600 Stunden aus Edwards Leben
hat.
»
Herald-Gleaner
, Withers.«
»Mr Withers, hier ist Edward Stanton.«
»Edward, mein Junge. Wie geht es dir?«
»Gut.«
»Das freut mich zu hören. Edward, ich war sehr überrascht, das mit deinem Vater zu erfahren. Wie kommst du zurecht?«
»Ganz gut, denke ich.«
»Das ist immer schwer. Wenn man lange genug lebt, passiert es irgendwann. Meine Eltern sind beide schon gestorben.«
»Das tut mir leid.«
»Ach, ist schon okay. Es ist lange her. Und das Gute ist, Edward, dass es nicht ewig wehtun wird. Irgendwann erinnert man sich nur noch an die schönen Dinge. Das ist tröstlich.«
»Das klingt gut.«
»Dann hast du meinen Brief also bekommen. Ich möchte, dass du mich hier besuchst, Edward.«
»Wann?«
»Wann es dir passt.«
»Morgen habe ich schon etwas vor, und am Mittwoch helfe ich meiner Mutter.«
»Wie wäre es dann am Donnerstag? Um zehn Uhr? Geht das?«
»Ja.«
»Gut, Edward, gut. Ich freue mich darauf, dich zu sehen.«
»Ja. Warum wollen Sie mich sehen?«
»Lass uns darüber sprechen, wenn du hier bist. Wir sehen uns dann am Donnerstag um zehn Uhr, okay?«
»Ja.«
»Schön. Alles Gute, mein Junge.«
Die heutige Folge von
Polizeibericht
, die vierzehnte der ersten Staffel in Farbe, heißt »Vertreter auf Abwegen« und ist eine meiner Lieblingsfolgen.
Sie wurde das erste Mal am 20. April 1967 ausgestrahlt, und Sergeant Joe Friday und Officer Bill Gannon ermitteln darin gegen eine Gruppe junger Leute, die sich als Studenten ausgeben und bei Leuten an der Haustür falsche Zeitschriftenabonnements verkaufen. Sie machen den potenziellen Kunden weis, das Geld werde für gute Zwecke verwendet, anstatt ihnen die Wahrheit zu sagen: dass das Geld in ihren eigenen Taschen landet.
Schließlich nehmen Sergeant Joe Friday und Officer Bill Gannon ein junges Paar wegen bewusster Täuschung fest: Die junge Frau hat den Betrag auf einem Scheck manipuliert, und der junge Mann gibt die Ehrenmedaille, die sein Vater postum erhalten hat, als seine eigene aus. Sergeant Joe Friday missbilligt dies sehr.
Der junge Mann erklärt, sein Vater habe sein Leben für diese Medaille gegeben. Und Sergeant Joe Friday sagt, der junge Mann werde ein wenig von seinem eigenen Leben aufgeben müssen, weil er sie missbraucht hat. Sergeant Joe Friday scheint zu denken, dass der Vater des jungen Mannes nicht stolz auf seinen Sohn wäre. Ich bin froh, dass mein Vater stolz auf mich war.
Wie sich mittlerweile herausstellt, enthalten viele meiner Briefe keine Beschwerden mehr, sodass ich meine Bezeichnung für sie überdenken sollte. Ich habe jetzt eine große Sammlung von Beschwerdebriefen und eine kleinere Sammlung von Briefen, die Bedauern oder Bitten ausdrücken, und ab heute wird es einen Brief voller Bewunderung und Dank geben. Ich bereite dafür einen neuen Aktenordner vor.
Michael Stipe,
einer Ihrer Songs hat mich heute zum Weinen gebracht. Ich weine nicht gern, aber in letzter Zeit scheine ich das häufiger zu tun, und um ehrlich zu sein, denke ich, es würde mir schlechter gehen, wenn ich es nicht täte. Doch um fair zu bleiben, muss ich hinzufügen, dass es nicht nur Ihr Song war, der mich zum Weinen gebracht hat. Auch der Brief meines Vaters hat mich zum Weinen gebracht.
Ich habe keine Ahnung, wie Sie Songs schreiben können, die so offensichtlich genau das zusammenfassen, was ich fühle. Es kann nicht daher kommen, dass Sie mich kennen, denn Sie kennen mich nicht. Aber Sie haben ein Talent dafür, und ich möchte, dass Sie wissen, dass ich es bemerkt habe.
»Everybody Hurts« ist der perfekte Song, um auszudrücken, wie ich mich dieser Tage fühle. Manchmal fühle ich mich tatsächlich allein. Aber wie Sie zu Recht betonen, bin ich es nicht. Ich habe meine Mutter. Und ich habe eine gute Erinnerung an meinen Vater.
Danke, Michael Stipe, dass Sie so perfekte Songs schreiben.
Es grüßt Sie Ihr treuer Fan
Edward Stanton
DIENSTAG, 4. NOVEMBER
Heute Morgen sitze ich ganz ruhig in Dr. Buckleys Wartezimmer und lasse mich von der sanften Musik berieseln. Die Zeitschriften neu zu sortieren, war heute nicht allzu schwer. Ich habe Hoffnung – wieder dieses Wort –, dass Dr. Buckleys andere Patienten vielleicht anfangen, etwas mehr auf Ordnung zu achten.
Ich bin wieder um 7:38 Uhr aufgewacht, zum 227. Mal in diesem Jahr (weil es ein Schaltjahr ist). Wie in nur wenigen Nächten der letzten Wochen habe ich tief und traumlos geschlafen. Na ja, das stimmt nicht ganz: Niemand schläft traumlos. Aber ich kann
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