8 Science Fiction Stories
nicht zeitgerecht zurückkomme. Sie müssen mir sagen, wo die Höhle ist, Ghej, damit mir meine Männer folgen können, wenn ich nicht zurückkomme.«
Ghej nickte. »Ich kann Ihnen in diesem Punkt vertrauen, denke ich.«
Quannas Augen waren während des Gesprächs von einem zum anderen gewandert. Diese ganze Rederei um Versprechen hörte sich tollkühn an. Ghejs plötzlicher Umschwung verwirrte sie vollkommen, aber sie merkte wohl, daß ein starkes Motiv dahinterstecken mußte.
All dies war unwichtig. Die herzzerbrechende Tatsache blieb bestehen, daß sie versagt hatte. Sie hatte ihren letzten Trumpf ausgespielt und verloren. Es gab keinen weiteren Hebel mehr, den sie in Bewegung setzen konnte, um auf das Schiff zu gelangen, das ihn zur Erde zurückbringen würde, wenn nicht – wenn nicht … Und dann kam eine plötzliche Idee wie Erleuchtung über sie, und sie sah, wie leicht sie alle Intrigen der Vergangenheit hätte vermeiden können. Vastari mußte erfahren, daß sie ihn an Jamie verraten hatte; ihr Leben würde also auf der Venus nicht mehr sicher sein, und Jamie hätte die heilige Pflicht, sie mitzunehmen. Die Einfachheit der Überlegung war wunderschön. Nur – es mußte Zeugen ihres Verrates geben, so daß sich die Geschichte unter Vastaris Männern verbreiten konnte. Oder aber, Vastari brauchte nicht zu sterben –
»Laßt mich mit euch gehen«, bat sie die beiden Männer, und ihr Köpfchen war bereits voller Pläne. Sie bedachten sie mit einem zweifelnden Blick. »Ich werde mich nicht einmischen«, versprach sie. »Ich hege keine freundlichen Gefühle für Vastari mehr, nach dem, was er mir im Tal antat. Bitte, laßt mich mitgehen.« Ihre Stimme nahm den Klang unwiderstehlicher, schmelzender Süße an, an die sich Jamie so sehr erinnerte, und er grinste plötzlich. Aber bevor er sprechen konnte, begann Ghej.
»Nun denn«, sagte dieser nach einem Moment des Zögerns. »Es mag vielleicht ganz gut sein, dich dabei zu haben.« Sie wußte, daß er sie automatisch in sein Schema eingefügt hatte. Ernst dankte sie beiden.
Vastaris Versteck war eine enge Höhle nach oben in der steilen Talwand. Um ihren Eingang wucherte ein Schleier grüner Reben, der voll roter, trichterartiger Blüten war. Ghej bat seine zwei Begleiter, hinter einer Biegung zu warten, und ging allein in die Höhle. Die beiden warteten stumm auf seine Rückkehr. Jeder war zu tief in Grübelei versunken, um den Augenblick zu nützen und zu sagen, was noch immer unausgesprochen war zwischen ihnen.
Jamie war zu sehr von der Aussicht eingenommen, Vastari zu treffen, so daß er kaum über Ghejs unerklärliches Verhalten nachdachte. Nicht einmal seine Müdigkeit kam ihm zu Bewußtsein, oder der Schmerz in seinem Arm. Er hatte noch nie zuvor eine Hinrichtung vollzogen, aber im Augenblick fühlte er keine Skrupel, einen Menschen kaltblütig niederzuschießen. Es würde kein Mann sein, den’ er in dieser Höhle tötete – es würde die venusische Anarchie selbst sein. Es würde ein bißchen länger Frieden für die Menschen in Darva und Port City und die anderen terrestrischen Niederlassungen in diesen Bergen bedeuten. Wenn er den Städten schon die Waffen, die die Erde so sehr brauchte, nicht zurücklassen durfte, konnte er zumindest die organisierte Bedrohung beseitigen, die diese Waffen notwendig machte.
Er gab sich einem Tagtraum hin. Er dachte, daß sich vielleicht, wenn Vastari tot war, nicht so schnell ein neuer Führer finden würde – vielleicht wären die terrestrialisierten Städte innerhalb ihrer Befestigungen gegen vereinzelte Banden sicher; vielleicht gelang es angesichts der Notwendigkeit einigen geschickten
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