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8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

Titel: 8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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Brusttasche befindet?«
    Beinahe automatisch dachte er nach. Er erinnerte sich an das Gewicht der Packung, an den kaum spürbaren Zug in der Brusttasche, an den leichten Druck gegen den Körper.
    Er merkte, wie sich etwas in seiner Hemdtasche wölbte. Daß Troys Gesichtsausdruck jetzt ebenfalls angespannt und konzentriert war, entging ihm ganz.
    Die Zigaretten waren da.
    Er griff fast ängstlich in die Tasche und zog die Packung heraus. Ausdruckslos saß er am Rand der Koje und sah auf seine Hand. Seine Finger zuckten, und mit einer fiebrigen Bewegung rissen sie die Umhüllung ab. Er holte eine Zigarette heraus. Dann sah er Troy an, die ihm zulächelte.
    »Kann ich eine haben?« fragte sie ruhig.
    Atemlos streckte er ihr die Packung hin.
    »Ich habe es früher schon gemacht – zweimal«, sagte er. »Beim erstenmal dachte ich, jemand hätte sie mir hingelegt, oder ich hätte sie vergessen.« Sie nickte, nahm eine Zigarette und zündete sie an. Dann reichte sie ihm ihr Feuerzeug. Seine Hände zitterten.
    »Siehst du? Und nun zu deinen Kleidern. Du kannst nicht mit einer Gefängnisuniform von hier verschwinden. Was ist deine Lieblingsfarbe bei Anzügen?«
    »Grau«, sagte er.
    »Also los. Ein weißes Hemd – das ist leicht – und ein grauer Gabardine-Anzug.«
    Er erhob sich, in einem ordentlichen Schneideranzug, das weiße Hemd am Kragen offen. Der graue Anzug war um eine Nuance dunkler als er ihn sich vorgestellt hatte, doch das verschwand in dem Triumphgefühl, das ihn überflutete. Die Leere der letzten drei Wochen verschwand.
    »Und was wird mit den Kleidern, die ich bisher trug?« fragte er.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Wenn du einen Anzug herbeischaffen kannst, ist es doch sicher kein Problem für dich, die Anstaltskleidung loszuwerden. Eine Krawatte brauchst du noch.«
    Sie streckte die Hand aus. Eine Seidenkrawatte mit Handstickerei lag zwischen ihren Fingern. Er nahm sie wortlos und band sie um.
    »Jetzt Schuhe und Socken. Glaubst du, daß du das schaffst?«
    Aus irgendeinem Grund schien sie zu glauben, daß das schwieriger als die Beschaffung des Anzugs sein müsse.
    Er lächelte. »Wenn ich mit einem Anzug fertig werde, dürften Schuhe doch eine Kleinigkeit sein.«
    »Also?« Sie sah ihn merkwürdig gespannt an.
    Er erinnerte sich an Schuhe. An das Gefühl, die Farbe, das Material. An das leichte Reiben der Socken. Allmählich – sie hatte recht, es war nicht so einfach – wurden auch Soc ken und Schuhe Wirklichkeit.
    Sie sah seine Füße mit der gleichen schwachen Verwunderung an, mit der er vorhin auf die Zigaretten in seiner Hand gestarrt hatte. Das verwirrte ihn ein wenig, weil er es nicht verstehen konnte. Doch er ließ das Problem fallen.
    »Wie steht es mit dem Haarschnitt?« fragte sie.
    Er fuhr sich mit der Hand über das kurzgeschorene Häftlingshaar. »Da kann man kaum etwas ändern, oder?«
    »Versuch es.«
    Er fuhr mit den Fingern über die starren Borsten und versuchte sich daran zu erinnern, wie sich ordentlich gekämmtes Haar anfühlte.
    Es war, als habe er seine Hand auf etwas Lebendes gelegt.
    »Das war ein schwerer Brocken. An den hätte ich mich nicht herangewagt«, sagte Troy staunend.
    Delman lächelte. Seine Augen blitzten. Er holte einen Kamm aus der Hüfttasche, fuhr sich damit durch das Haar und steckte ihn wieder ein. Er fühlte seine Taschen ab.
    »Schlüssel, Kleingeld, Füllfederhalter, Notizbuch, Brieftasche – hm, Brieftasche.« Er zog sie heraus und öffnete sie. »Führerschein, Versicherungskarte, Benzinbons, Personalausweis – sogar ein Bild von dir ist dabei, Troy – und Geld. Wieviel denn?« Er blätterte die Scheine durch. »Donnerwetter!«
    Troy sah ihn ehrlich erstaunt an. Er grinste sie an, steckte die Brieftasche wieder ein und glättete seinen Rock. Er griff in seine Brusttasche und hielt ein. Ein verblüffter Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit. Dann grinste er wieder.
    »Stell dir das vor! Ich habe die Zigaretten zusammen mit der Anstaltskleidung zurückgeschickt.« Er holte sich ein neues Paket aus der Tasche. »Das hier genügt auch.«
    Troy schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Dir bekommt die Macht nicht«, sagte sie. »Sei dir darüber im klaren, daß ich …«
    Delman streckte die Hand aus, bevor sie die Tasse Kaffee fallen ließ. Sie saßen an einem Ecktisch in einem Restaurant von Newcomb.
    »Falls es dich interessiert«, sagte Delman betont, »heute ist der dritte Mai.«
    Troy wurde weiß und begann plötzlich zu weinen.
     
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