Emily Parker.
»Es verschwinden natürlich ständig Menschen«, schloss Geary. »Frauen, Mütter. Aber hier kommt der Haken: Auf den Tag genau vor sieben Jahren verschwindet eine Frau namens Janice Winfrey aus Woods Hole. Fünf Tage später ist auch ihr Sohn wie vom Erdboden verschluckt. Sein Arm wird ans Ufer gespült, der Rest der Leiche wird nie gefunden. Die Mutter liegt kurz darauf nackt vor dem Aquarium herum.«
»Tot, nehme ich an.«
Geary schüttelte den Kopf. »Lebendig, aber geistig verwirrt. Sie kann nicht mehr sprechen und auch nicht mehr klar sehen.«
»Bis heute?«
»Das weiß ich nicht. Aber sie war nicht in der Lage, eine Aussage zu machen.«
»Der Fall wurde also nie geklärt. Deine Mrs. Parker hat einen Sohn?«
»Zwei.«
»Und hast du noch mehr Hinweise?«
»Das war noch nicht alles. Hör zu. Am 19. September 1973 wurde in Santa Monica, Kalifornien, der abgetrennte Kopf eines Kindes in den Dünen gefunden. Sonst nichts.«
»Und die Mutter?«
»Der Kopf wurde damals nicht identifiziert, darum kann ich nichts dazu sagen. Aber wir können die örtliche Polizei einschalten, damit eine DNS-Überprüfung gemacht und festgestellt wird, ob sie zu einer Mutter passt, die zu jenem Zeitpunkt vermisst wurde. Wenn die örtliche Polizei nicht mitzieht, wenden wir uns an die Staatspolizei.«
»Und wenn die sich weigern, dir den Gefallen zu tun?«
Geary lächelte. »Lass ich mich wieder vom FBI rekrutieren. Kinderspiel.«
»Dennoch, die Verbindung, die du da konstruierst, ist ein bisschen weit hergeholt. Das ist fast dreißig Jahre her.«
»10. September 1980, Baton Rouge, Louisiana. Der Arm eines Kindes wird im Sumpf gefunden. Die Mutter war seit dem 3. September als vermisst gemeldet und wurde tot aufgefunden.«
»Verstümmelt?«
»Nicht im Geringsten.«
»Interessant.«
»8. September 1987, Fleetwood, New York. Der Torso eines Jungen wird auf einem Spielplatz gefunden, höchstens drei Stunden tot. Seine Mutter wurde seit dem 3. September vermisst.«
Bell hörte zu. Sein Interesse war geweckt.
»Das ist das Muster«, sagte Geary. »Die Mutter am dritten, der Sohn später. Da der Mord in New York gerade erst geschehen war, kann man für den Tod der Kinder einen Zeitraum von fünf Tagen nach dem Verschwinden der Mutter ansetzen.«
»Und der erste Junge, von dem du mir erzählt hast …?«
»Chance Winfrey, sieben Jahre alt, 1994 verschwunden. Verstehst du?«
»Alle sieben Jahre.« Bells Blick blieb weiter auf Geary gerichtet. »3. September. Fünf Tage später ein Kind.«
»Und alles Jungen.«
»Warum?«
»Um einem Muster zu entsprechen«, vermutete Geary. »Der Kerl handelt nach einem Plan. Auf den Tag und auf das Jahr genau. Offenbar sucht er sich seine Opfer im Voraus. Was meinst du?«
»Möglich. Das könnte die geographischen Unterschiede erklären. Er sucht sich den Ort aus, reist an, um die Sache zu erledigen, und verschwindet, wenn die Arbeit getan ist.«
»Unser Mann war ein Vielflieger.«
»Und das, bevor man überhaupt Air-Miles sammeln konnte.« Bell verzog abschätzig das Gesicht. »Das nenn ich schlechte Planung.«
»Ich habe meinen Kumpel Tom beim VICAP angerufen. Er hat die Datenbank abgefragt und ein paar Namen gefunden, die eine Verbindung zu Datum und Art des Verbrechens aufweisen. Im Moment habe ich aber nur diese Zeitungsartikel da, die ich im Internet gefunden habe.«
Geary schob Bell über die Resopalplatte hinweg eine Akte zu. Der öffnete sie und fing an zu lesen.
Als Bell mit der Lektüre fertig war, war er so ernst wie seit Jahren nicht mehr. Geary hatte gewusst, dass die Artikel ihn überzeugen würden.
»Du hast Recht«, kommentierte Bell. »Es ist ein Wiederholungstäter.«
»Nach dem, was wir wissen, wie
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