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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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blieb stehen und wartete auf den Aufprall. Im letzten Moment bog der Fahrer ab, fuhr knapp an ihm vorbei und hätte ihn beinahe gestreift. Ein hochgewachsener schlanker Herr mit blauen Augen hinter der goldenen Brille, der in seiner Nähe gestanden hatte, faltete ein Giornale d’Italia und näherte sich ihm.
    »Ist dies Ihre Zeitung?«, sagte der Fremde.
    Das war die Frage, die sie vereinbart hatten.
    »Ich lese nie vor Abend«, lautete die Antwort.
    »Bitte, Herr Zugel. Gehen wir einen Espresso trinken«, sagte Giacomo de Mola.
    Die Kaffeebar war erfüllt von Rauch und Stimmen. Sie fanden einen Tisch am Fenster, der von außen gut sichtbar war. De Mola winkte dem Kellner, und dieser brachte zwei Espressi.
    »Sie haben etwas, das mir gehört«, sagte de Mola ohne Umschweife, »und Sie wollen es mir zurückgeben.«
    »Was sollte das Ganze?«, fragte Zugel patzig. »Wer sind diese Personen?«
    De Mola lächelte ihn an: Sein Blick war genauso kalt wie der des Mannes, der ihm das Buch entwendet hatte.
    »Das ist nur, um Ihnen zu zeigen, dass ich nicht alleine bin. Genau wie Sie übrigens.«
    »Sie glauben doch wohl nicht, dass ich so dumm bin und das Buch bei mir habe.«
    »Nein, ich halte Sie für ganz und gar nicht dumm. Wollen wir über das Buch sprechen?«
    »Wollen Sie nicht wissen, warum?«
    »Nein … bevor wir zur Sache kommen – ich meine die Preisverhandlungen –, wollte ich trotzdem noch eine Information von Ihnen. Sie ist Teil der Abmachung, Herr Zugel, und sie wird Ihnen entsprechend honoriert werden.«
    Zugel nahm einen Schluck Espresso, holte aus seiner Manteltasche Zigaretten und bot de Mola eine an. Der lehnte ab.
    »Giovanni Volpe«, fuhr er fort, »ich will wissen, wo er ist.«
    Zugel blinzelte. Was war das denn? Eine Falle? Er hatte ihn nicht mehr gesehen, seitdem er ihn zu Tode erschreckt und mit Elena Sex gehabt hatte. Er zog an der Zigarette und ließ den Rauch langsam durch die Nase entweichen.
    »Ich habe keine Ahnung. Wenn Sie es nicht wissen …«
    De Mola blickte ihn lange an. Er befürchtete, dass Zugel die Wahrheit gesagt hatte. Er war sich aber noch nicht ganz sicher.
    »Ohne Volpe können Sie das Buch behalten.«
    Natürlich bluffte de Mola, aber es war der letzte Trumpf, den er ausspielen konnte. Außerdem tat er es hinter dem Rücken und ohne Einwilligung von Omega, die Giovanni endgültig, so als hätte es ihn nie gegeben, aus der Organisation gestrichen hatten. Für ihn war es anders; er hatte Giovanni geliebt und ihn adoptieren wollen, wenn nur … De Mola betrachtete die angespannten Gesichtsmuskeln des Deutschen. Zugel war ein Killer, ein Fanatiker und einer der schlimmsten Gesellen, den die dunklen Zeiten hervorgebracht hatten. Aber in diesem Moment log er nicht. Das, was er sah, war nur Angst. Zugel wusste wirklich nichts von Giovannis Verbleib.
    »Von Ihrem Giovanni Volpe weiß ich nichts, denn für mich hatte er keinerlei Bedeutung. Das ist die Wahrheit, und da ich nun hier bin, müsste das auch Ihnen klar sein.«
    Giacomo de Mola spannte ihn einige bange Sekunden auf die Folter. Dann sagte er: »Wie viel wollen Sie, Zugel?«
    »Die gleiche Summe, die ich Ihrem jungen Schüler versprochen hatte. Zweihunderttausend Dollar, in bar.«
    »Das ist viel Geld.«
    »Ich bin Ihnen keine Rechenschaft schuldig.«
    De Mola dachte an Giovanni und an die Träume, die er mit diesem Geld geschmiedet hatte; er hatte es mit der mysteriösen Elena ausgeben wollen. Er dachte daran, wie Giovanni ihm im Suff alles gebeichtet hatte und dass er auf beides verzichtet hatte, auf das Geld und sie.
    »In Ordnung. Sie übergeben uns das Manuskript. Wir werden es kontrollieren und Ihnen, wenn alles seine gute Ordnung hat, das Geld auf eine Bank Ihrer Wahl überweisen.«
    Zugel wurde wütend und ballte seine Fäuste. Dass jemand davon Notiz nahm, entging ihm. »Nichts zu machen«, rief er eine Spur zu laut. »Wir machen es hier: Bares gegen das Buch. Die einzigen Banken, denen ich vertraue, und das wissen auch Sie, de Mola, sind in der Schweiz. Leider ist dort dicke Luft für mich, momentan jedenfalls.«
    Er drückte nervös die halbgerauchte Zigarette aus, so fest, dass der ganze Tabak im Aschenbecher zerbröselte.
    »Wir brauchen einige Zeit, um das Geld in bar zusammenzubekommen.«
    »Ich gebe Ihnen maximal eine Woche Zeit.«
    De Mola stützte seine Ellbogen auf den Tisch und legte sein Kinn auf die geballten Fäuste. Dann sagte er ruhig: »Sie warten so lange, bis wir bereit sind. Sie können nichts

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