Ab heute alles anders
Arzt wird entsprechend dem Alter, dem Risikoprofil und den früheren Vorerkrankungen Empfehlungen aussprechen, welche zusätzlichen Untersuchungen sinnvoll und angemessen sind. Grundsätzlich sollte immer auch die Körperstatik und die Funktion der Gelenke mit begutachtet werden. Sofern kein gravierendes Übergewicht vorliegt, der Körper äußerlich ohne wesentliche Haltungsschäden ist und die Gelenke bei der Belastungsuntersuchung keine Probleme bereiten, ist ein normales Fitnesstraining unter qualifizierter Anleitung ohne weitere Untersuchungen möglich, ebenso Rad fahren, Schwimmen oder auch Laufen. Sind schon im Vorfeld Gelenkbeschwerden vorhanden, sollte nach gründlicher körperlicher Untersuchung allerdings nicht gezögert werden, sofort eine definitive Klärung zum Beispiel durch eine MRT (Magnetresonanztomografie) herbeizuführen. Langwierige Röntgenuntersuchungen haben neben der Strahlenbelastung den Nachteil, dass Bänder, Knorpel, also die Weichteile, die gerade besonders betroffen sein können, auf diesem Weg überhaupt nicht dargestellt werden. Gute Orthopäden oder Sportärzte können aussagekräftige Diagnosen am ehesten mit einer MRT stellen. Zu warnen ist allerdings vor unsinnigen Untersuchungen wie etwa einer Ganzkörper-CT. Gern wird von »naturnahen« Bildern berichtet, wie sie sonst nur in Lehrbüchern zu sehen sind. Vorsicht: Die Strahlenbelastung ist bei diesen modernen Geräten höher als bei bisher eingesetzten CT-Geräten. Auf Kongressen wird von den Protagonisten meist der Vergleich zu der Strahlenbelastung bei einer Atlantik-Überquerungen im Flugzeug gezogen. Eine der wichtigsten Leitlinien zum Strahlenschutz besagt jedoch: Die ionisierende Strahlung soll so gering wie irgend möglich gehalten werden. Es wurde errechnet, dass allein durch die ionisierende Strahlung eines Ganzkörper-CT bei jedem tausendsten Untersuchten eine Leukämie auftritt. Wie viel Wahrheit in solchen Berechnungen auch immer liegen mag: Es |87| zeigt die Gefahr, und ich persönlich würde niemandem zu solch einer Untersuchung aus reinen »Vorsorgegründen« raten.
Leistungsdiagnostik
Ist die erste Hürde genommen, und es bestehen – wie übrigens fast immer – keine Bedenken gegen einen Trainingsbeginn, folgt gleich die nächste Frage: Wie soll ich trainieren, wie häufig, wie intensiv? Ist es sinnvoll, eine Leistungsdiagnostik erstellen zu lassen? Zu welchem Zeitpunkt?
Für die meisten Diagnoseverfahren gilt, dass sie in keiner Weise gefährlich und meist auch ohne größeren Aufwand durchzuführen sind. Für einen Trainingsanfänger empfehle ich für die ersten Wochen seines Trainings zunächst eine Berechnung des Grenzpulses. Eigentlich bin ich ein Verfechter einer regelmäßig zu wiederholenden Leistungsdiagnostik; aber in diesen ersten Wochen hat jeder genügend technische Probleme zu bewältigen, sodass ein genaues Einhalten der Grenzfrequenz in der Regel nicht möglich ist. Man kann sich jedoch entweder mit der manuellen Pulsmessung (Puls am Handgelenk oder an der Halsschlagader ertasten, 15 Sekunden lang Pulsschlag zählen und mit vier multiplizieren) oder mit einer Pulsuhr vertraut machen und das Einhalten eines bestimmten Pulswertes trainieren. Sofern keine Herzrhythmusstörungen vorliegen, erbringt die Pulsuhr meist die genaueren Ergebnisse.
Der Kölner Sportwissenschaftler Dr. Dieter Lagerstrom hat zur Berechnung des Grenzpulses beispielsweise folgende Formel entwickelt:
Der Trainingszustand für Untrainierte liegt bei 0,60 bis 0,65, für mittelmäßig Trainierte bei 0,65 bis 0,7 und für gut Trainierte |88| bei 0,7 bis 0,75. Der Ruhepuls sollte morgens vor dem Aufstehen ertastet werden. Nach etwa zwei- bis dreimonatigem regelmäßigem Training rate ich dann zu einer ersten richtigen Leistungsdiagnostik beispielsweise durch eine Laktatmessung. Dann kennen Sie Ihre genauen individuellen Werte.
Laktatmessung
Bei der Laktatmessung laufen Sie auf dem Laufband oder treten auf dem Ergometer. Dabei werden Sie stufenweise stärker belastet. Je höher die körperliche Anstrengung, desto höher steigt der Puls. In bestimmten Abständen (zum Beispiel alle drei Minuten) wird Ihnen aus dem Ohrläppchen (seltener aus der Fingerkuppe) ein Tropfen Blut abgenommen, um den Laktatspiegel zu bestimmen. Aus dem entstehenden Diagramm kann relativ genau abgelesen werden, wann der kritische Grenzpuls mit einem Laktatwert zwischen 3 und 4 mmol/l (Millimol pro Liter) auftritt. Der Wert zeigt das obere Limit des
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