Ab heute alles anders
aufrechtzuerhalten. Es genügt daher nicht, nur die Muskelkraft und die Dehnfähigkeit der stabilisierenden Rumpfmuskulatur zu trainieren, um automatisch eine gute Haltung einzunehmen. Vielmehr muss das Zusammenspiel der Muskeln und das eigene Körpergefühl für eine bestimmte Position geübt werden.
Ich erlebe nahezu täglich, wie selbst durchtrainierte Spitzensportler mit gut ausgebildeter Muskulatur in eine »Rundrückenhaltung« zusammensacken, wenn sie auf meinem Behandlungstisch Platz nehmen. Beobachten Sie einmal Ihre Familie und sich selbst beim nächsten Abendessen. Vermutlich hat jeder von uns den Ausruf »Sitz gerade!« schon einmal gehört oder sogar selber benutzt. Es jedoch auch wirklich zu tun, ist nicht immer einfach. Trainieren Sie sich und Ihre Haltung bewusst! Als einfaches Hilfsmittel eignet sich ein sogenannter Therapiekreisel – propriozeptives Training sollte ebenso wie ein Dehn- oder Kräftigungsprogramm regelmäßig durchgeführt werden; etwa fünf bis zehn Minuten genügen bereits, um eine deutliche Verbesserung zu erreichen. Ein weiterer neurologischer Aspekt ist die Überwachung von Funktionsstörungen und Strukturverletzungen eines Gelenks durch bestimmte Schadensmelder. Man bezeichnet sie als Nozizeptoren. Wird in einem betroffenen Gelenk eine Schadensmeldung (Nozizeption) ausgelöst, kommt es im Gehirn zu einer zentralen oder im Rückenmark zu einer segmentalen Verarbeitung dieser Schadensmeldung. |74| Die zentrale Verarbeitung hat zur Folge, dass wir Schmerzen empfinden. Dies geschieht allerdings nur dann, wenn der Reiz entsprechend groß ist, sonst können Schmerzen auch unbewusst bleiben.
Vergleichen wir unser Gehirn einmal mit einem Radio. Wir empfangen über eine ganz bestimmte Frequenz von einem bestimmten Sender Musik. So ähnlich sendet auch der Körper beispielsweise aus unserem Knie auf einem ganz bestimmten Weg seine Funktionssignale. Richtige Störungen, die zu Unterbrechungen der Musik führen, nehmen wir sofort wahr, ähnlich wie ausreichende Schmerzsignale von einem Gelenk. Dieser Vorgang wäre mit der »zentralen Verarbeitung« im Gehirn vergleichbar.
Die segmentale Verarbeitung wäre beispielsweise mit einem kaum wahrzunehmenden Rauschen im Hintergrund zu vergleichen. Zwar hören wir die Musik noch ohne Probleme, jedoch existiert bereits eine kleine Störung. Eine »Feineinstellung« kann hier helfen.
Unser Körper kann eine Schadensmeldung also auch segmental verarbeiten, ohne die Wahrnehmung von Schmerz. Segmental bezeichnet in diesem Fall den Level der Wirbelsäule (zum Beispiel den zweiten bis vierten Lendenwirbel oder den sechsten Halswirbel), an dem die Nervenbahnen der entsprechenden Region oder des Körperteils entspringen. Diese segmentale Reaktion wird auch als Nozireaktion bezeichnet und äußert sich vor allem in einer Aktivierung oder Hemmung spezieller Muskeln und einer Herabsetzung der Aktivität von Propriozeptoren am Gelenk. Reduzierte Körperwahrnehmung und Muskelschwächen bedeuten für den Sportler jedoch Leistungseinschränkungen und erhöhen die Gefahr von Verletzungen.
So betrachtet sind gerade Verletzungen keineswegs immer ein zufälliges Geschehen, sondern können den Endpunkt einer Fehlfunktionsentwicklung im Gelenk und seiner umliegenden Strukturen bezeichnen. Die Verletzung entsteht, sobald das »Rauschen« im Hintergrund zu groß wird. Chiropraktoren sind Spezialisten darin, diese |75| Fehlfunktionen (»Rauschen«) mit ihren begleitenden Schwächen im Körper zu identifizieren und erfolgreich zu behandeln. Dadurch kann ein Maximum an Funktion und Leistung erreicht werden.
Sportchiropraktik
Die Sportchiropraktik ist wie die Sportmedizin eine zusätzliche Spezialisierung und seit Jahren aus dem Leistungs- und Profisportbereich in vielen Ländern nicht mehr wegzudenken. Auch in Deutschland gewinnt sie zunehmend an Anerkennung, Sportler aus den verschiedensten Disziplinen (Fußball, Motorsport, Leichtathletik) nehmen die Betreuung durch Sportchiropraktoren in Anspruch.
Die Sportchiropraktik verfolgt das Ziel, die beste körperliche Voraussetzung für die maximale Performance von Sportlern und Athleten zu gewährleisten. Die beiden wichtigsten Grundbausteine dazu sind die Behandlung sowie das Management.
Das Management beinhaltet schwerpunktmäßig vor allem die Prävention, also die Vermeidung von Verletzungen, sowie die Leistungsoptimierung. Körperfehlhaltung und Muskeldysbalancen können, obwohl sie einem noch nicht einmal bewusst
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