9 - Die Wiederkehr: Thriller
Einwohner. Wohlgemerkt fand der erste Überfall, von dem hier die Rede ist, 1909 statt!«
»Und was wurde damals überfallen?«, fragte Andrea, fasziniert von der Vorstellung, dass Arenas, die ultimative Neubausiedlung, einmal ein richtiges altes Dorf gewesen war, mit Pferdekarren und allem, was dazugehört. »Ein Juweliergeschäft? Gab es 1909 wirklich schon einen Juwelier in Arenas?«
Die Ungläubigkeit verlieh ihren Worten einen schärferen Ton, als es für sie typisch war.
»Ein Uhrmacher«, sagte Aarón.
»Ein Uhrmacher, ach so. Hat der vielleicht etwas mit der Uhrenfabrik an der Schnellstraße zu tun? Könnte doch sein, oder?«
Aarón legte sein Handy auf die Zeitung von 1971, um mit dem Schein des Displays die entsprechende Stelle zu beleuchten. Dann las er laut vor:
Nicht zum ersten Mal ist das Geschäft an der Hauptstraße von Arenas de la Despernada Schauplatz eines Gewaltverbrechens, das für die geringe Größe des Ortes ungewöhnlich ist. Die Besitzer, Familie Canal, beschloss nach dem Tod von Isaac Canal, der am 29. Januar 1950 im Laden von einer Kugel getötet wurde, das Geschäft zu verkaufen. An demselben Ort hatte schon der Gründer des Uhrmachergeschäfts und Vater des Vorgenannten sein Leben verloren, als er unter ähnlichen Umständen am 14. September 1909 erstochen wurde. Zwei versuchte Raubüberfälle im Abstand von vierzig Jahren, die zwei Generationen einer Familie zerstörten, bilden die blutige Vorgeschichte des gestrigen Vorfalls in der örtlichen Tankstelle.
Aarón sah Andrea erwartungsvoll an.
»So merkwürdig ist es nun auch nicht, dass ein Uhrmacher in vierzig Jahren zweimal ausgeraubt wird«, bemerkte sie und schluckte den Bissen hinunter. »Vierzig Jahre sind eine lange Zeit. Ebensowenig wundert es mich, dass es beide Male die Ladenbesitzer getroffen hat. Schließlich sind die immer da. Oder? Viel erstaunlicher finde ich die Information, dass es Anfang des Jahrhunderts schon ein Uhrmachergeschäft in Arenas gab.« Sie machte eine abschließende Geste, um das Gespräch in andere Bahnen zu lenken. »Aarón, glaub mir, du hast dich da in etwas verrannt. Du siehst Zusammenhänge, wo gar keine sind.«
In einem Anfall von Anhänglichkeit schlang sie einen Arm um seinen Rücken und den anderen um seine Brust. Aarón erwiderte die Zärtlichkeit, indem er den Kopf auf ihren Busen legte. Er ließ sich auf die Umarmung ein, jedoch ohne die Zeitung aus der Hand zu legen.
»Drea, die Sache ist mir sehr wichtig.«
»Und für mich bist du sehr wichtig.« Sie nahm die Zeitung am oberen Rand und zog daran. Aarón hielt sie hartnäckig fest. »Erklär mir bitte, inwiefern es uns betrifft, dass vor circa hundert Jahren zweimal ein Juweliergeschäft überfallen wurde.«
»Ein Uhrmachergeschäft.«
»Ist doch egal. Was hat das mit Davo zu tun?«, fragte sie streng. Ihre Stimme hatte denselben Ton wie damals, als sie ihn gefragt hatte, ob er mit der Studentin aus der Apotheke etwas gehabt hatte. »Was hat das alles mit Davo zu tun?« Sie ließ nicht locker.
Aarón musste an Rebeca denken. Er fühlte sich nicht in der Lage, ihr die Sache zu erklären.
»Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung, was es bedeutet. Aber was mach ich denn jetzt damit? Soll ich einfach die Augen schließen und so tun, als wüsste ich von nichts? Es hat vier Morde gegeben.« Er schüttelte den Kopf und korrigierte sich. »Drei Morde. An ein und derselben Stelle. Und das in einem Ort wie Arenas.«
Dabei machte er eine ausschweifende, die ganze Idylle der Frühlingsnacht umfassende Geste: die turtelnden Pärchen auf dem Rasen und den Mond, der sich wie eine kreisrunde Pfütze aus flüssigem Silber im See spiegelte.
»Ich weiß auch nicht mehr als du«, gestand Aarón, »aber es kann einfach kein Zufall sein. Es muss eine Erklärung geben. Und ich werde so lange suchen, bis ich sie gefunden habe. Drea, ich bin mir sicher, dass ich der Vierte sein sollte, nicht Davo.«
»Jetzt hör aber mal auf mit dem, was du alles solltest …«
»Nein, Andrea, hör du auf mir zu sagen, dass ich mit alledem nichts zu tun habe«, unterbrach Aarón sie. »Du brauchst nicht wie ein Automat alles zu wiederholen, was die anderen sagen. Warum war Davo an dem Abend des Überfalls im Open? Weil ich ihn darum gebeten hatte. Es ist meine Schuld. Meine Mutter kann mir noch hundertmal erzählen, dass ich ihn nicht erschossen habe. Natürlich habe ich ihn nicht erschossen. Aber ich habe ihn da hingeschickt. Das weiß ich, das weißt du, und
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