595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)
erloschen sind.
Doch jetzt, weniger als fünf Tage vor meinem Wiedersehen mit Sascha, sitze ich an meinem PC und surfe zu der Amazonseite von
Konstantin Klever
.
Arabella ist bei strahlendem Sonnenschein nach dem Frühstück spazieren gegangen. Sie liebt die Spazierwege in der näheren Umgebung. Ihrer Aufforderung, sie zu begleiten, bin ich dummerweise nicht gefolgt, was mich kurz darauf wegen aufkommender Langeweile maßlos geärgert hat. Als ich überlegt habe, womit ich mir die Zeit vertreiben könnte, ist mir meine alte Gewohnheit in den Sinn gekommen.
Die Verkaufsseite baut sich auf.
Konstantin Klever befindet sich auf Rang –
Ich schlucke und aktualisiere die Seite.
An dem Platz ändert sich nichts.
Zehn.
Zehn?
Ich war noch nie auf einem zweistelligen Rang. Selbst eine vierstellige Platzierung ist mir bisher nicht vergönnt gewesen.
Vor allem gab es bei keinem meiner Bücher bislang eine Zeile, in der ein weiterer glorreicher Fakt präsentiert wurde:
Nr. 3 in Bücher > Kinder- & Jugendbücher > Romane & Erzählungen.
Konstantin Klever
ist das zehntbestverkaufte Buch bei Amazon allgemein und der drittbestverkaufte Kinderroman?
Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus, vorsichtshalber reibe ich mir die Augen, aber das Ergebnis verändert sich nicht.
Schnell rufe ich ein weiteres Buch von mir bei Amazon auf.
Tamara und der Fluch der hässlichen Warzenhexen
.
»Oh mein Gott«, flüstere ich. »Oh mein Gott!«, schreie ich.
Ich schalte den Tintenstrahldrucker ein, um einen Screenshot dieses historischen Moments auszudrucken.
Platz eins im allgemeinen Ranking.
Platz eins bei den Kinder- und Jugendbüchern.
Ich bin die Nummer Eins!
Endorphine durchfluten meinen Körper, gleichzeitig hat mich die Sucht wieder fest im Griff.
Dinosaurier und andere Schwierigkeiten
belegt den siebten Gesamtrang und Rang zwei im Kinderbereich. Sven Frost ist definitiv der Autor der Stunde. Wären dies die Olympischen Spiele, stände ich in der Disziplin Kinderbuch auf allen drei Podesten, meine Hymne würde gespielt, meine Fahne dreimal in die Höhe gehievt.
Keines meiner Werke ist schlechter als Platz fünfzig gelistet.
KEINES SCHLECHTER ALS PLATZ FÜNFZIG!
Ich surfe zur Homepage der Buchhandelskette Thalia und gebe im Suchfeld meinen Namen ein. Auch hier bietet sich mir das gleiche Bild. Jeder meiner Romane darf sich Bestseller nennen.
Begeistert klatsche ich in die Hände.
»Geil! Geil! Geil!«
Aber womit lässt sich der unerwartete Erfolg erklären? Weiß Google eine Antwort?
Nachdem ich die Suchmaschine mit meinem Namen gefüttert habe, präsentiert sie mir eine Vielzahl aktueller Einträge. Sie alle beschäftigen sich mit dem totalen Verriss meines Schaffens in der Zeitung. Fast alle User kritisieren die selbstherrliche Art des Redakteurs, der es in ihren Augen darauf anlegt, das Lebenswerk eines Schriftstellers zu zerstören. In vielen Diskussionsforen wird dazu aufgerufen, sich ein eigenes Bild von meinen Büchern zu machen und sie anschließend öffentlich zu besprechen. Aus dem einseitigen Kampf
Klaas Walther versus Sven Frost
wurde der Fight
Internet versus RZ
.
Ich stoße auf wohlwollende Rezensionen von neuen Lesern, die sich die Bücher als E-Book heruntergeladen und sehr schnell zu Ende gelesen haben. Keiner von ihnen hat sich der Meinung von Walther angeschlossen.
»Ich bin wieder da!«, höre ich Arabellas liebreizende Stimme bei ihrer Rückkehr.
Grinsend stürme ich aus dem Raum, umarme sie fest und drehe mit ihr Pirouetten. Lachend erkundigt sie sich, was passiert sei. Ehe ich ihr davon berichten kann, klingelt meine Büroleitung. Ich renne ins Arbeitszimmer, registriere die mir unbekannte Nummer und melde mich.
»Lothar Biernoth«, stellt sich der Anrufer vor.
Was für ein unglücklicher Name für einen Mann, denke ich.
Als er erwähnt, bei welchem Verlag er als Lektoratsleiter beschäftigt ist, schlucke ich nervös. Von einer Veröffentlichung bei diesem schätzungsweise bedeutendsten Kinderbuchverlag Deutschlands habe ich schon immer geträumt.
»Sie sind der aufgehende Stern am Buchhimmel.«
»Läuft gerade ganz gut«, erwidere ich bescheiden.
»Liegt derzeit ein fertiges Manuskript in Ihrer Schublade?«
»Ja, da gibt es eins«, informiere ich ihn, als ich mich auf den Stuhl setze. Neben dem Titel, den ich der Verlagsleiterin des DKBV letzte Woche gemailt habe, wartet ein weiterer bislang unveröffentlichter Roman auf einen Abnehmer.
»Welche Altersgruppe? Wie viele
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