8 Science Fiction Stories
andere. Die Sonne ging auf, und das Herz des Imperiums – die Stadt – begann zu schlagen.
Als Melor erschien, sagte Harold zu ihm: »Ich glaube, dies ist Ihr freier Tag. Haben Sie für heute schon etwas vor?«
»Nichts Besonderes. Warum?«
»Heute steigt die Sache. Das heißt, wenn meine Überlegungen richtig sind. Ich könnte Ihre Hilfe gebrauchen.«
»In welcher Weise?«
»Sie werden mir ganz schön nützlich sein, wenn ich auf jemand stoße, der seine Gedanken kontrollieren oder völlig abschirmen kann. Haß oder Feindseligkeit sind keine Gedanken – es sind Gefühle, aus denen antagonistische Gedanken hervorgehen. Ihr Linganer sprecht auf solche Gefühle an. Ihr könnt das Herz noch lesen, wenn mir der Geist längst verschlossen ist.«
»Der springende Punkt ist mir klar, nicht aber der Sinn des Ganzen«, gestand Melor.
»Schauen Sie«, erklärte Harold geduldig, »wenn ich sage, die Sache steigt, dann meine ich nicht, daß Gewalttaten bevorstehen. Wir haben bessere Mittel und Wege gefunden, um uns unserer Haut zu wehren. So kann man sich selbst zum Beispiel alles mögliche ein- oder ausreden, vorausgesetzt natürlich, man sagt die richtigen Worte zur richtigen Person zur richtigen Zeit – eine ungeheure Waffe, wenn man sie zu handhaben weiß. Das sausende Schwert ist nicht halb so wirksam wie die wackelnde Zunge. Und diese wird nicht schmutzig.« Er lächelte grimmig. »Unser Volk hat schon mehr als genug schmutzige Methoden gehabt. Jetzt geben wir uns mit ihnen nicht mehr ab. Wir sind erwachsen.«
»Und?« forschte Melor.
»Und so brauche ich Sie, damit Sie mir sagen, wie ich mich anstelle, für den Fall, daß ich mich mit jemand befassen muß, der seinen Geist abgeschirmt hat.«
»Nichts leichter als das. Ich könnte Ihnen sofort Bescheid geben, wenn sich Haß, Furcht oder Freundlichkeit auch nur um einen Grad vergrößern oder verringern.«
»Genau, was ich brauche«, sagte Harald begeistert. »Meine Lebensform hat ihre Mängel wie auch ihre Qualitäten, und daran erinnern wir uns immer wieder. Als es das letztemal einige von uns vergaßen, hielten sie sich, kollektiv gesehen, für Gott. Die Wahnidee gebar Tod und Verdammnis!«
Bis Mittag ereignete sich nichts. Die beiden blieben den ganzen Morgen hindurch im Zimmer – der Flüchtling erwartungsvoll und wachsam, sein Gastgeber beunruhigt und nachdenklich. Um zwölf Uhr schrillte das Telegerät, und Melor schaltete es ein. Helman erschien am Bildschirm. Er starrte direkt auf die beiden Zuschauer, und das in einer Weise, als sähe er sie ebenso deutlich wie sie ihn. Seine dunklen Gesichtszüge waren verdrossen.
»Dies ist eine persönliche Durchgabe, gerichtet an das unter dem Namen Harold Harold-Myra bekannte Spezimen«, verkündete Helman, »wie auch an jeden Bürger, der illegal mit ihm in Verbindung steht. So wissen Sie denn, Harold Harold-Myra, daß eine Zusammenfassung aller über Ihre Welt verfügbaren Daten dem Reichs-Aktionsrat unterbreitet wurde, der – nach gebührender Erwägung des Materials – zu der Entscheidung gekommen ist, es sei von absoluter Wichtigkeit für das Imperium, daß Ihre Lebensform mit einem Minimum an Verzögerung ausgerottet werde. Bis spätestens morgen mittag ergeht an dafür zuständige Kriegsschiffe die Anweisung, Ihren Heimatplaneten zu vernichten – sofern Sie sich in der Zwischenzeit nicht ergeben und neue Unterlagen geliefert haben, die den Reichs-Aktionsrat veranlassen könnten, seine Entscheidung nochmals zu überprüfen.«
Helman hielt inne, befeuchtete sich mit der Zunge die Lippen. Seine Miene war die eines Mannes, der noch immer nicht über einen scharfen Verweis hinweggekommen ist.
Er fuhr fort:
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