600 Stunden aus Edwards Leben
andere Auto mich beim Linksabbiegen auf die 24th Street West anfuhr. Von
Albertsons
aus muss ich, Gott sei Dank, nur rechts abbiegen, aber bei den anderen Fahrern kann man nie wissen.
Erleichtert, dass es keinen Zwischenfall gab, biege ich in meine Auffahrt. Da die Garage nicht ans Haus angebaut ist, muss ich mit den Lebensmitteln durch den Regen, egal, ob ich den Wagen vor der Garage stehen lasse oder hineinfahre. Ich entscheide mich für Ersteres, krabble aus dem Wagen, renne nach hinten, schließe den Kofferraum auf und fange an, die Plastiktüten aufzunehmen.
Ich kann sie fast alle gut festhalten, doch der unförmige Behälter des Root Beer macht mir zu schaffen. Ich stehe ein oder zwei Minuten im Regen und versuche, alles richtig zu fassen zu bekommen, damit ich die Sachen ins Haus bringen kann.
Endlich habe ich es geschafft. Ich halte die Tragelasche des Root Beer mit nur drei Fingern und setze mich Richtung Tür in Bewegung. Auf halbem Weg durch den Vorgarten reißt der Pappträger des Root Beer kaputt, rutscht mir aus den Fingern und landet mit metallischem Plopp auf dem Boden. Ein paar Dosen rollen in Richtung Gehsteig, da der Vorgarten leicht abschüssig angelegt ist. Eine Dose geht beim Aufprall kaputt, und warmes, blubberndes Root Beer sprudelt hervor.
»Heilige Scheiße!«, sage ich und lasse die Einkaufstüten fallen.
»Edward, lassen Sie mich Ihnen helfen.« Donna kommt in einem gelben Regenmantel über die Straße auf mich zugelaufen.
»Danke.«
Ich nehme die Lebensmitteltüten wieder auf, während Donna die Dosen Root Beer einsammelt. Halb trabend schlurfe ich zur Tür, und Donna kommt mit den Dosen im Arm hinterher. Ich stelle eine Tüte ab, hole den Schlüssel aus meiner Tasche, schließe die Tür auf, hebe die Tüte wieder hoch und flutsche ins Haus. Donna folgt mir auf dem Fuß. Mit den Schuhen voller Matsch und Regen schaffen wir die Einkäufe ins Wohnzimmer und stellen alles auf den Tisch.
»Puh«, sagt Donna. »Ich glaube, die eine Dose ist jetzt unbrauchbar. Tut mir leid, Edward.«
»Das ist okay.«
Ich fange an, die Lebensmittel aus den Tüten zu sortieren, damit ich sie einräumen kann.
»Brauchen Sie Hilfe?«, fragt Donna.
»Nein, ich mache das schon.«
Sie sieht zurück auf den Wohnzimmerboden. »Oh, Edward! Wir haben hier eine ganz schöne Sauerei veranstaltet.«
»Ja.«
»Haben Sie einen Staubsauger und Putzsachen?«
»Ja, in der Abseite im Flur.«
»Okay«, sagt Donna. »Sie räumen die Lebensmittel ein, und ich mache sauber.«
Um 12:45 Uhr sind wir fertig – die Einkäufe sind eingeräumt, und der Wohnzimmerfußboden sieht aus, als hätte ihn noch nie jemand betreten, geschweige denn Regenmatsch darauf verteilt – und trinken vom »Root Beer, das zu entkommen versuchte«, wie Donna es bezeichnet. Sie trinkt aus einem Glas mit Eiswürfeln, ich trinke aus der Dose, da ich meine Getränke mit Zimmertemperatur bevorzuge.
Um 12:47 Uhr klopft es an der Tür.
Ich stelle meine Dose auf den Couchtisch. Ich habe keine Untersetzer, was anfangs eine Rebellion gegen meine Eltern war, mittlerweile aber nur eine dieser Eigenarten ist, über die Dr. Buckley mir gelegentlich einen Vortrag hält. Ich kann mir gut vorstellen, wie sie sagt: »Wie genau passt die Tatsache, dass Sie keine Untersetzer haben, zu Ihrem Bild von sich selbst, Edward?«
An der Tür blicke ich durch den Spion. Ich kann die typische blaue Uniform des US-Bundespostboten erkennen. Er ist spät dran heute. Das muss vom Regen kommen. Ich öffne die Tür.
»Edward Stanton?«, fragt er. Er kommt zu diesem Haus, solange ich hier wohne.
»Ja.«
»Ein Einschreiben. Ich brauche Ihre Unterschrift.«
Ich unterschreibe dort, wo er hinzeigt, und er reicht mir einen weißen Geschäftsumschlag.
Absender: Lambert, Slaughter & Lamb, Rechtsanwälte.
»Oh, nein.«
»Was ist es?«, will Donna wissen.
»Ein Brief vom Anwalt meines Vaters.«
»Weswegen?«
»Ich weiß es nicht. Es kann nichts Gutes sein.«
Ich öffne den Brief, indem ich eine Ecke anreiße und mit dem rechten Zeigefinger unter den oberen Falz fahre wie eine stumpfe Klinge.
27. Oktober 2008
Sehr geehrter Mr Edward Stanton,
Ihr Förderer und ich würden gern mit Ihnen über die letzten Vorkommnisse sprechen und deren mögliche Auswirkung auf den zukünftigen Unterhalt Ihrer Person. Bitte erweisen Sie uns die Freundlichkeit, uns am Mittwoch, dem 29. Oktober, um 9:00 Uhr in der Kanzlei Lambert, Slaughter & Lamb, 2600 First Avenue, Suite 303, zu
Weitere Kostenlose Bücher