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Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Kraemer
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Sie wusste nicht, ob es Nachwirkungen ihres Abenteuers waren oder der Gedanke daran, was ihnen bevorstand, wenn sie Waffen benutzen würden, um Marie zu befreien.
    „Reden wir morgen weiter“, sagte sie. Wenig später waren alle drei eingeschlafen.
    Kurz bevor der Morgen graute, schlug Edda die Augen auf. Sie hatte das Gefühl, keine Minute geschlafen zu haben. Durch das Schaufenster fiel das erste Tageslicht ins Lokal und sie lauschte auf das Anfahren eines Busses vor dem Fenster. Beide Jungen schliefen noch. Friedlich wie Kinder. Edda war erst kurz vor Tagesbeginn tiefer eingeschlafen und sie hatte geträumt. Diesmal hatte ihr Traum nichts mit Tieren zu tun gehabt. Er hatte in einer gänzlich anderen Zeit gespielt. Einer Zeit, die sie aus dem Tagebuch von Marie kannte. Dinge tauchten auf, die sie auf dem Dachboden in Cuxhaven gefunden hatte. Doch der Traum spielte in Berlin und Edda war sich sicher, dass er sich hier ganz in ihrer Nähe ereignet hatte.
    Sie hatte sich in der Gesellschaft eines Mannes befunden, der einen dunklen Anzug trug und einen etwas in den Nacken geschobenen Hut. Sie fuhren in einem Wagen durch die Stadt, der vor dem Wintergarten hielt. » Der Große Furioso « stand auf einem großen, gemalten Plakat, das eine Zeichnung des Mannes mit dem Hut zeigte, doch auf dem Bild trug er einen indischen Sikh-Turban. Auf der Zeichnung war im Hintergrund auch Edda zu sehen. Offenbar war sie es, die heute hier auftreten würde.
    Mit dem Mann ging sie in das Varieté, lief über einige Gänge und betrat dann einen großen Saal. Der Mann schaltete die Scheinwerfer ein und deutete auf eine Loge im hinteren Teil des Saals, der mit gedeckten Tischen und passenden Stühlen gefüllt war.
    „Dort werden sie in wenigen Stunden sitzen“, sagte er. „Mach dir keine Sorgen. Du brauchst nicht viel zu tun. Denn ... er liebt kleine Mädchen.“
    Zweifelnd schaute Edda ihn an.
    „Soll das ein Trost sein?“
    „Wenn alles vorbei ist, ist es für alle ein Trost“, sagte der Mann und ging mit Edda auf die Bühne.
    „Ich werde zunächst wie immer die Krebse und die Hühner hypnotisieren, um die Stimmung zu heben, und dann einen Freiwilligen aus dem Publikum bitten. Danach ... “
    Der Mann warf ein Tuch in die Luft und als es die Höhe seiner Brust erreicht hatte, ließ er es in seiner hohlen Hand verschwinden. Er drehte die Hand nach oben und auf der Handfläche war plötzlich ein kleines Sonnenrad unter einer Glaskuppel zu sehen, dessen Speichen mit zahllosen farbigen Edelsteinen und Kristallen besetzt waren. Ohne dass Edda es bemerkte, betätigte er einen verborgenen Mechanismus. Gleichzeitig begannen sich die drei Kreise, die das Sonnenrad bildeten, gegenläufig zu drehen.
    Zunächst langsam, dann wurden sie immer schneller, sodass die vielen Edelsteinsplitter auf dem Sonnenrad das Flirren der Speichen noch einmal verstärkten. Ein leises, kaum hörbares Summen verbreitete sich von dem sich drehenden Rad. Edda merkte, wie sie beinahe magisch von der Strahlkraft des Gegenstands und seiner Bewegung angezogen wurde. Noch nie hatte Edda etwas so Schönes gesehen. Automatisch streckte sie ihre Hand danach aus.
    Der Mann beobachtete Eddas Gesicht, sagte aber nichts und legte die Preziose in Eddas Hand. Die Räder stoppten für einen Augenblick. Dann begannen sie wieder zu laufen. Anders als in der Hand des Mannes.
    Wie gebannt starrte Edda auf das innerste Rad, das jetzt in einem Sonnenstrahl funkelte, der durch das tiefe Fenster in den Raum fiel. Sie konnte ihren Blick davon kaum mehr abwenden.
    „Es dreht sich anders als bei dir?“, sagte Edda.
    „Es nimmt die Frequenzen dessen auf, der es hält, aber es kommuniziert gleichzeitig auch mit dem Kollektiv.“
    Verständnislos schaute Edda ihn an.
    „So wie du gleichzeitig eines von Milliarden weiblicher Wesen bist und die unverwechselbare Marie.“
    Edda lächelte. Er hatte auf alles die richtige Antwort. Der Mann stellte das sich drehende Rad in eine Vorrichtung aus Glas, die sich hinter einem weißen Vorhang auf der Bühne befand; genau gegenüber einer Hakenkreuzflagge, am Ende des Raumes. Auf dem Vorhang erschien das Sonnenrad jetzt um ein Vielfaches vergrößert. Der Mann setzte sich an die Orgel am Rand der Bühne und begann kaum hörbar zu spielen.
    „Was ist das für Musik?“, fragte Edda. „Oder ist da keine? Doch ...“
    „Eine spezielle Frequenz“, sagte er leise. „Hör einfach zu! Sie wirkt auf das Unterbewusste. Ich habe diese Komposition in der

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