Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
erfuhren. Rebecca schluckte, sie wusste nicht mehr, wer sie war und wohin sie gehörte.
«Das ist gut, Rosie. Du musst was um die Ohren haben.»
«Finde ich auch. Und wie geht es dir? Haben die dich endlich in Ruhe gelassen?»
«Ja, ja, natürlich», log sie und fühlte sich mies dabei, der Freundin etwas vorzuspielen.
«Du hörst dich aber so komisch an. Da war doch was, ich spüre das. Vielleicht kann ich dir helfen?»
Rosie könnte ihr vermutlich weiterhelfen, aber die Vorsicht hielt Rebecca zurück.
«Ich spüre doch, dass was nicht stimmt. Du kannst mir doch vertrauen.»
Rebecca dachte an New York und dass Rosie und Aaron die Einzigen gewesen waren, die ihr geholfen hatten. «Als ich auf dem Flughafen in Frisco auf mein Gepäck gewartet habe, wurde ich von einem Mann bedrängt. Kein Dämon, aber auf jeden Fall sehr Furcht einflößend.»
Rebecca biss sich auf die Zunge. Gegen ihren Willen hatte sie Rosie verraten, in welcher Stadt sie war. Mist! Zu spät.
«Wie sah er aus? Kannst du ihn beschreiben? Vielleicht kenne ich ihn.»
Das Gesicht würde sie nie vergessen, weil es seit Jahren in ihrem Kopf nistete. Mit wenigen Sätzen umriss Rebecca sein Aussehen.
«Ariel. Das muss Ariel gewesen sein.»
Rosie wirkte aufgebracht. Sie erzählte Rebecca von Aarons Begegnung mit Ariel in der stillgelegten U-Bahn-Station.
«Ariel? Und wer ist das?» Rebecca wurde seltsam beklommen zumute. Sollte der besagte Ariel ihr Vater sein?
«Wir nennen ihn den Renegaten. Ein abtrünniger Engel. Unberechenbar.»
Das wurde immer kurioser und die Bezeichnung abtrünnig verhieß nichts Gutes. Rosie erklärte ihr, dass seine Bedeutung mit einem Anarchisten vergleichbar war. Das Blut sackte in Rebeccas Füße. War ihr Vater auch ein Abtrünniger? Wurde sie deshalb verfolgt?
«Und was … bedeutet das?»
Sein Schicksal war eng mit ihrem verknüpft, das spürte sie. Was ihm widerfuhr, würde sie wahrscheinlich auch treffen. Mit Abtrünnigen und Verrätern gingen Menschen auch nicht gerade rücksichtsvoll um.
«Es ist ihm egal, wie er ans Ziel gelangt. Er ist gerissen und kann als einziger Engel, seine Gestalt beliebig ändern. Irgendwann wird auch er sich Luzifer anschließen.»
«Dann wird auch er zu den Gefallenen zählen …», murmelte Rebecca. Sie erinnerte sich an Aarons Erklärung, dass es die Aufgabe der Blutengel wäre, diese zu vernichten.
«Ja, das wäre so. Die Blutengel würden ihn und seine Brut so lange jagen, bis sie ausgelöscht sind.»
Ihn und seine Brut – damit war auch sie gemeint. Rebecca hielt den Atem an, ihr wurde übel. Nur mühsam konnte sie ein Würgen unterdrücken. Freunde wurden zu Feinden und das Licht wandelte sich in Finsternis. Woher kannte sie diesen Satz? Er war treffend und beschrieb ihre Zukunft als hoffnungslos.
«Sie wollen deine Seele», hatte Aaron zu ihr gesagt. Rebecca presste die Hand gegen die Kehle, in der ihr Herz trommelte. Wie lange würde sie ihr anderes Wesen verbergen können?
«Du bist doch in San Francisco? Gut. In der Westfield Mall in einer Buchhandlung arbeitet Joels Ex-Freundin. Ihr Name ist Alegra. Sie ist auch ein Nephilim, nett und vertrauenswürdig. Wie hieß diese Buchhandlung noch? Ach, ja, richtig Lighthouse – Books and more . Such sie auf und sag ihr, dass ich dich geschickt habe. Erzähl ihr von Ariel. Sie wird dir helfen.»
«Danke, vielleicht komme ich darauf zurück.»
«Mach es bitte.»
Unter anderen Umständen hätte Rebecca sich jetzt in Rosies Fürsorge gesonnt. «Okay, ich werde es machen, sobald mir was seltsam vorkommt.»
Wahrscheinlich würde sie nie die Hilfe dieser Alegra in Anspruch nehmen, aber sie wollte Rosie nicht ängstigen. Rebecca wurde es immer schwerer ums Herz.
«Das ist gut. Ich werde Aaron berichten, dass du Ariel …»
Rebecca zuckte zusammen. «Nein, bitte tu das nicht», fiel sie Rosie ins Wort.
«Aber warum denn nicht?» Ein langer Seufzer folgte. «Auch wenn ihr kein Paar seid, dann wenigstens Freunde. Du solltest wissen, wie sehr er gelitten hat, als er dachte, du wärst in der Pension umgekommen. Und dann seine Enttäuschung, als du ohne ein Wort des Abschieds gegangen bist. Bevor er nach Rom geflogen ist, hat er nur von dir gesprochen. Ich kenne meinen Bruder. Er mag dich wirklich sehr, und es hat ihm einen Schlag versetzt, dass du ihn zurückgewiesen hast. Egal, was zwischen euch vorgefallen ist, aber er ist der Einzige, der dir wirklich helfen kann.»
Ihr helfen? Wo er Ariel hasste und töten wollte? Und
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