6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben
Vater sie mit zu viel Wein versorgt hat. Anders wusste er sich wohl nicht mehr zu helfen.“
„Dann hat das mit dem Flirten offenbar nicht funktioniert, oder? Deine Mutter muss sich seiner sehr sicher sein.“
„Dazu hat sie auch allen Grund. Mein Vater hat nur Augen für sie, andere Frauen interessieren ihn nicht.“
„Das klingt romantisch.“
„Ist es auch. Ich finde es schön, wenn sich zwei Menschen auch im Alter noch so innig lieben. Bald feiern sie ihren fünfunddreißigsten Hochzeitstag.“
„Habe ich das richtig verstanden, Toni ist nicht dein leiblicher Vater, oder?“
„Stimmt. Ich war drei Jahre alt, als sie ihn kennenlernte.“
„War dein Vater ihr erster Mann?“
„Nein, es ist eine komplizierte Sache. Halt dich gut fest, Angelica kommt auf uns zu.“ Mit langen Schritten wirbelte er sie quer durch den Raum aus der Gefahrenzone hinaus.
„Sind wir in Sicherheit?“, wollte Celia wissen, als sie wieder langsamer tanzten.
„Ja.“ Was nicht ganz der Wahrheit entsprach, zumindest er war keineswegs in Sicherheit. Es war ein Fehler gewesen, sie so fest an sich zu pressen. Ihr schlanker, warmer Körper und ihr verführerischer Duft betörten seine Sinne viel zu sehr.
Erinnerungen an wunderbare Liebesnächte kehrten zurück. Wie oft hatten sie sich leidenschaftlich und zärtlich geliebt, manchmal hatten sie gar nicht genug voneinander bekommen können. Durch das feine Seidenkleid hindurch spürte er ihren herrlichen Körper mit den üppigen Rundungen, die seine Fantasie anfachten.
„Bist du zufrieden mit mir? Ich habe mir Mühe gegeben, dich nicht zu blamieren“, riss ihn ihre fröhliche Stimme aus den erotischen Gedanken.
„Du siehst wunderschön aus, aber …“
„Aber was?“
„Hast du unter dem Kleid nichts an?“
„Natürlich nicht. Es liegt so eng an, dass Dessous nur stören würden.“
Er atmete resigniert aus. „Ich hatte vergessen, wie schockierend erotisch und verführerisch du bist. Du machst mich verrückt.“
„Das macht das Leben doch erst lebenswert. Du erwartest hoffentlich nicht, dass ich mich ändere, oder?“
„Du würdest sowieso keine Gelegenheit auslassen, mich zu quälen.“
„Absichtlich habe ich dich nie gequält.“
„Willst du behaupten, es sei dir entgangen, wie ich auf dich reagiere? Das kann ich kaum glauben.“ „Glaubst du, ich belüge dich?“
„Ich kenne dich, das ist alles. Du wusstest immer, was in mir vorging, auch wenn du oft so getan hast, als hättest du keine Ahnung. Das war deine Art, dich über mich lustig zu machen.“
„Nein, du irrst dich, ich wusste es nicht immer“, widersprach sie ihm nachdenklich. „Ich hätte es nie gemerkt, wenn du in einem Café mit anderen Frauen geflirtet hättest.“
„Doch, das hättest du. Meine ganze Aufmerksamkeit galt dir, nur dir allein. Daran warst du gewöhnt. Deshalb hättest du es unweigerlich gespürt, wenn sich plötzlich etwas geändert hätte. Außerdem war dir sowieso klar, dass mich keine andere Frau interessiert, stimmt’s?“
Sie seufzte. „Ja, du hast recht.“
„Und das war mit ein Grund, warum du mich so unerträglich fandst, oder?“
„Unerträglich?“, wiederholte sie leicht befremdet. „Was für ein schreckliches Wort.“
Aber so ist mein Leben ohne dich, es ist wirklich unerträglich, dachte er. Natürlich hütete er sich, es auszusprechen. Er wollte seine Würde nicht verlieren.
Es fiel ihm zunehmend schwerer, Haltung zu wahren, während ihre Nähe und ihr herrlicher Körper ihn an die gemeinsame Zeit voller Liebe, Leidenschaft und Zärtlichkeit erinnerten. Warum war sie gekommen? Nur um ihn zu quälen?
„Wie siehst du jetzt aus?“, flüsterte sie. „Ich meine, wenn ich nicht blind wäre, was würde ich in deinen Augen erkennen?“
„Dasselbe wie damals auch“, gab er ruhig zu. „Das hast du nicht wirklich bezweifelt, oder?“ „Ich weiß es nicht. Alles war so verwirrend, du hast mir so viel gegeben. Aber …“ Sie verstummte. „Es war nicht das Richtige“, beendete er den Satz für sie und fügte mit einem Anflug von Schwermut hinzu: „Ich würde immer alles falsch machen, nicht wahr? So sehr könnte ich mich gar nicht ändern, dass …“
„Bitte, Francesco, so habe ich es nicht gemeint.“
„Celia, meine Liebe!“ Strahlend und mit Unschuldsmiene kam in dem Moment Angelica auf sie zu und umarmte Celia, während Francesco insgeheim aufstöhnte. Er wusste, dass sie solche Gesten hasste.
„Ich habe den ganzen Abend auf eine
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