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616 - Die Hoelle ist ueberall

Titel: 616 - Die Hoelle ist ueberall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Zurdo
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Europa zusammengetragen wurde, galt es als geheimnis-umwobenes Werk.«
    »Böhmen, Sevilla, Schweden … Ich verstehe nur Bahn-hof!«
    »Entschuldige, ich bin so aufgeregt, dass meine Gedanken kreuz und quer schießen. Das Buch kam im siebzehnten Jahrhundert nach Schweden, und da ist es immer noch. Es enthält nicht nur die Bibel, sondern ist ein Kompendium des Wissens seiner Zeit. Vorher befand es sich im Besitz von Rudolf II, der als Liebhaber des Okkulten bekannt war und es in seinem Prager Schloss aufbewahrte. Das Beunruhigendste an dem Buch ist, dass darin der Legende zufolge das Abbild des Teufels selbst erschien …«
    Cloister unterbrach sich. Genau in diesem Augenblick begriff er, was seine Entdeckung bedeutete. Der Codex Gigas war nicht irgendein Buch, sondern eine vom Teufel inspirierte, verfluchte Bibel. Nun sprang ihm auch das Erscheinungsda-tum des Buches, dessen Signatur das Wesen ihm genannt hat-te, ins Auge: 1616. Die 616 war die Zahl Luzifers, die Zahl, die dem Fürsten der Finsternis in der Apokalypse ursprünglich zugeordnet worden war. Und das war noch nicht alles: Papst Paul V. war derjenige gewesen, der 1614 im Rituale Romanum das Exorzismusritual, das Handbuch für den Krieg gegen Sa-tan, eingeführt hatte. In die Praxis umgesetzt wurde es allerdings erst zwei Jahre später, nämlich 1616.
    Die zwangsläufige Schlussfolgerung aus alldem war zugleich faszinierend und furchterregend. Vermutungen wur-den nun zu Tatsachen: Das Wesen, das mittels seines Diktiergeräts mit ihm gesprochen hatte, musste Satan selbst sein. Und Cloister begriff, dass Satan ihn erneut getäuscht hatte, aber indem er ihn getäuscht und auf die andere Seite des Atlantiks geschickt hatte, hatte er ihm auch den dringend benötigten Tipp gegeben. Auf verschlungenen Wegen gelangte er zur Wahrheit.
    Dies schienen die Puzzleteilchen, die er soeben zusammen-gesetzt hatte, ihm zu sagen. Nicht nur die Teilchen, die er hier in der spanischen Nationalbibliothek entdeckt hatte, sondern auch verschiedene andere: Die Straße, in der sich das Vendange Building befand, hieß Dartmouth Street – »dartmouth – der, der mit dem Mund verletzt«; die Hausnummer war die 160; dort hatte sich der schlimmste Brand in der Geschichte Bostons ereignet, bei dem neun Feuerwehrmänner gestorben waren und der im sechsten Monat am sechzehnten Tag ausgebrochen war, also in angelsächsischer Schreibung 6-16 … Das Einzige, was nicht dazuzupassen schien, war die mit Blut geschriebene Zahl auf dem Altar der Krypta. Zwischen der 109 und dem Teufel gab es keine Verbindung.
    Oder vielleicht doch …
    Cloister kam eine Idee. Er holte sein Notizbüchlein hervor und schrieb die Zahl 109 in hebräischen, griechischen und römischen Ziffern hinein. Dann betrachtete er sie eine Weile. Keine der drei Schreibweisen sagte ihm irgendetwas. Bis ihm etwas auffiel, das er zunächst nicht glauben konnte. Sein Freund Cecilio Gracia beobachtete ihn schweigend, reglos, denn er wollte ihn nicht in seinen Überlegungen stören.
    »Mein Gott!«, flüsterte Cloister.
    »Was ist?«, fragte Cecilio besorgt. Er wusste, dass Albert Cloister paranormale Ereignisse, Geheimnisse und ungelöste Rätsel erforschte. Sein Verhalten verhieß nichts Gutes.
    In lateinischen Ziffern wurde die 109 als CIX geschrieben. Wenn man die Anordnung der drei Zeichen umkehrte, ergab sich XIC, was lateinisch keinen Sinn ergab, aber griechisch schon …
    »Chi, Iota, Stigma: XIC. Das ist 616 in griechischen Zah-len!«
    Der boshafte Fürst der Lügen hatte ihm ein Rätsel gestellt, das er gerade gelöst hatte. Er hatte sich an den verkehrt herum gesprochenen aramäischen Satz erinnert, den Daniel während des Exorzismusrituals herausgeschrien hatte. Dies war der gleiche Trick. Eine finstere Wolke erfüllte seinen Geist. Er fühlte sich benommen, war konsterniert, ihm war schwindelig. Er ließ den Kopf auf den Tisch sinken.
    »Was hast du gesagt, Albert? Um Himmels willen, sag mir, was los ist!«
    »Nein, ich darf dir nichts erzählen«, sagte Cloister düster. »Es ist besser für dich, wenn du nichts weißt, glaub mir. Darin musst du mir vertrauen. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel. Es tut mir leid. Wirklich. Ich muss jetzt gehen.«
    Ehe Gracia darauf etwas erwidern konnte, nahm Cloister seine Sachen und ging. Er wartete nicht einmal den Aufzug ab, sondern lief die Treppe hinunter. Seinen Freund im Gefolge, der beinahe nicht mit ihm Schritt halten konnte, ging er durch die Sicherheitstür – für

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