6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben
verschicken kann. Wusstest du das nicht?“
„Doch. Aber ich hatte keine Ahnung, dass ihr so viele Informationen ausgetauscht habt.“
„Du würdest dich wundern, was ich alles weiß.“ Als es in seinen Augen beunruhigt aufflackerte, fügte sie sanft hinzu: „Celia ist sehr diskret, sie hat nicht über eure Beziehung geredet.“
Er entspannte sich wieder. Eigentlich war die Idee seiner Mutter gar nicht so schlecht. Er vermisste Celia viel zu sehr und hoffte, dass sie wenigstens Freunde werden konnten. Kurz entschlossen rief er sie an.
Der Samstagabend passte ihr gut, und jetzt konnte Hope auch ihre Söhne und Schwiegertöchter einladen. Primo und Olympia sagten sogleich zu, Carlo und Della auch. Ruggiero und Polly freuten sich genauso wie Luke und Minnie darauf, Celia kennenzulernen. Nur Justin, Hopes ältester Sohn, konnte nicht kommen. Er lebte mit seiner Frau und den drei Kindern in England und versprach, mit der ganzen Familie zur Hochzeit zu kommen, obwohl davon noch gar keine Rede war. Francesco hatte so lange im Ausland gelebt, dass über sein Liebesleben wenig bekannt war. Alle waren furchtbar neugierig auf seine Auserwählte.
„Giulio und Teresa kommen auch“, verkündete Toni später. Sein älterer Bruder lebte mit seiner Frau in einem Vorort von Neapel.
„Fein.“ Hope lächelte zufrieden.
„Und Teresas Schwester Angelica“, fügte er vorsichtig hinzu. „Liebes, ich weiß, dass du sie nicht magst …“
„Das stimmt nicht ganz. Sie redet nur zu viel, und sie ist ziemlich taktlos.“
„Da hast du recht. Sie ist leider gerade zu Besuch bei den beiden, sodass ich sie mit einladen musste.“ „Dann nimm sie einfach unter deine Fittiche, damit sie beschäftigt ist“, schlug Carlo vor, der gerade hereinkam.
„Du solltest mit ihr flirten, Toni. Dann ist sie beschäftigt. Für ihr Alter ist sie noch recht attraktiv“, meinte Hope.
„Wenn du damit einverstanden bist…“.
„Jeder muss zum Gelingen des Abends beitragen, mein Lieber.“ Hope küsste ihn liebevoll auf die Wange und verließ den Raum.
„Jetzt ist Handeln angesagt, Vater.“ Francesco konnte sich das Grinsen nicht verbeißen.
„Was soll ich denn machen?“
„Ein Exempel statuieren und mit Angelica nach Strich und Faden flirten. Mach Mutter eifersüchtig, damit sie mit ihren Äußerungen in Zukunft vorsichtiger ist.“
Toni seufzte. „Sie weiß genau, dass es nur gespielt wäre.“
„Natürlich, sonst hätte sie es nicht vorgeschlagen“, antwortete Carlo.
Am Freitag teilte Hope Francesco mit, es sei seine Aufgabe, Celia am nächsten Abend abzuholen. „Vielleicht ist es ihr gar nicht recht“, wandte er ein.
„Sie hat nichts dagegen“, entgegnete sie. „Sie fährt lieber mit dir als mit dem Taxi, das hat sie mir erzählt.“
„Ah ja. Ihr beide habt schon alles abgesprochen. Das hätte ich mir denken können.“
„Weshalb hätte ich warten sollen, bis du dich bequemst, etwas zu unternehmen?“
Auch wenn es ihm nicht passte, dass seine Mutter ihn wie ein Kind behandelte und ihm Vorschriften machte, fuhr er am nächsten Tag zu Celias Wohnung. Er war nervös, weil er nicht wusste, was der Abend ihm bringen würde. Am besten halte ich mich zurück, dann bin ich auf der sicheren Seite, nahm er sich vor. Das Essen im Familienkreis würde er irgendwie überstehen.
Als sie ihm die Tür öffnete, betrachtete er sie bewundernd. In dem goldgelben Seidenkleid, das ihre feine Haut und die blauen Augen betonte, sah sie ungemein schön aus. Winzige Diamanten blitzten an ihrem Hals und ihren Ohren.
Sein Entschluss, sich zurückzuhalten, geriet ins Wanken. „Du bist wunderschön.“
„Kannst du dich mit mir sehen lassen?“
„Was für eine Frage. Du weißt genau, wie gut du aussiehst.“
Sie lächelte erfreut und zufrieden zugleich. „Es stimmt, ich weiß es. Ich habe mich für diese Farbe entschieden, weil sie dir gefällt.“
„Wahrscheinlich kennst du meinen Geschmack so gut, dass du sogar im … Ach, vergiss es.“ Gerade noch rechtzeitig wurde ihm bewusst, was er da beinahe gesagt hätte.
Doch diese wunderbare, unvergleichliche Frau war völlig unberechenbar – sie lachte und lachte und hörte gar nicht mehr auf.
„Im Dunkeln, wolltest du sagen“, brachte sie schließlich hervor.
„Es tut mir leid“, entschuldigte er sich. „Ich hatte vergessen …“
„Stimmt genau. Mein Liebling, das ist ganz unglaublich. Vielleicht wird aus dir doch noch ein normaler Mensch.“
Er verstand überhaupt nichts
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