9 SCIENCE FICTION-STORIES
hatte es die Instrumentalität zugelassen? Aber schließlich hatte die Instrumentalität immer verboten, diese Seite des Alpha Ralpha Boulevards zu betreten. Vielleicht hatten diejenigen, die gegen das Gesetz verstießen, auf irgendeine Weise ihre Strafe bekommen. Ich konnte es nicht ergründen.
»Sieh mal, Paul«, sagte Virginia, »ich kann meine Hand hier unten hineinstecken.«
Bevor ich sie daran hindern konnte, schob sie ihre Hand in den schmalen Spalt, unter dem stand: HIER PAPIER HINEINSCHIEBEN.
Sie schrie auf. Ihre Hand war gefangen.
Ich versuchte an ihrem Arm zu ziehen, aber er rührte sich nicht. Sie keuchte vor Schmerz. Und dann plötzlich war ihre Hand wieder frei.
Deutliche Worte waren in die lebendige Haut geprägt. Ich riß meinen Mantel herunter und wickelte ihn um ihren Arm.
Sie stand schluchzend neben mir, als ich vorsichtig den Verband wieder ablöste. Jetzt sah auch sie die eingeprägten Worte:
In klarem Französisch stand da geschrieben: »Du wirst Paul lieben bis in Ewigkeit.«
Virginia ließ es zu, daß ich ihre Hand wieder mit meinem Mantel bedeckte. Dann hob sie mir ihr Gesicht entgegen. Ich küßte sie. »Die Mühe hat sich gelohnt, Paul«, sagte sie. »Jetzt können wir wieder hinuntergehen. Jetzt weiß ich die Wahrheit.«
Ich küßte sie noch einmal und sagte beruhigend: »Jetzt weißt du also die Wahrheit, nicht wahr?«
»Ja.« Sie lächelte mir unter Tränen zu. »Das konnte die Instrumentalität nicht ersonnen haben. Was für eine kluge, alte Maschine! Ist sie ein Gott oder ein Teufel, Paul?«
Zu diesem Zeitpunkt machte ich mir noch keine Gedanken darüber. Ich streichelte sie nur. Dann machten wir uns wieder auf den Rückweg.
Im letzten Augenblick erinnerte ich mich, daß ich mir gar keine Auskunft geholt hatte.
»Nur einen Augenblick, Liebling. Ich möchte ein Stückchen deiner Bandage abreißen.«
Sie wartete geduldig. Ich riß ein Stück von der Größe meiner Handfläche ab, und dann hob ich einen Teil eines dieser Ex-Menschen auf. Es sah so aus, als wäre es der Unterarm gewesen. Ich drehte mich um, um das Stoffstück in den Schlitz zu stecken, aber als ich bei der Tür war, saß ein großer Vogel davor.
Ich wollte ihn mit der Hand wegschieben, und er fauchte mich an. Es schien, als wolle er mich mit seinen schrillen Schreien und seinem spitzen Schnabel bedrohen. Ich konnte ihn nicht verscheuchen.
Dann versuchte ich es mit Telepathie. Ich bin ein Mensch von Geburt an! Geh weg!
Verwischt erreichte mich die Antwort des Tieres. Ich hörte nur ein Neinneinneinnein!
Da schlug ich mit der Faust nach ihm, bis er wegflatterte. Inmitten des weißen Abfalls auf dem Weg blieb er stehen, breitete seine Flügel aus und ließ sich vom Wind nach unten tragen.
Ich schob den Stoffetzen hinein, zählte bis zwanzig und zog ihn wieder heraus.
Die Worte waren deutlich geschrieben, aber sie sagten mir nichts. »Du wirst Virginia noch einundzwanzig Minuten lieben.«
Ihre glückliche Stimme, immer noch ein wenig zitterig von den ausgestandenen Schmerzen, drang von weit weg an mein Ohr. „Was steht darauf, Liebling?«
Absichtlich ließ ich den Wind das Stückchen Stoff forttragen. Es flatterte unruhig wie ein Vogel. Virginia sah es in der Tiefe verschwinden.
»Ach«, rief sie enttäuscht, »wir haben es verloren. Was stand darauf?«
»Das gleiche wie bei dir.«
»Aber welche Worte, Paul? Kannst du sie nicht wiederholen?«
Erfüllt von Liebe und Schmerz und vielleicht ein wenig ›Angst‹ flüsterte ich ihr die Lüge ins Ohr: »Paul wird Virginia immer lieben.«
Sie lächelte mich strahlend an. Ihr Körper stemmte sich mit optimistischer Kraft gegen den Wind. Wieder einmal war sie die hübsche, pummelige Menerima, die mit mir auf der Straße gespielt hatte, als wir noch Kinder
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