Ab heute alles anders

Nervensystems auswirkt und eine Veränderung der Signale, die über die Nervenbahnen transportiert werden, zur Folge haben muss. Durch diese Beeinträchtigung seiner Funktionsfähigkeit verliert der Körper seine natürliche Balance und somit sein potenzielles Leistungsniveau. Verletzungs- und Krankheitsanfälligkeit sind ein mögliches Resultat.
    Wenn ein Gelenk nicht richtig funktioniert
    Bei einer solchen mechanischen Fehlfunktion oder einem Subluxationskomplex im chiropraktischen Sinne handelt es sich vereinfacht |66| gesprochen um eine korrigierbare biomechanische Funktionsstörung eines Gelenks, zum Beispiel eines Facettengelenks der Wirbelsäule. Diese Fehlfunktion setzt sich in der Regel aus mehreren Einzelaspekten zusammen: Gelenkmechanik, Nervenfunktion, Muskelfunktion, Gewebeverletzungen, biochemischen Abnormalitäten.
    Durch Fehlstellungen einzelner Facettengelenke können sowohl die Nervenbahn als auch die umliegenden Strukturen, etwa die Bandscheibe, empfindlich in ihrer Funktion beeinträchtigt werden. Die gezielte Korrektur und vor allem die Stabilisation eines solchen Komplexes setzt ein fundiertes Wissen in Biomechanik und Neurologie voraus und kann durchaus dazu führen, dass zum Beispiel das Becken geradegestellt werden muss, wenn als Symptom Nackenschmerzen auftreten – ohne stabiles Fundament kein stabiles Dach.
    Wie kommt es zu Störungen von Gelenksfunktionen? Vor allem drei große Ursachenfelder sind zu nennen: mechanischer Stress (Verletzungen/Unfall), psychosozialer Stress (privater Stress/ beruflicher Stress) oder biochemischer Stress (Medikamente/Giftstoffe/mangelhafte Ernährung).
    Betrachten wir den mechanischen Stress genauer, der uns jederzeit bei der Arbeit oder beim Sport ereilen kann – über psychosozialen und biochemischen Stress wird in anderen Teilen des Buches ausführlich gesprochen.
    Da nahezu jede Form von Sport eine mechanische Beanspruchung von Gelenken mit sich bringt, muss mechanischer Stress im Training und im Wettkampf als eine Hauptursache von Funktionsstörungen in diesen Bereichen angesehen werden. Das gilt auch für den Freizeitsport. Strukturelle Fehlhaltungen, muskuläre Dysbalancen und Gelenkfunktionsstörungen können auf Dauer zu erheblichen Schädigungen an Gelenken, Sehnen und Bandscheiben führen, und das schon lange, bevor wir es eigentlich bemerken. Diese Prozesse sind vergleichbar mit einer Inkubationszeit zum Beispiel |67| durch einen Virus, an deren Ende Symptombildung und das Ausbrechen der Krankheit stehen. Eine schiefe Hüfte und ein daraus resultierendes funktionelles kurzes Bein können zum Beispiel zu einer einseitigen Belastung führen, die Knie, Hüftgelenk oder die unteren Bandscheiben nicht auf Dauer kompensieren können.
    Spezifische Muskelgruppen erhöhen aufgrund der gestörten Körperbalance ihre Spannung (Hypertonus) und können an ihren verschiedenen Ansätzen Störungen oder weitere Symptome hervorrufen.
    Eine wahre Geschichte
    Ein 15-jähriger Junge ist leidenschaftlicher Judoka und geht drei bis vier Mal die Woche zum Training. Allem Anschein nach war sein Körper in bester Verfassung. Ein Judo-Turnier, an dem er teilnimmt, verläuft gut – bis zum letzten Wettkampf. Als er seinen Gegner besiegt hat, reißt er voller Freude die Arme in die Höhe, doch der Luftsprung bleibt aus. Es gelingt ihm nicht einmal aufzustehen. Die plötzlichen Schmerzen im Knie sind unerträglich, er schafft es gerade noch sich selbst aufzurichten. Was ist passiert? Er war nicht auf das Knie gefallen, das bis zu diesem Tag auch noch nie wehgetan hatte. Erschrocken humpelt der Junge von der Matte, nach ein paar Schritten scheint der Schmerz wieder nachzulassen. Doch schon beim leichten Beugen des Gelenks, um sich auf die Bank zu setzen, gibt das Knie erneut unter Schmerzen nach, und er sackt zusammen. Die folgenden Tage bringen keine Besserung, es bleibt also nur der Besuch beim Sportarzt. Nach einer fünfminütigen Untersuchung erfolgt die Diagnose: Kreuzband-, Innenband- und Meniskusschaden. Eine Operation ist unumgänglich. Auf die Frage des Jungen, was das für seinen Sport bedeutet, antwortet der Arzt: »Nach der Operation kannst du froh sein, wenn du je wieder vernünftig Fahrrad fahren kannst!«
    |68| Dieser Junge war ich, und für mich brach damals eine Welt zusammen. Ich verstand nicht, was geschehen war, hatte ich mir das Knie doch noch nie verletzt und auch am Tag des Wettkampfs nicht bewusst verdreht. Vollkommen ratlos und niedergeschlagen fuhr