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50 - Schatten über Kregen

50 - Schatten über Kregen

Titel: 50 - Schatten über Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Boden zu werfen und darauf herumzutrampeln, bei Vox!
    Der Kühne grollte: »Wir haben nicht viel Zeit, San. Wir müssen sofort aufbrechen.«
    »Aufbrechen? Nein, mein ungeduldiger Freund. Du mußt es verstehen, es ist für ganz Paz von entscheidender Bedeutung, daß wir die Sprache der Shanks erlernen.« Er fuchtelte wieder mit der Hand herum. »Dieser neue Herrscher von ganz Paz, der uns alle vereinigen soll, dieser zottelige und doch so kluge Clansmann Dray Prescot, wird ein solches Wissen mehr als alle Juwelen und alles Gold der Welt zu schätzen wissen.«
    Dem kann ich nur beipflichten, dachte ich im stillen.
    »Aber, San ... du kannst doch nicht ... ich meine ... du bist ein Sklave ...«
    Offensichtlich konnte Darham nicht verstehen, daß man die Jagd nach Wissen mit einer solchen Hingabe betrieb. Dabei ist sie der schlimmste Antreiber überhaupt.
    Nun, bei Makki-Grodnos baumelnden Unaussprechlichen und seinen fauligen Nasenlöchern, direkt nach den Herren der Sterne!
    »Es reicht, Horters!« Die in Mrindaban schlummernde Macht trat zum Vorschein. »Bitte dankt meiner verehrten Ismelda in meinem Namen. Ich muß jetzt schlafen. Vardgan die Wahre Wasseruhr weiß, daß die Shanks mir so wenig Ruhe zugestehen, daß ich auf unwillkommene Störungen verzichten kann.«
    Bei allen Göttern, was sollte man mit diesem Mann machen?
    Plötzlich riß er die zwingenden Augen weit auf, und seine ganze Macht trat zum Vorschein. »Ismelda. Geht es ihr gut?«
    »Ja, San«, erwiderte Darham aus der Fassung gebracht. »Sie ist in Sicherheit und befindet auf dem Rückweg nach Paz. Sie müßte sogar schon dort eingetroffen sein.«
    »Ich bin erleichtert. Sie ist eine besonders kostbare Dame. Ich danke euch für eure Absichten und Remberee.«
    Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand mit leicht unsicheren Schritten hinter dem Segeltuch. Ismelda hatte recht gehabt. Ihr geliebter San hatte an körperlichen Kräften verloren – aber was seine Geisteskräfte anging, o nein, bei Djan! Die brannten in dieser schrecklichen Umgebung ebenso hell, wie sie es zu Hause getan haben mußten. Und ich wußte noch immer nicht, was Mrindabans Disziplin war.
    »Remberee«, sagte ich. »'beree, San«, murmelte Darham.
    Ich legte die Faust auf den Rücken und rieb mir fest das Rückgrat.
    »Laß uns ...« setzte ich an. »Aye«, erwiderte der Kühne.
    Er war wirklich verschnupft über diese ironische Situation, obwohl er sie nicht als ironisch bezeichnet hätte, bei Krun.
    Die beiden kleinen Och-Styloren konzentrierten sich derart auf ihre Arbeit, daß ihre Nasen beinahe schon das Papier berührten. Wir ließen sie am Ort unserer Niederlage zurück und gingen den Weg, den wir gekommen waren. Bevor wir den Raum erreichten, wo die Shanks gestorben waren, benutzten wir einen Durchgang, der in ein angrenzendes Zelt führte. In der Ferne ertönende Rufe wurden lauter. Man konnte davon ausgehen, daß bereits von allen Seiten Wächter herbeistürmten.
    Ich ertappte mich bei dem Wunsch, daß Schanake die Flucht unbeschadet gelang. Ich wüßte es zu schätzen, wenn er uns die Shanksoldaten vom Hals hielte.
    Dem Geruch nach mußte es sich bei dem nächsten Raum um die Küche handeln.
    Sicherlich hielten sich dort Sklavenköche auf, denn in jedem Heereshauptquartier gibt es rund um die Uhr zu essen. Also schoben wir uns durch die nächste Öffnung und entdeckten eine flatternde Lücke in der Zeltwand.
    Meinem Orientierungssinn zufolge führte sie nach draußen.
    Wie jede Person mit gesundem Menschenverstand, ob es sich nun um einen erfahrenen Kampeon oder einen grünen Jungen handelte, warfen wir vor dem Weitergehen einen vorsichtigen Blick hinaus. Ein verdammt großer Haufen Fischköpfe galoppierte von links nach rechts vorbei; sie schwangen die Waffen und brüllten Drohungen auf Schannisch, wobei sie alle möglichen Geister und Teufel beschworen, die Verbrecher zu fangen.
    Kein Zweifel, sie waren hinter Schanake her. Darham grunzte, als würde er einen Felsen hochstemmen, und hielt inne. Er würde nach rechts laufen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war.
    Warum, zum Teufel, sollte ich mir über das Wohlergehen eines stinkenden Fischgesichts Sorgen machen, warum? Aber diese Frau, die Dame Stasia, bedeutete Schanake offensichtlich viel. Das konnte ich verstehen.
    Die hintergründigen, aber passenden Worte San Blarnois kamen mir in den Sinn. ›Kann man den Schmerz nicht verstehen, ist es eine Folter. Versteht man den Schmerz, ist es keine Folter.‹

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