Ab heute alles anders

ich mit meiner Mutter nach Hause. Doch meine Eltern und ich wollten uns mit dieser Diagnose und der bevorstehenden Operation nicht abfinden. Meine Mutter war selber jahrelang von immer wiederkehrenden Rückenschmerzen geplagt, die Liste von Spritzen, Medikamenten und Kuren bis hin zur Arbeitsunfähigkeit war lang. Durch Zufall hatte sie dann von einem »Chiropraktik Zentrum« gehört, und nach den ersten Behandlungen fühlte sie sich schon um einiges besser. »Lass es uns doch mal versuchen!«, munterte sie mich auf. »Es tut auch gar nicht weh!« So kam ich zu meiner ersten chiropraktischen Behandlung, und dieser Besuch sollte für mich unvergessen bleiben. Ein junger Däne, der gerade sein Studium in den USA abgeschlossen hatte, betrat den Raum. Ich musste mich freimachen, und dann ließ er mich ein wenig im Behandlungszimmer auf und ab gehen. Nach kurzem Überlegen schaute er mich an und sagte: »Dein Problem ist nicht dein Knie!« Ich war konsterniert. Mein Knie tat an diesem Tag heftig weh, und allein das Laufen in der Praxis verursachte furchtbare Schmerzen. Doch der junge Therapeut blieb völlig gelassen und erklärte mir, dass ich zwar die Schmerzen im Knie habe, dort aber nicht die Ursache des Problems liege. Ich hätte ein schiefes Becken und ein blockiertes Sprunggelenk, so viel würde man allein schon am Gangbild erkennen. Der Beckenschiefstand könnte durch das häufige Fallen beim Judo entstanden sein, und in Verbindung mit der Blockade im Fuß würde dies zu einer fehlerhaften Gelenksfunktion im Knie führen, die wiederum eine Überbelastung der Bänder und des Meniskus im Knie zur Folge habe.
    Ich kürze ab: Drei Wochen Behandlung korrigierten die komplexen Geschehnisse zwischen meinem Becken, den Knien und |69| Füßen und festigten die Gelenke, ich war symptom- und schmerzfrei, und nach drei weiteren Wochen Pause stand ich wieder im Judoanzug auf der Matte. Ich wurde bis heute nicht an meinem Knie operiert und habe auch keinerlei Einschränkungen zurückbehalten.
    Fazit: Es bedarf des geschulten Auges eines Fachmanns, um solche Fehlstatiken beziehungsweise neurologischen Störfelder schon frühzeitig zu erkennen und effektiv zu korrigieren. Ein langfristig optimales Leistungsniveau ist die Folge. Aus diesem Grund sind präventive Voruntersuchungen und regelmäßige »Check-ups« eine Notwendigkeit für erfolgreiche Sportler – und für jeden, der mit ein wenig Sport beginnen möchte.
    So lernte ich auch Joachim Franz kennen. Bei unserem ersten Gespräch erzählte er mir fast eine Stunde lang von unzähligen Verletzungen bis hin zu rätselhaften Fiebererkrankungen, die er sich im Urwald eingefangen hatte. Seinen Bericht schloss er mit dem Satz: »Und eigentlich habe ich erst mit 30 angefangen, Sport zu treiben.« Auf so eine Geschichte war ich nicht gefasst. Wie konnte ein Mensch ein scheinbar unbegrenztes Leistungsvermögen und eine nahezu grenzenlose Regenerationsfähigkeit besitzen? Einigermaßen perplex antwortete ich: »Und Sie sitzen heute allen Ernstes hier, weil Sie Knieschmerzen beim Laufen haben? Seien Sie doch froh, dass dieser Körper überhaupt noch funktioniert!« Doch letztlich hatte er das gleiche Problem, das auch mich – zufällig – in die Hände eines Chiropraktoren geführt hatte. Jetzt konnte ich ihm helfen. Joachim Franz lief noch im selben Jahr mehrere Marathondistanzen ohne Knieschmerzen.
    |70| Auf dem Weg zur Körperbalance

    Schritt 1: Nehmen Sie ein Blatt Papier, und schreiben Sie Ihre Antworten auf die folgenden Fragen auf:
Habe ich irgendwelche körperlichen Probleme (mit dem Rücken, den Knien oder Sonstiges)?
Hält es mich davon ab, meinen Sport zu machen?
Ist die Ursache dafür bekannt? (Zum Beispiel: Warum habe ich Arthrose nur im rechten Knie? Warum ist meine Bandscheibe letztlich kaputtgegangen?)
Trage ich Einlagen oder eine Absatzerhöhung?
Ist ein Bein tatsächlich kürzer als das andere? (Ihre Schneiderin weiß das vielleicht besser als Sie.)
Bin ich in den letzten Monaten schwer gestürzt oder ausgerutscht?
Wie ist meine allgemeine Beweglichkeit? (Fällt es Ihnen schwerer, sich beim Einparken nach rechts oder nach links zu drehen? Achten Sie einmal darauf.)
Fanden Operationen statt?
Notieren Sie die Besuche bei Orthopäden, Chiropraktikern, Chirurgen und so weiter ...
Haben Sie schon einmal eine Schmerzspritze bekommen oder nehmen Schmerzmittel ein? (Warum?/Wie häufig?/ Wie lange schon?/Werden die Abstände kürzer? Was ist die genaue Ursache